Insel der schwarzen Perlen
ersten Tagen des Jahres 1913 in die Stadt zurück, aus der er Jahre zuvor an der Hand von Gerits Jansons Mutter nach Hawaii gekommen war.
Einige letzte Tränen, dann tutete es, die Matrosen lösten die Leinen und Ulani entschwand mit Johannes gen Horizont.
Die ganze Familie war gekommen, um Lebewohl zu winken. Elisabeth und Thomas würden ihren Vater im Sommer in Hamburg besuchen. Elisa und Amala, die sich über Elis Fernbleiben wunderten, wollten gerade mit Gerd und Emma seine Koffer und Taschen zurück zum Washington Place bringen, als er auÃer Atem angerannt kam. Schon von ferne hörte Elisa ihn panisch rufen und ahnte Schlimmes.
Die Seuchenpolizei hatte Nalani und Makaio abgeführt und auch ihre drei Söhne, die ebenfalls untersucht werden sollten.
»Meine ganze Familie hat vielleicht Mai Pake, das sagten die Polizisten, die mit dem britischen Doktor dort waren. Aber alle fünf sollen Mai Pake haben? Es ist unser Doktor, der das behauptet, Ma, aber es stimmt doch nicht, oder?«
Auf diese Weise versuchten die Plantagenbesitzer also jetzt, an ihr Land zu kommen, dachte Elisa und verstand, warum ihr Sohn nicht auf dem Dampfer nach Hamburg sein wollte.
»Ich werde hier gebraucht, Ma, wir müssen ihnen helfen!«
Elisa schickte Amala mit den Kindern nach Hause und machte sich auf der Stelle mit Eli auf den Weg zum Kalihi-Hospital.
An diesem Tag, an dem Ulani ihre Hochzeitsreise begann und Eli sein Schiff verpasste, fällte Elisa eine Entscheidung, die viele Jahre lang das Leben ihrer Familie prägen würde. Sie würde nach Kalaupapa in die Leprakolonie ziehen, um dort Kelii, Nalani und Mokaio in ihrem aussichtslosen Kampf gegen Mai Pake zur Seite zu stehen. Aber sie würde dort nicht nur als kokua antreten, als Helferin der Erkrankten, sondern auch als Unternehmerin. Johannes hatte sie schon vor längerer Zeit auf diese Idee gebracht, als sie über Keliis verzweifelte Situation sprachen. Zu diesem Zweck hatte er Elisa über sein Kontor mit einem Vermögen in Höhe ihrer restlichen schwarzen Perlen ausgestattet, die nach wie vor in ihrem Versteck unter dem Apfelbaum an der Na-Pali-Küste von Kauai lagen.
Dein Wort genügt mir, Schwester. Nimm so viel aus meinem Konto in Honolulu, wie ich unter deinem Namen bewilligt habe. Eines Tages holen wir die schwarzen Perlen gemeinsam.
Das Erste, was Elisa kaufte, war das berüchtigte schwarze Mai-Pake-Boot, das seit Jahren die Verbannten vom Kai des Kalihi-Hospital fortbrachte. Sie übergab Eli zusammen mit Ulanis Brüdern das Boot, und gemeinsam tauften sie es auf den Namen Iwa. Es würde das Boot der Ananasrebellen werden, und sie bauten einen geheimen Verschlag im Bug. Dort konnten bis zu drei erwachsene Männer sich verstecken, sollte die Iwa von der Hafenpolizei durchsucht werden.
Johannes hatte Elisa zugesagt, ihr durch seine Beziehungen zu verschiedenen Reedereien dabei zu helfen, die gefährdeten Rebellen von den Inseln aus auÃer Landes zu bringen.
Alles brauchte länger als geplant, doch eines Tages war es so weit. Elisa stand dem britischen Doktor in ihrer neuen Funktion als Besitzerin des Mai-Pake-Boots gegenüber, um über den Transport seiner Patienten zu verhandeln, unter ihnen Nalani und Makaio. Nicht nur forderte Elisa einen höheren Preis als der alte Besitzer, sie verlangte im Vorfeld die Patientenliste. Nalani und Makaio waren auf der Liste, nicht aber ihre Söhne.
»Da fehlen drei Namen, lieber Herr Doktor Wellington â¦Â«
»Nein, es hat alles seine Ordnung, die Söhne sind nicht krank, sondern sie müssen ins Gefängnis.«
»Nein, sie sind krank, ernsthaft krank und gefährlich für ihre Umwelt. Auf Kalaupapa sind sie besser aufgehoben, glauben Sie mir.«
Der Doktor schwieg, nahm seine Brille ab und putzte sie lange und umständlich.
»Es ist Ihre Verantwortung, Fräulein Vogel â¦Â«
Kelii stand da wie eine Statue, seine Augen brannten ihr entgegen, als das schwarze Boot an ihm vorbei auf die Hafeneinfahrt von Kalaupapa zufuhr.
»Ich wusste, du würdest eines Tages kommen.«
Das war alles, was er sagte, bevor sie ihre harte Arbeit begannen. Er war krank, sehr krank sogar. Makaio und Nalani ging es noch nicht so schlecht, aber ihre Prognose war ebenfalls bedenklich. Kelii war schon länger einer der freiwilligen Versuchspersonen für verschiedene Therapien, und sein Fall wurde von Professor Janson
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