Insel der schwarzen Perlen
die Lippe. Leilani war sofort mit Jod zur Stelle, darauf bestand Stefan als Arzt, und Maja musste lächeln. Sie hatte bemerkt, wie sich die beiden ansahen, und spekulierte mit Keanu, ob sich eine Aliâi wie Leilani jemals zu einer unvernünftigen Liebschaft hinreiÃen lassen würde.
Es war ein fast perfekter Abend. Wie versprochen zeigten sich die Sterne auf kristallklarem Himmel, auch der Mond hatte seine Sichel präsentiert. Wenn die Musik kurz pausierte, bemühten sich die Grillen um Romantik. Majas Vater, der zunächst eher müde gewesen war, blühte in allerlei Gesprächen auf, aber vor allem hatte er groÃe Freude am Grillen.
Es duftete nach gutem Essen, Mai hatte einen scharfen Salat aus lila Tarowurzeln mitgebracht, der göttlich war, aber vor allem hatte sie kleine Geschenke für jedes Zimmer im neuen Haus dabei. In Majas Arbeitszimmer, in dem Stefan seit einigen Wochen schlief, hängte sie eine Kette aus Kaurimuscheln. In das Schlafzimmer kamen ebenfalls Muscheln der Fruchtbarkeit, doch diesmal als kleines Kästchen. Wenn das Paar einmal keine weiteren Kinder wollte, sollte man einfach Kondome hineinlegen, erklärte sie nüchtern.
Im Kinderzimmer versprengte sie sorgfältig in alle vier Ecken ein spezielles Meerwasser, bei Vollmond geschöpft. Aus dem Fenster im Kinderzimmer spuckte sie dieses Wasser, alles mit ihrer Entourage aus Kindern und Enkeln, die keine Sekunde lang stillstanden, sondern pausenlos in Bewegung waren. Ihr ältester Enkel, der DJ , war zweiundzwanzig, die jüngste Enkeltochter, eine quirlige Maus, war erst sechs Jahre alt. Es war ein groÃer SpaÃ. Nur ein Gast blieb im Abseits.
Sabji hatte einen Blick auf Majas Vater geworfen, und ihre Laune hatte sich derartig verschlechtert, dass sie den ganzen Abend über zu allen unfreundlich war. Hätte sie ein eigenes Auto dabeigehabt, so wäre sie sicherlich abgefahren. Doch sie war mit ihrer Schwester und den anderen gekommen und daher zum Bleiben verdammt.
Die Einzige, die an diesem Abend ein wenig Zärtlichkeit und Zuwendung von Sabji bekam, war Maja. Gemeinsam standen sie eine Weile lang nebeneinander am Feuer und sahen in die Flammen. Maja wusste nicht, warum sie dort stand, aber den ganzen Abend über musste sie immer wieder zu Sabji hingehen, selbst nachdem Mai es ihr ausdrücklich verboten hatte.
»Lass meine Schwester, sie soll sich ausspinnen, sie ist einfach wieder pupule, das verrückte Huhn.«
Doch in Mais Augen glänzten Tränen.
Dann geschah das Unglaubliche. Es war kurz nach ein Uhr früh, einige der kleineren Kinder waren längst in Betten und Sofas eingeschlafen, als ein Jeep die Einfahrt hinauffuhr. Der Haifischmann stieg aus.
Es war fast neun Monate her, seit Maja den Mann gesehen hatte, doch er wirkte noch genauso elegant und kalt wie bei ihrer ersten Begegnung, nur waren seine Augen jetzt anders. Sie waren weder überlegen noch unbeteiligt, sondern flackerten wild, als sei er auf Drogen.
»Sagt ihr sofort, wer sie wirklich ist, sonst werde ich es ihr sagen müssen â¦Â«
Das Nächste, was Maja hörte, war ein Schuss.
15. Kapitel
Kahuna-Junge, Sommer 1911
Elisa versuchte aufzustehen, um sich an ihrem Waschtisch im Zimmer ein wenig frisch zu machen, doch sie war immer noch zu schwach. Noch einmal legte sie einen kühlen Lappen auf ihre heiÃe Stirn und überlegte, ob sie das Angebot Doktor Wellingtons doch lieber annehmen und sich mit der Kutsche in die Klinik fahren lassen sollte.
Bei ihrer Fehlgeburt vor zwei Tagen hatte sie viel Blut verloren und fieberte seitdem. Der Doktor war bei ihr gewesen und hatte ihr strenge Bettruhe verordnet und die üblichen Tropfen mit den Worten hingestellt, sie sollte dankbar sein. In ihrer Lage wäre ein Kind nicht passend. Dann hatte er nachgefragt, ob Fremdeinwirkung angewendet worden war. Elisa konnte mit reinem Gewissen verneinen, da Gott über dieses Kind entschieden hatte und nicht sie.
Bereits vor Wochen hatte sie sich gegen Hokus Kräuter entschieden. Nach dem verzweifelten Abend mit Johannes war ihr Liebesnest kein Ort der reinen körperlichen Liebe mehr, sondern sie hatten über all das gesprochen, was zwischen ihnen stand, aber auch über ihre tiefen Gefühle füreinander. Danach wollte Elisa sein Kind bekommen, auch um Johannes die Tiefe ihrer Liebe zu beweisen. Sie wusste, wie sehr er sich nach Rosas Tod ein weiteres Kind gewünscht
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