Insel der schwarzen Perlen
hatte sie zurück zu Keanu gebracht, nur in seinen Armen fühlte sich ihre Zukunft mit dem Kind richtig an. Und es erinnerte sie jeden Tag daran, warum ein schnelles Aufgeben dieser Beziehung keine Option war. Egal wie locker ihre Freundin Ina das in München sehen mochte, Maja musste von jetzt an für zwei Menschen entscheiden, für sich und ihr Kind. Ihr Kind gehörte zweifelsohne hierher, war ein Teil dieser Inseln, nur bei sich selbst war Maja manchmal nicht sicher. Noch nie hatte sie sich so deutsch gefühlt wie auf Kauai.
Keine zwei Stunden später hatte sich ihre Laune erheblich gebessert. Sie hatte Besorgungen hinter sich, ihre Wäsche roch nicht mehr nach Gardenien, und sie war auf dem Weg in ihr Lieblingscafé in Hanalei. Da klingelte ihr Handy. Es war Mai.
»Hey, when are you coming to Lihue? You have important Mail â it is about Elisa. An official letter â¦Â«
Also fuhr Maja bis nach Lihue zum Roten Haus, obwohl sie das an diesem Tag nicht vorgehabt hatte. Sie suchte einen Parkplatz und stellte dabei zufrieden fest, dass das Gerüst inzwischen von dem alten roten Hafengebäude aus Backsteinen entfernt worden war. Bis auf die Fensterumrandungen war der Anstrich perfekt, das neue Rot wirkte im Sonnenlicht genau so warm und einladend, wie Maja es sich bei der Auswahl vorgestellt hatte.
Zufrieden sah sie sich auch die neuen Museumsschilder mit den zukünftigen Ãffnungszeiten an. Elisa Vogels Name würde dort ebenfalls schon bald als eine der permanenten Ausstellungen stehen, dafür hatte Maja sich eingesetzt.
The Elisa Vogel Exhibition â The Life of a German Immigrant
Doch es würde noch eine Weile dauern, bis ihr kleines Museum bereit für die ersten Besucher sein würde. Einiges war ungeklärt, unter anderem auch die endgültigen Besitzverhältnisse des Gebäudes. Nur ein Teil war als Museum gekauft worden, die obere Etage sollte als Privatwohnung verkauft werden, da die ganze Immobilie noch vom Vorbesitzer verschuldet war. Keanu suchte nach einem Käufer.
Ein zweites Mal hatte die Museengruppe, die auf Oahu und Big Island ebenfalls kleinere Museen besaÃ, die hiesige Eröffnung verschoben. Grund war die unzureichende Renovierung der Toiletten. Das Budget war zu knapp bemessen gewesen.
Keanu vermutete jedoch, es steckte noch mehr hinter den Schwierigkeiten, denn er hatte sich mit seinen Aktivitäten bei den Königstreuen nicht nur Freunde gemacht. Maja klopfte.
»Hallo? Jemand da?« Doch die groÃe schwere Holztüre war verschlossen. Sie sperrte auf und ging zunächst in ihr Büro gleich neben dem Eingang. Von hier aus hatte sie mit einem Scanner, einem groÃen Drucker und einer guten Internetleitung viele ihrer Recherchen über Elisa Vogel auf professionellere Beine stellen können. Selbst wenn nach wie vor kein Budget für ihre Arbeit gefunden worden war, hatte sie viel neues Material gesammelt, auch über Elisas Rückkehr nach Deutschland kurz vor dem Zweiten Weltkrieg.
Seit Wochen machte Maja jetzt die gesamte Arbeit, da Keanu so gut wie nie hier war. Sein Raum nebenan war immer noch vollgestellt mit Kisten. Doch zumindest waren die Decke und eine der Wände seit letzter Woche frisch gestrichen worden, wie sie zufrieden feststellte.
Majas Büro war schon länger fertig geweiÃelt und perfekt eingerichtet mit Regalen und einem groÃen Schreibtisch. Heute stand eine neue rot blühende Hibiskuspflanze auf ihrem Fensterbrett, eindeutig die Handschrift der alten Schwestern. Zusammen mit ihrer Schwester Sabji war Mai die gute Seele des historischen Hafengebäudes. In ungelenker Kinderschrift stand eine Postkarte bei der Topfpflanze.
Sorry for stealing ring and diaries,
my sister didn´t mean to.
Sabji just can´t help it!
Hope you liked the fotos
and the letters to Elisa . . .
Wieder hatte Keanu recht behalten. Es war Mais Schwester Sabji gewesen, die Majas Ring entwendet hatte. Die beiden Schwestern hatten ihnen beim Einzug in das Containerhaus geholfen. Bei dieser Gelegenheit musste Sabji ihren Ring sowie auch ihre beiden Tagebücher mitgenommen haben.
Als Maja kurz darauf den offiziellen Umschlag mit dem Stempel aus Honolulu öffnete, war sie aufgeregt. Endlich hatte die US -Regierung ihre Anfrage beantwortet, sie suchte seit Monaten nach offiziellen Dokumenten über die EheschlieÃung zwischen Elisa Vogel und ihrem Mann Kelii, fünf verschiedene öffentliche
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