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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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bemerkte sie diesen Geruch an ihm. Der süße Duft von sonnengeküssten Gardenien, wie Keanu ihr einmal gesagt hatte, war Leilanis Hausmarke. Immer, wenn er aus Honolulu zurückkam, wo ihre Gruppe sich bei Leilani traf, roch er nach ihrer Wohnung. Die weißen Blumen waren Leilanis Markenzeichen, eine halb erblühte Gardenie verwendete sie als Symbol auf Facebook. Der Name ihrer Webseite über kulturelle Inselneuigkeiten für die Jugend Hawaiis lautete ho’okalakupua, magische Gardenie. Aber vor allem war es der Duft von Gardenien, der bei Maja inzwischen Übelkeit hervorrief.
    Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, empfand sie Leilani nach wie vor als Rivalin, obwohl Keanu immer wieder beteuert hatte, es sei nicht so. Er würde nur Maja lieben, sie sei seine Frau.
    We are just good friends, ipo, please believe me …
    Sogar seine Art zu sprechen hatte sie im Ohr. Doch ihr Herz sagte ihr schon länger die Wahrheit. Leilani liebte Keanu immer noch und wartete darauf, bis Maja in ihrer Beziehung einen entscheidenden Fehler machte.
    Hatte sie vielleicht bereits einen nicht wiedergutzumachenden Fehler gemacht, indem sie nicht immer einer Meinung mit ihm war und das deutlich zum Ausdruck brachte? Bisweilen war Maja durch ihre Schwangerschaft zudem gereizt und bestimmt ein wenig ungerecht.
    Keanu hatte ihr versichert, er würde auch diesmal in Leilanis Apartment in Honolulu nur übernachten, wenn er auf Oahu nichts anderes zum Schlafen hätte. Aber das schien in letzter Zeit fast immer der Fall zu sein. In ganz Honolulu fand er keine Übernachtungsmöglichkeit. Er war jedes Mal bei Leilani und erzählte Maja stets mit unschuldigem Lächeln, wie nett es bei ihr gewesen sei. Warum waren Männer bloß manchmal so ignorant? Sie spürte doch genau, dass Leilani sich nicht damit abgefunden hatte, Keanu an sie verloren zu haben. Sie war noch kein einziges Mal bei ihnen gewesen, obwohl Maja wiederholt durch Keanu ausrichten ließ, sie würde Leilani sehr gerne kennenlernen. Doch würde Maja an Leilanis Stelle zu ihr kommen? Wahrscheinlich nicht, wenn sie sich noch etwas erhoffen würde. Plötzlich wütend knüllte sie das T -Shirt zusammen und schleuderte es in die Ecke. In diese Bredouille hatte sie sich selbst gebracht. Leilani hatte die älteren Rechte.
    Als sie eine Stunde später mit dem Auto in die Stadt fuhr, um Besorgungen zu machen, lag der Wäschesack auf der Rückbank. Er war nur halb voll, eigentlich musste sie nicht waschen, aber sie konnte den süßlichen Geruch nicht länger ertragen. Maja trat auf die Bremse, denn fast hätte sie ein Stoppschild übersehen. Immer noch fuhren ihre Emotionen mit ihr Schlitten.
    Als sie über die Kreuzung fuhr und in Richtung Hanalei abbog, versuchte sie ihre Ratio über ihre Gefühle zu stellen. Leilani verunsicherte sie vor allem, weil sie letztendlich aus Deutschland kam. Nie würde sie an das Urhawaiische herankommen, das Keanu und Leilani schon seit ihrer Kindheit teilten.
    Lautes Hupen riss sie aus ihren Gedanken. Sie fuhr ihren Wagen so unkonzentriert, dass sie auf die Gegenfahrbahn der kurvigen Küstenstraße nach Hanalei geraten war. Ein alter Mann im klapprigen Lieferwagen brüllte ihr unverständliche Worte hinterher. Sie versuchte, einen kühlen Kopf zu bewahren, aber die Eifersucht hatte sie gepackt wie ein Fieber.
    Sie wusste viel über Leilani, weil sie Keanu gelöchert hatte. Die neue Wohnung in Honolulu, zum Beispiel, in die sie vor einigen Monaten alleine eingezogen war, hätte ursprünglich dem glücklich vermählten Paar gehören sollen. Keanu und Leilani, das Traumpaar. Sie seufzte. Und wer hatte Schuld? Eine Frau aus Deutschland, in deren Gesicht ein unbekannter Teil Hawaiis wohnte. Dabei wäre Keanu in Leilanis Familie mehr als willkommen gewesen, aber was noch schlimmer war, er würde es auch in Zukunft immer sein, sobald Maja scheitern würde.
    Am schlimmsten war ihr nagendes Gefühl von Machtlosigkeit. Sie wollte nicht bei jeder Gelegenheit nachfragen, ob sie ihre Sache als seine Freundin halbwegs gut machte, da sie ahnte, wie schwierig es auch ab und zu für Keanu mit ihr war. Sie waren nicht eine Haut, wie Elisa ihr Gefühl mit Kelii ausdrückte. Dazu kannten sie sich nicht lange genug. Und würde es nicht ihr Kind geben, wäre alles anders gekommen, dessen war Maja sich inzwischen sicher. Das wachsende Lebewesen in ihrem Bauch

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