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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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Jahre älter war. Elisa war immer wieder erstaunt von ihrer Schönheit. Ulanis Gesicht war von ebenmäßiger Perfektion. Ihre hohen Wangenknochen, der volle und doch zierlich geformte Mund wirkten vornehm, und ihre Nase war die einer ägyptischen Statue. Dazu die grünen temperamentvollen Augen und die lockigen Haare in warmem Haselnussbraun und ein graziler, hochgewachsener Körper mit weiblichen Rundungen und einer verführerisch schmalen Taille. Kein Mann würde Ulani auf Dauer widerstehen können, wenn sie es drauf anlegen würde. Umso wichtiger war es, sie für den Richtigen zu bewahren. Ungeduld sprühte aus den jungen Augen: »Bin ich Victorias Halbschwester? Ist der Gouverneur mein Vater?«
    Elisa nickte, beeilte sich aber, Ulani zu sagen, dass das lediglich ihre Vermutung sei, auch wie sie ein Bild von Jansons Mutter als junger Frau gesehen hatte.
    Â»Sie trug diesen Ring … aber ich bin mir fast sicher, dass ein Mann wie Janson diesen Ring niemals verschenkt hätte. Ich nehme also an, es wurde gestohlen … vielleicht sogar als Racheakt. Daher würde ich ihn nicht unbedingt in der Öffentlichkeit tragen oder aber damit prahlen … Es könnte gefährlich sein. Gib ihn lieber mir … ich verwahre ihn.«
    Ungläubig sah Ulani sie an, als hätte ihre Ziehmutter etwas ganz und gar Verwerfliches gesagt. Tränen ließen ihre Augen feucht werden.
    Â»Der Ring ist das Einzige, das ich von meiner Mutter habe. Ich will … ich möchte … es muss so sein, dass der Ring ihr aus lauter Liebe geschenkt wurde, weil ich geboren wurde … So oft habe ich es mir vorgestellt … es könnte doch die Wahrheit sein, oder nicht? Mann und Frau verlieben sich ineinander … Auf dem Ring ist ein Herz. Bitte, Elisa … lass es Liebe gewesen sei, die echte, wahrhaftige Liebe, nach der doch auch du immer noch suchst … meine Ma ist tot.«
    Ulani hatte sie nie Mutter genannt, im Gegensatz zu ihren beiden jüngeren Brüdern, die Elisa schnell als Mutter akzeptiert hatten. Doch Ulani war zu diesem Zeitpunkt bereits zehn Jahre alt und hielt die Erinnerung an ihre Mutter wie einen wertvollen Schatz in ihrem Inneren.
    Elisa überließ ihr den Ring und mit ihm ihre Illusionen.
    Drei Wochen später war Johannes eines Morgens endlich wieder in seinem Kontor. Elisa öffnete seine Tür. Ihre Kleidung war ungewöhnlich leger, ihr Haar hing offen herab, und sie sah aus, als wäre sie gerade aus dem Bett gekommen. Alles, was sie trug, war ein gewöhnliches Hauskleid aus Baumwolle, dazu ein rasch übergeworfenes Tuch. Augenscheinlich hatte sie Hals über Kopf ihr Haus verlassen, um zu ihm zu kommen. Seit sie ihr Kind verloren hatte, war Johannes auf Lihue bei seiner Familie gewesen. Ohne Begrüßung fauchte sie ihn mit den Augen einer wilden Tigerin an.
    Â»Wo warst du so lange? Hat dir niemand gesagt, was hier bei uns los ist? Kelii ist aus dem Gefängnis verschwunden, mit ihm seine Frau und ihr Kind!«
    Johannes stand vom Schreibtisch auf und schloss schnell die Tür, damit seine Angestellten nichts von ihrem Gespräch mitbekamen.
    Â»Mäßige dich! Oder willst du es für Kelii noch schlimmer machen?«
    Â»Dann weißt du es also?« Fassungslos sah sie ihn an.
    Â»Janson hat mir den Bericht gezeigt. Was sich im Gefängnis abgespielt hat, muss wirklich grauenerregend gewesen sein. Sie haben ihn sogar geprügelt, weil er sich geweigert hat, mit ihnen zu gehen …«
    Â»Aber wohin? Wohin haben sie die drei bei Nacht und Nebel gebracht? Keliis Mutter war völlig aufgelöst, als sie am Besuchstag mit den Kindern zurückkam. Es hieß nur, sie seien fort … Was ist dort geschehen, Johannes? Warum wurden sie weggebracht? Ich … ich muss ihn unbedingt sehen!«
    Elisas Atem ging heftig. Auch wenn sie sich bemühte, ruhig zu bleiben, erinnerte ihn die verzweifelte Panik in ihren Augen an ein Pferd, das jede Sekunde durchgehen würde. Sanft legte er seine Hand auf ihren Arm, um sie zu beruhigen.
    Â»Wollen wir uns nicht zunächst begrüßen … und warum siehst du so aus, als würdest du gerade erst aus dem Bett kommen? Ich meine, was sollen die Angestellten denken?«
    Wütend wich sie vor seiner Berührung zurück.
    Â»Ich war gerade dabei ins Bett zu gehen, wenn es dich interessiert. Im Auftrag von Lili’uokalani habe ich die ganze Nacht über Briefe verfasst

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