Insel der schwarzen Perlen
bewerben. Es gab inzwischen viele Unzufriedene. Ausdrücklich wurden ausgewählte Aliâi neben die Abkömmlinge der Missionary Boys gesetzt. Auf Elisas Bitte hin kamen auch einige Vertreter der Familie Dole sowie Mike Baker und seine Frau. Nalani und Makaio setzten sich mit ihren Widersachern an einen Tisch.
Die wichtigsten Honoratioren von Honolulu, unter ihnen der Richter Sanford B. Dole sowie Gouverneur Lucius E. Pinkham, bekamen spezielle Aufgaben von Elisa. Einer musste eine Rede halten, der andere ein Rätsel stellen, bei dem es einen Preis zu gewinnen gab, und Richter Dole sang sogar einen Song mit Henry Berger, dem Bandleader der Royal Hawaiian Band.
An den reich gedeckten Tischen, über Blumenschmuck und köstlichen Speisen parlierten die WeiÃen mit den Aliâi, als wären sie die besten Freunde. Man feierte bis spät in die Nacht und war vordergründig fröhlich, doch hinter der einen oder anderen vorgehaltenen Hand wurde auf beiden Seiten auch gelästert. Johannes van Weens junge Braut war eine Gouvernante aus dem Nirgendwo. Dennoch war man sich einig über die betörende Schönheit ihrer grünen Augen, man bewunderte ihren makellos hellgoldenen Teint und ihre umwerfend elegante Figur mit den langen Beinen.
Elisa war stolz auf Ulani. Sie war eine strahlende und vor allem liebreizende Braut mit bemerkenswertem Charme. Aber es war nicht nur ihre Schönheit, die Elisa bezauberte, sondern vor allem ihre Eloquenz. Mit wohltönender Stimme drückte Ulani den Gästen und vor allem Elisa ihre tiefe Dankbarkeit aus, als sie nach der kirchlichen Zeremonie im Hotel ihre kurze BegrüÃungsansprache hielt. Sie hielt ihren Kopf stolz auf dem schwanengleichen Hals und sprach langsam, stets ein Lächeln auf den Lippen, das sie vor allem Liliâuokalani schenkte. Sie sprach trotz ihrer Jugend mit klugen Worten über das Königshaus als Bringer und Bewahrer der wertvollsten hawaiischen Traditionen. Johannes konnte stolz auf seine zweite Frau sein, auch das hatte er Elisa zu verdanken. Tag und Nacht hatte sie Ulani auf diesen Moment vorbereitet.
In der tränenreichen Aussprache, in der Ulani sich für den Verrat entschuldigte, hatte es einen Ãberraschungsmoment gegeben, denn Ulani versicherte ihrer Mutter, sie sei immer noch jungfräulich. Zwar hätte sie einiges getan, worüber eine ehrbare Frau nicht sprechen sollte, doch ihre Jungfräulichkeit hätte sie sich bewahrt. Elisa hätte sie oft genug vor den Folgen gewarnt, sollte sie sich einem Mann je ganz hingeben.
Als Elisa ihr schlieÃlich verzieh, kam Freude an den Vorbereitungen auf, die das ganze Haus ergriff. Alle bekamen sie neue Kleider, und Gerd stolzierte in seinem ersten Anzug herum. Das Baby wurde mit weiÃen Rüschen ausstaffiert, und Emma überschlug sich mit ihren Freundinnen, als es um Brautstrauà und Blumenschmuck ging.
Selbst Amala wurde von dem Hochzeitswahn angesteckt und lieà sich dazu bewegen, nach edlen Stoffen für das schönste Hochzeitskleid der pazifischen Inseln zu suchen, bis ihr die FüÃe schmerzten. Nichts war gut genug für Prinzessin Ulani, wie ihre Geschwister sie jetzt nannten, um sie auf die Palme zu bringen. Alle genossen sie den gut gelaunten Wahnsinn, nur abends, wenn sie alleine in der Küche saÃen, besprachen Amala und Elisa ihre eigenen Themen.
»Ob es je Liebe werden wird zwischen Johannes und unserer Prinzessin? Ich wage es zu bezweifeln â¦Â«
»Ich bin ihre Tutu. Als solche kann ich dir versprechen, dass es zumindest halten wird ⦠Aber Liebe? Ihre frühen Kindheitserlebnisse waren schwer ⦠der Tod der Eltern, das Betteln am Hafen. Sie wird gerne Johannesâ Ehefrau sein und ihn nach Europa begleiten. Aber ein wahrhaft liebendes Herz voller Hingabe wird noch viele Jahre nicht in ihrer Brust schlagen, wenn du mich fragst.«
»Das sehe ich auch so. Dafür ist Ulani intelligent, lebendig und zudem ausgesprochen reizvoll. Sie wird Johannes nützlich sein, da sie mehrere Sprachen flieÃend beherrscht. Zudem hat sie ein gutes Händchen für Zahlen und eine äuÃert passable musikalische Grundausbildung. Damit ist sie in Europa mehr als gesellschaftsfähig â¦Â«
»Du mit deinem Europa ⦠es ist so weit weg.«
Amala brummelte vor sich hin, während sie aufräumte.
»Und musstest du für ihr Brautkleid noch eine weitere schwarze Perle einlösen? Das
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