Insel der schwarzen Perlen
Zusammenschluss an Plantagenbesitzern sich international bewähren soll. Dein Onkel Paul, Janson und fast hundert Prozent der Anteileigener haben mir ihr Vertrauen geschenkt. Ich soll zukünftig in Boston und in Europa unsere Interessen vertreten. Es steht im Moment wirklich sehr viel auf dem Spiel â¦Â«
»Es wird Krieg geben, nicht wahr?«
Elisas Stimme war leise, und eigentlich brauchte sie seine Antwort nicht. Sie fühlte es in ihrem Inneren, so wie sie auch mit jeder Minute an Gewissheit gewann, wie es in Zukunft mit Johannes und ihr weitergehen würde. Stabile Verbündete würden sie sein müssen, in dieser Zeit, in der es vermehrt darum gehen würde, diejenigen zu beschützen, die in dem Getriebe der zunehmenden Aggression zermahlen werden würden.
Nicht nur ihre Lieben und das Land mussten geschützt werden, sondern vor allem auch für Hawaiis Kultur setzte Elisa sich bei Johannes ein.
»Es sind die Menschen hier, die wir lieben. Königin Liliâuokalani mit ihrem unzerstörbaren Gottvertrauen ⦠Die weisen Kahuna, von denen ich so viel lernen durfte. Nalani und Makaio und vor allem deine liebe Frau Leilani. Allein unserer Kinder wegen müssen wir diese Kultur beschützen. Hawaii ist nicht nur ein Markt für Zucker und Ananas â¦Â«
Sie sprachen über ihre vier Kinder von gemischtem Blut und zweierlei Haut, die täglich einen Spagat zwischen zwei Kulturen machen mussten. Ihre Nöte und Möglichkeiten wägten sie gemeinsam ab und fassten einen Entschluss als Bruder und Schwester. Thomas und Elisabeth, aber auch Emma und Gerd sollten in Zukunft vermehrt bei ihrer gemeinsamen hawaiischen GroÃmama am Washington Place unterrichtet werden und so möglichst viel von der Kultur der Aliâi vermittelt bekommen.
»Ulani und Eli könnten dich dafür nach Europa begleiten. Eli wäre ein wundervoller Assistent, und es wäre mein ausdrücklicher Wunsch, dass er eine Zeit lang in Europa Erfahrungen sammelt. AuÃerdem muss er hier dringend aus der Schusslinie. Vielleicht kannst du auch noch die anderen jungen Männer bei Geschäftspartnern unterbringen.«
»Und Ulanis Zukunft?«
Johannes sah sie nicht an, als er seine Frage stellte, doch sie spürte seine Anspannung.
»Ich habe euch an dem Nachmittag gesehen ⦠liebst du sie bereits? Oder konntest du dich nur nicht beherrschen?«
»Das tut mit leid ⦠ich wollte nicht, ich dachte â¦Â«
»Du dachtest nicht, Bruder, sondern du hast dir genommen, was dir angeboten wurde. Dein Blut war nicht in deinem Kopf, doch jetzt sollte es dort sein. Würde eine so junge Ehefrau wie Ulani deinem Geschäft schaden?«
»Du meinst �« Er musste sie doch ansehen, um zu spüren, ob sie es mit einem Einverständnis ernst meinen könnte. Elisa meinte es ernst.
»Wenn du meiner Tochter aufrichtig Gutes tun willst ⦠Sie ist meine Tochter, das weiÃt du, nicht wahr? Vielleicht teilen wir kein Blut, aber unsere Seelen haben sich verbunden. Wenn du Ulani liebst und ihr Bestes willst, dann musst du sie ehelichen.«
Die Hochzeit von Johannes van Ween und Ulani Vogel fand nur wenige Monate später statt und wurde zu einem bedeutenden gesellschaftlichen Ereignis. Vergleichsweise klein, dafür aber sehr exklusiv, feierten sie im vornehmsten Hotel von Waikiki, dem strahlend weiÃen Moana Hotel an der Kalakaua Avenue, zur Jahreswende 1913. Auf der illustren Gästeliste standen sechzig Personen von gesellschaftlicher Relevanz, und zwar genau so viele Aliâi wie Einwanderer. Die Einladungen auf schneeweiÃem Büttenpapier mit Goldrand waren von feinster Qualität. Auf Elisas ausdrückliche Bitte hin kam auch Königin Liliâuokalani zusammen mit der GroÃmutter von Elisabeth und Thomas.
Ulanis Brüder waren geladen sowie die drei Söhne von Nalani und Makaio. Alle fünf waren nach ihrer Inhaftierung temporär auf freien Fuà gesetzt worden, dafür hatte Johannes mit der entsprechenden politischen Unterstützung gesorgt. Sie waren schlieÃlich alle noch halbe Kinder, und es gab keine wirklich stichhaltigen Beweise, dass einer der jungen Männer tatsächlich Schüsse auf die Soldaten abgefeuert hatte. Es musste ein Unfall gewesen sein.
Elisa hatte ihre Kontakte über Liliâuokalani genutzt, um dieses bedeutende gesellschaftliche Ereignis als Demonstration eines friedlichen Miteinanders zu
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