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Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ersten Moment offen und freundlich gewirkt hatte, entdeckte Kirby jetzt etwas, das Unbehagen in ihr weckte. Ärztin hin oder her, sie war eine Frau und allein mit einem Fremden. Mit einem Fremden, der sie etwas zu unverhohlen betrachtete.
    »Das glaube ich Ihnen. Aber als einzige Ärztin auf dieser Insel habe ich genug zu tun.« Sie senkte den Kopf, um die Creme auf die Wunde aufzutragen.
    Sei nicht albern, befahl sie sich. Er hatte eine Verbrennung zweiten Grades und sich deswegen an sie, für ihn schließlich auch eine Wildfremde, gewandt. Außerdem war er Künstler. Es war vollkommen normal, daß er sie beobachtete.
    »Falls Sie es sich doch noch anders überlegen sollten – ich bin noch eine Weile hier. Mann, die Hand fühlt sich jetzt schon viel besser an.« Erleichtert atmete er aus, und sie spürte, wie sich seine Hand in ihrer entspannte.
    Sie kam sich noch alberner vor und warf ihm deswegen ein freundliches Lächeln zu. »Dafür bin ich ja da. Sie müssen die Hand trocken halten. Beim Duschen binden Sie am besten eine Plastiktüte drum. Schwimmen ist in den nächsten Tagen nicht ratsam, und der Verband sollte täglich erneuert werden. Wenn Sie niemanden haben, der Ihnen hilft, kommen Sie einfach vorbei.«
    »Vielen Dank. Sie haben gute Hände, Doc«, sagte er, als Kirby die Wunde verband.
    »Ja, das sagen alle.«
    »Nein, ich meine es ernst – nicht nur heilende Hände. Schöne Hände. Die Hände eines Engels«, fügte er lächelnd hinzu. »Ich würde sie gerne zeichnen.«
    »Darüber reden wir, wenn Sie wieder einen Stift halten können.« Sie erhob sich. »Ich gebe Ihnen eine Tube Salbe mit. Falls Sie die Insel nicht verlassen, möchte ich Sie in zwei Tagen wiedersehen. Falls Sie davor abreisen, gehen Sie bitte zu einem anderen Arzt.«
    »Okay. Was schulde ich Ihnen.«
    »Sind Sie versichert?«
    »Nein.«
    »Fünfundzwanzig für die Behandlung, zehn für das Material.«
    »Fairer Preis.« Er stand auf, fingerte mit der linken Hand seine Geldbörse aus der Gesäßtasche. Vorsichtig zog er mit den Fingern der verbundenen Hand die Geldscheine heraus. »Wird wohl noch ’ne Weile weh tun.«
    »Die Leute auf dem Campingplatz werden Ihnen sicher helfen. Auf der Insel sind alle sehr freundlich.«
    »Ja, das ist mir schon aufgefallen.«
    »Ich schreibe Ihnen eine Quittung.«
    »Danke, nicht nötig.« Er trat von einem Bein aufs andere, und wieder beschlich Kirby ein unbehagliches Gefühl. »Wenn Sie dort vorbeikommen, wäre es schön, wenn Sie bei mir reinschauen würden. Ich könnte Ihnen ein paar meiner Bilder zeigen, oder …«
    »Kirby, bist du da hinten?«
    Die Welle der Erleichterung schwappte so heftig über sie hinweg, daß ihr beinahe schwindelig wurde. »Brian! Ich bin gerade mit meinem Patienten fertig. Also, halten Sie den Verband trocken«, sagte sie knapp und zog ihre Handschuhe aus. »Und geizen Sie nicht mit der Salbe.«
    »Alles klar, Doktor.« Er verließ das Sprechzimmer vor ihr. Als er den Mann sah, der mit einem blutdurchtränkten Tuch um die linke Hand gewickelt in der Küche stand, hob er kurz die Brauen. »Sieht aus, als hätten Sie ein Problem.«
    »Gutes Auge«, erwiderte Brian trocken und betrachtete die verbundene Hand. »Sieht aus, als wäre ich nicht der einzige.«
    »Harter Tag für die Ärztin.«
    »Die Ärztin«, sagte Kirby, die Küche betretend, »hat noch nicht mal fünf Minuten Zeit, um – Brian, um Gottes willen, was ist passiert?« Mit einem großen Schritt war sie bei ihm, packte sein Handgelenk und wickelte rasch die Hand aus dem Tuch.
    »Bin mit dem verdammten Messer abgerutscht. Ich wollte gerade – paß auf, ich tropfe dir den ganzen Boden voll.«
    »Na und?« Erleichtert betrachtete sie den langen Schnitt auf seinem Handrücken. Er war ziemlich tief und blutete stark, aber es war nichts abgetrennt. »Du mußt genäht werden.«
    »O nein, muß ich nicht.«
    »O doch, mit ungefähr zehn Stichen.«
    »Ach was, mach schnell einen Verband drum. Ich muß wieder zurück in die Küche.«
    »Sei still«, fuhr sie ihn an. »Bitte entschuldigen Sie mich, ich muß …« Stirnrunzelnd schaute sie sich um. »Oh, ich glaube, er ist schon weg. Komm mit nach hinten.«
    »Ich will nicht genäht werden. Ich bin nur hergekommen, weil Lexy und Kate darauf bestanden haben. Und wenn mir Lexy zuvor nicht so auf den Nerv gegangen wäre, hätte ich mich gar nicht geschnitten. Also, desinfizier die Wunde, verbinde sie und laß mich wieder nach Hause gehen.«
    »Stell dich nicht kindisch

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