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Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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komm’ ich wenigstens raus an die Luft und kann ein bißchen vor mich hinträumen.« Gerade hatte er besonders angenehm geträumt – von Kirby und ihrer gemeinsamen Nacht.
    »Wie steht’s mit der Veranda?«
    »Ich hab’ die Gaze im Wagen. Wenn das Wetter hält, bin ich Ende der Woche fertig. Wie ich’s Miss Kate versprochen habe.«
    »Gut, gut. Ich schau’s mir nachher mal an.«
    »Wie geht’s deiner Hand?« erkundigte sich Giff.
    »Ganz gut.« Feixend krümmte Brian die Finger. »Ein bißchen steif, das ist alles.« Brian fragte erst gar nicht, woher Giff davon wußte. Neuigkeiten verbreiteten sich rasch auf der Insel – besonders die schaurigen. Eigentlich ein Wunder, sagte sich Brian, daß noch niemand wußte, daß er die halbe Nacht auf dem Untersuchungstisch der Ärztin verbracht hatte.
    »Du und Doc Kirby?«
    »Was?«
    »Du und Doc Kirby.« Giff rückte seine Kappe zurecht. »Mein Cousin Ned war heute in aller Herrgottsfrühe unten am Strand. Du weißt ja, er sammelt Muscheln, poliert sie und verkauft sie an der Anlegestelle an Tagestouristen. Er hat dich aus Kirbys Haus kommen sehen. Und du kennst ja Neds Mundwerk.«
    So viel zum Thema Wunder, dachte Brian. »Ja, kenne ich. Wie lange hat er gebraucht, um die Nachricht in Umlauf zu bringen?«
    »Na ja …« Amüsiert rieb sich Giff das Kinn. »Als ich runter zur Anlegestelle gefahren bin, um zu sehen, ob die Gaze schon angekommen ist, hab’ ich unterwegs Ned aufgegabelt und mitgenommen. Das wären also etwa fünfzig Minuten.«
    »Ned war schon mal schneller.«
    »Na ja, er kommt langsam in die Jahre, wird im September schließlich zweiundachtzig. Doc Kirby ist schwer in Ordnung«, fügte er hinzu. »Ich kenne niemanden auf der Insel, der sie nicht mag. Was läuft denn so zwischen euch, Bri?«
    »Wir haben ein paar Abende zusammen verbracht«, murmelte Brian und bückte sich nach der Spraydose. »Die Leute sollten nicht immer das Gras wachsen hören.«
    »Davon war auch gar keine Rede.«
    »Wir sehen uns ab und zu, nichts weiter.«
    »Ist ja schon gut.«
    »Bist du nur gekommen, um mir zu gratulieren, daß ich mit Kirby ins Bett gehe, oder hast du noch was auf dem Herzen?«
    Giffs Lächeln verschwand schlagartig. »Ginny.«
    Brian seufzte. »Heute morgen haben die Cops hier angerufen. Ich nehme an, sie haben auch mit dir gesprochen.«
    »Sie hatten leider nicht viel zu berichten. Ich glaube, die hätten sich gar nicht mehr gemeldet, wenn ich denen nicht ständig auf die Zehen getreten wäre. Verdammt, Brian, du weißt so gut wie ich, daß die nicht nach ihr suchen. Ginny interessiert die doch gar nicht.«
    »Den Eindruck habe ich leider auch.«
    »Sie meinten, wir sollten Flugblätter schreiben und in Savannah verteilen. Was, zum Teufel, soll das bringen?«
    »Wahrscheinlich nichts. Giff, ich wünschte, ich wüßte, was ich sagen soll. Aber weißt du, Ginny ist sechsundzwanzig und kann tun und lassen, was sie will. So sieht’s jedenfalls die Polizei.«
    »Aber das ist Quatsch. Ginny hat hier ihre Familie, ihr Zuhause, ihre Freunde. Sie würde niemals ohne ein Wort verschwinden.«
    »Manchmal«, sagte Brian langsam, »tun Menschen Dinge, die niemand von ihnen erwartet, die niemand für möglich gehalten hätte. Aber sie tun es trotzdem.«
    »Ginny ist nicht Annabelle, Brian. Tut mir leid, daß durch diese Sache für dich und deine Familie alte Erinnerungen geweckt werden, aber wir leben hier und heute, und es geht jetzt um Ginny. Es ist etwas ganz anderes.«
    »Nein, ist es nicht.« Brian zwang sich, Ruhe zu bewahren. »Ginny ist nicht verheiratet und hat keine drei Kinder. Wenn sie sich entschlossen hat, der Insel den Rücken zu kehren, läßt sie immerhin keine zerstörte Familie zurück. Aber ich werde mindestens einmal pro Woche bei der Polizei nachfragen, damit sie Ginny nicht vergessen, und wir können im Büro Flugblätter ausdrucken. Aber mehr kann ich nicht tun, Giff. Ich habe keine Lust, zum zweiten Mal mein Leben auf den Kopf zu stellen.«
    »Prima.« Giff nickte steif. »Prima. Ich verschwinde am besten, damit du ungestört weiterarbeiten kannst.«
    Wütend stapfte Giff zurück zu seinem Wagen. Er stieg ein und knallte die Tür hinter sich zu. Dann ließ er den Kopf aufs Lenkrad sinken.
    Er hatte einen Fehler gemacht. Einen großen Fehler. Er hätte Brian nicht anfahren und sich einfach umdrehen dürfen. Ginnys Verschwinden war weder Brians Schuld, noch stand es in seiner Macht, sie wieder herbeizuzaubern. Giff gönnte sich noch einen

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