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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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Ni’ihau kommt mir würdelos vor … Menschen unter einer Glasglocke, das sind wir nicht, Keanu, wir müssen uns anderen Kulturen öffnen!«
    Â»Unsere Kultur muss man pflegen, Maja. Und manchmal muss man sie auch erzwingen, indem man Bräuche und Rituale bei den jungen Menschen wieder einpflanzt … sonst sterben wir aus.«
    Immer noch wollte Maja seinen Standpunkt nicht einsehen, weil er sie bis in ihr Innerstes schmerzte.
    Â»Wenn eine Kultur ausstirbt, entsteht etwas Neues … so war es schon immer. Die Welt kann sich nicht auf die immer gleiche Weise um ihre eigene Achse drehen … Evolution bedeutet immer Wandel und Veränderung!«
    Â»Wenn du hier auf Hawaii leben möchtest, an meiner Seite, dann musst du zumindest versuchen, mir zu helfen, meine Traditionen zu erhalten und zu pflegen. Bitte, Maja, tu es für unser Kind, lerne Hawaiisch!«
    In dieser Nacht hatte Keanu zum ersten Mal seine Hängematte draußen zwischen zwei Bäumen aufgehängt und nicht bei ihr in der Hütte geschlafen. Trotzdem war Maja auch am Tag danach bei ihrer Meinung geblieben und hatte aus Trotz das Hawaiische Wörterbuch kein einziges Mal aufgeschlagen. Erneut hatten sie sich gestritten, diesmal über die Opferhaltung der Hawaiianer, die Maja zutiefst zuwider war.
    Â»Die Amerikaner können aus den Hawaiianern nur dann Amerikaner machen, wenn ihr es auch wollt! Kein Mensch ist gezwungen, den ganzen Tag vor dem Fernseher zu sitzen, dumme amerikanische Serien zu konsumieren und arbeitslos zu sein, von übermäßigem Bier- und Coca-Cola-Genuss einmal ganz abgesehen!«
    Doch dazu hatte Keanu ebenso eine Gegenmeinung.
    Â»Für dich ist der Mensch selbst dafür zuständig, seine Verblödung zu verhindern, weil du als privilegierte Weiße in Europa aufgewachsen bist. Dort bekommt man umsonst eine weltoffene Bildung! Und du hast ein Elternhaus, das dich mit einem kritischen Geist beschenkt hat! All das verhindert Verblödung!«
    Â»Und genau deshalb habe ich mir hier die Hacken abgelaufen! Ich würde sogar umsonst Kinder auf Kauai unterrichten, doch man lässt mich nicht … auch du hilfst mir nicht, obwohl du im Schulwesen arbeitest!«
    Â»Es ist noch zu früh. Unsere Sprache, zudem unsere Tänze, Gesänge und Mythen musst du verstehen und weitergeben können. Was nützt es unseren Kindern hier, eure griechischen Sagen zu lernen? Das hier ist Polynesien! Hier geht es um unsere Kultur. Es geht um unser Fortbestehen, verstehst du?«
    Feurige Blicke hatte er ihr entgegengeschleudert, und sie war kurz verstummt, weil sie an ihr Kind denken musste. Wie würde ihm der Spagat zwischen zwei so verschiedenen Welten gelingen? Sie schüttelte energisch den Kopf.
    Â»Eure Isolation ist kein Weg. Hawaii muss sich der Welt öffnen. Eure Kultur müsst ihr mit anderen Kulturen teilen, damit wir alle wachsen und überleben können. Ni’ihau mag paradiesischer Stillstand sein, doch damit könnt ihr eure Kultur nicht retten!«
    Er hatte ihr nicht geantwortet, vielleicht, weil er ahnte, dass sie recht hatte.
    Nicht zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, er ärgerte sich sehr über ihre unterschiedliche Meinung, denn er hatte noch eine weitere Nacht in seiner Hängematte geschlafen. Dabei fand sie es grundsätzlich großartig, was Keanu und seine Freunde taten, nur waren ihr die Königstreuen zu radikal. Außerdem liebte Maja ihre eigene Kultur und ihr Heimatland über alles. Eine ihrer Antworten auf ihre Befremdung über Hawaii war so viel Bayern wie möglich. Als Keanu am nächsten Tag zum ersten Mal von ihr zubereitete Kartoffelknödel mit Schweinebraten aß, regnete es draußen kalte Wassertropfen und in ihrer Hütte heiße Versöhnungsküsse. Bayern und Hawaii mochten sich sehr, zum Glück. Das war ihr erster und letzter heftiger Streit gewesen, sechs Wochen war das jetzt her.
    Heute fand Maja beim Aufräumen der Hütte ein schmutziges T-Shirt. Es war wohl von seiner letzten Reise in seinem Rucksack gewesen, aber sie hatte es noch nie gesehen. Das schwarze Hemd mit Blütenaufdruck und dem Schriftzug Honolulu sah aus wie das T-Shirt einer Frau und roch penetrant nach einem Parfum aus süßlichen Blumen.
    Sofort stellte sich das Stechen in Majas Herzgegend ein. Warum war sie nur immer so schnell eifersüchtig? War es der Geruch, der in dem T -Shirt hing? Oft, wenn Keanu zurückkam,

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