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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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dokumentiert.
    Â»Niemand kann von den Schäden dieser Krankheit geheilt werden«, sagte Professor Janson ihnen allen. »Aber ich will versuchen, dieser Krankheit zumindest Einhalt zu gebieten. Vielleicht werden einige von ihnen dann nicht mehr ansteckend sein … und dürfen zurück nach Hause.«
    Das war das Ziel, der Weg dorthin war nicht nur ungewiss, sondern auch bitter. Für die kokua, die Helfer, galten strenge Regeln. Elisa musste getrennt von Kelii wohnen, sogar separat essen, und durfte ihren Liebsten niemals berühren, so wie sie Nalani und Makaio nicht anfassen durfte. Aber sie war immerhin eine anerkannte kokua, und in dieser Funktion durfte sie unter bestimmten Bedingungen mit ihren Freunden zusammen sein. Ansonsten verrichtete Elisa fast jeden Tag gegen ein bescheidenes Gehalt die Schreibarbeiten für den Professor. Da er sich stets auf Deutsch seine Notizen über die Fortschritte der Behandlungen machte, übersetzte sie diese und fügte sie in die englische Gesamtdokumentation ein. Außerdem erledigte sie seine englische Korrespondenz. Auf diese Weise erfuhr Elisa viel über die bisherigen Behandlungsversuche, aber vor allem entdeckte sie schnell, wie wenig Fortschritte gemacht wurden.
    Â»Es ist hoffnungslos, Kelii. Die Ärzte fischen im Trüben. Seit den Erkenntnissen von Louis Pasteur hat sich nicht viel getan … Wir müssen selber etwas ausprobieren.«
    Ihr geheimer Treffpunkt mit Kelii waren die schwarzen Steilfelsen. Viele Stunden verbrachten sie dort gemeinsam am Meer, sie saß auf einem Stein und er einige Meter weiter. Ein Überhang in der Steilküste spendete zu bestimmten Zeiten wohltuenden Schatten, und sie waren dort wunderbar abgeschieden von der Welt. Manchmal redeten sie, bisweilen war es ein Schweigen ihrer tiefen Verbundenheit. Dienstags und freitags gab es oft Neuigkeiten zu besprechen, denn das schwarze Schiff brachte zweimal pro Woche Vorräte und bisweilen neue Patienten nach Kalaupapa.
    Manchmal bog das schwarze Schiff vor der Hafeneinfahrt in ihre Bucht ab, dann ging die seitliche Luke auf. Ein Mann oder auch mehrere sprangen ins Wasser und schwammen an Land. Stets fanden die Ananasrebellen am Ufer unter dem überhängenden Felsen alles, was sie für ihre weitere Flucht benötigten.
    Die drei Söhne von Nalani und Makaio waren bereits in ihrer ersten Nacht den Steilhang hinaufgeklettert. Von der anderen Seite der Insel aus wollten sie mit einem weiteren Boot von Molokai nach Big Island oder Maui fliehen. Keiner von ihnen konnte im Moment auf Oahu bleiben, aber sie hofften in ein paar Jahren zurückkehren zu können. Der Abschied war tränenreich, aber auch voller Hoffnung.
    Â»Ipo … was meinst du, wie lange noch?«
    Es hatte Monate gedauert, bis Kelii sie wieder bei ihrem Kosenamen rief. Und ein weiteres Jahr verging, bis er sie eines Tages einlud, mit ihm Okelanis Grab zu besuchen. Sie spürte seine Trauer immer noch wie einen eisernen Ring um seine Brust. In ihr tobte es erneut, die Frage nach der echten Liebe wurde übermächtig, da sie ihn nie berühren durfte. Doch er erlaubte es nicht.
    Â»Du musst für unsere Kinder weiterleben. Erzähle mir von Gerd, Emma und Hokulele …«
    Sie tat es, viele Stunden lang, denn jeden Monat fuhr sie mit der Iwa für eine Woche zu Amala und den Kindern nach Honolulu. Bei ihrer Rückkehr brachte sie stets neue Geschichten mit.
    Eli kam öfter auf die Insel, um Kelii zu sehen und mit ihm die gefährliche Gratwanderung zu besprechen, zu der er sich entschlossen hatte. Zusammen mit Ulanis Brüdern arbeitete er auf der Iwa, auch half er den Ananasrebellen, aber Eli hatte jetzt vor, sich offiziell von der Firma Dole in der Ananasfabrik in Honolulu anstellen lassen. Das weltweite Geschäft mit Dosenananas war extrem profitabel, und James Dole suchte ständig verlässliche Angestellte.
    Â»Nur so kann ich zumindest einen Teil der Freunde, aber vor allem den Besitz von Nalani und Makaio retten.«
    Es war ein besonders heißer Augusttag im Jahr 1914, wie Elisa sich später erinnern sollte, als das schwarze Boot am Kai Vorräte auslud. Eli kam zu ihnen auf die Felsen gelaufen und rief schon von Weitem:
    Â»In Europa ist endgültig der Krieg ausgebrochen!«
    Alle waren zutiefst erschrocken, obwohl zumindest Elisa es schon länger geahnt hatte. Die Gespräche der Ärzte und Professoren aus den verschiedenen Ländern

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