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Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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aufsteigende Sentimentalität. »Er hatte alle Hände voll damit zu tun, uns zu beschäftigen.«
    Und eurer Mutter eine kleine Verschnaufpause zu verschaffen, fügte Kirby im stillen hinzu. »Drei kranke Kinder sind wirklich kein Vergnügen. Klingt, als hätte er das einzig Richtige getan.«
    »Ja, sie haben es gemeinsam durchgestanden. Ich habe geglaubt, sie hätten es immer so gehalten. Bis sie weggegangen ist.« Er stand auf. »Ich will dir nicht im Weg rumsitzen. Danke für die Reparatur.«
    Als Kirby seinen traurigen Blick bemerkte, nahm sie sein Gesicht zwischen ihre Hände und küßte ihn sanft. »Ich schicke dir die Rechnung. Der Abendtermin ist kostenlos.«
    Brian mußte lächeln. »Hört sich gut an.«
    Er wandte sich zur Tür. Die Worte entfuhren ihm, ohne daß er sich vorher ihrer bewußt gewesen wäre. »Ich glaube, ich bin dabei, mich in dich zu verlieben, Kirby. Und ich hab’ keine Ahnung, was wir dagegen tun sollen.«
    Ohne sich noch einmal umzudrehen, ging er hinaus. Kirby starrte ihm nach. Dann ließ sie sich auf den Stuhl sinken und beschloß, daß ihr nächster Patient wohl noch einen Augenblick warten mußte. Bis die Ärztin wieder zu Atem gekommen war.
     
    Kurz vor Sonnenuntergang ging Kirby hinunter zum Strand. Sie wollte abschalten, in Ruhe nachdenken, bevor Brian kam.
    Nachdenklich schlenderte sie zum Wasser und betrachtete die Gischt, die ihre Füße überspülte. Das ist genau dasselbe Gefühl, dachte sie, als sich die Welle wieder zurückzog und den Sand unter ihren Füßen mitnahm. Genau dieselbe Empfindung,
die Brian in ihr hervorrief. Diese prickelnde Ungewißheit, das Gefühl, sich auf schwankendem Boden zu befinden, ganz gleichgültig, wie fest man darauf zu stehen glaubte.
    Sie hatte ihn gewollt und ihn so lange unter Beschuß genommen, bis er sich geschlagen gab. Aber nun schien der Einsatz höher geworden zu sein, höher als sie je zuvor einen riskiert hatte.
    Er würde das Wort Liebe nicht leichtfertig in den Mund nehmen. Brian nicht. Sie konnte das. Aber nicht Brian gegenüber. Wenn sie dieses Wort aussprach, mußte sie es ernst meinen. Und wenn sie es ernst meinte, mußte sie die Konsequenzen ziehen. Die Worte waren erst der Anfang.
    Ein Zuhause, eine Familie. Beständigkeit. Sie mußte sich erst überlegen, ob sie das überhaupt wollte – und wenn ja, ob mit ihm. Und dann würde sie ihn davon überzeugen müssen, daß er all dies mit ihr wollte.
    Keine einfache Sache. Die Blessuren und Narben seiner Kindheit machten Brian zu keinem sehr einfachen Menschen.
    Kirby ließ sich den Wind um die Nase pfeifen. Hatte sie ihre Entscheidung nicht schon längst getroffen? In dem Augenblick, als er blutend vor ihr gestanden hatte, als ihr der Schrecken durch alle Glieder gefahren war, als die Angst um ihn ihre professionelle Gelassenheit hinweggespült hatte – war ihr in diesem Moment nicht klar geworden, daß ihre Gefühle weit über das körperliche Verlangen hinausgingen?
    Ein flüchtiges Glitzern auf den Dünen ließ sie aufblicken. Als es noch einmal aufblitzte, bemerkte sie, daß es die letzten Strahlen der untergehenden Sonne waren, die von einem Gegenstand reflektiert wurden. Von einem Fernglas, stellte sie schaudernd fest. Um besser sehen zu können, schirmte sie ihre Augen mit der rechten Hand ab und erkannte in der Entfernung eine Gestalt. Unmöglich zu sagen, ob es eine Frau oder ein Mann war. Kirby ging schneller, sie wollte wieder zu Hause sein, hinter geschlossenen Türen.
    Sie wußte, daß es albern war. Es war nur jemand, der den Strand bei Sonnenuntergang betrachtete, und sie war zufällig am Strand. Aber das Gefühl, beobachtet zu werden, ließ sie nicht los, als sie mit schnellen Schritten nach Hause ging.
     
    Sie hatte ihn gesehen, und das machte es nur noch spannender. Seine bloße Anwesenheit hatte sie in Angst versetzt. Leise kichernd fing er sie im Teleobjektiv ein. Und während sie den Strand entlangeilte, drückte er methodisch auf den Auslöser.
    Sie hatte eine tolle Figur. Es war ein Vergnügen, sie zu beobachten, während der Wind ihr T-Shirt und ihre dünne Hose an den Körper drückte und jede Linie, jede Rundung betonte. Das Sonnenlicht brachte ihr Haar zum Leuchten und ließ es wie flüssiges Gold erscheinen. Während die Sonne hinter seinem Rücken langsam immer tiefer sank, waren die Töne und Schattierungen satter, weicher geworden. Er war froh, daß er diesmal einen Farbfilm eingelegt hatte.
    Und der Ausdruck in ihren Augen, als sie bemerkte,

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