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Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wir bringen einander um, wenn ich bleibe. Und ich muß wirklich zurück.«
    »Es ist noch nicht mal Mitternacht.«
    »Es ist schon nach eins.«
    »Dann ist es ja praktisch schon morgen früh, und du kannst gleich hierbleiben.«
    »Ich habe zu Hause noch was zu klären. Und außerdem muß ich mich bei Brian entschuldigen; ich hab’ ihn heute abend im Chaos zurückgelassen.«
    Sie strich ihm übers Gesicht und genoß das Gefühl seiner warmen Haut unter ihren Fingern. Seine Wangen, sein Kinn, seine Bartstoppeln. Hatte sie jemals das Gesicht eines Mannes so genau erforscht? Oder Lust dazu gehabt?
    »Und ich muß nachdenken.« Entschlossen entzog sie sich ihm. »Ich bin es gewohnt zu planen, Nathan, alles zu organisieren. Das hier ist Neuland für mich.«
    Sein Daumen folgte der Falte, die sich zwischen ihren Brauen gebildet hatte. »Dann mußt du dich eben umgewöhnen.«
    Die zärtliche Berührung jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken. »Aber das braucht Zeit. Und jetzt muß ich nach Hause.«
    Er begriff, daß sie es ernst meinte. »Ich fahr’ dich rüber.«
    »Ist nicht nötig.«
    »Jo.« Er legte die Hände auf ihre Schultern, seine Stimme war ruhig. »Du läufst auf keinen Fall allein draußen rum.«
    »Ich hab’ keine Angst. Ich werde nie wieder Angst haben.«
    »Schön für dich, aber ich bringe dich trotzdem nach Hause. Wir könnten uns natürlich auch noch ein bißchen im Schlafzimmer darüber streiten, und ich bringe dich morgen früh zurück. Hat dein Vater ein Gewehr?«
    Jo mußte lachen. »Er wird dich nicht erschießen, nur weil du mit mir geschlafen hast.«
    »Das wäre die Sache jedenfalls wert gewesen.«
    »Hat schon mal jemand auf dich geschossen?« fragte Jo, als sie in seinen Jeep stieg.
    »Nein.« Er ließ den Motor an. »Aber habe die Mandeln rausgenommen bekommen. Ist das nicht schlimmer?«
    »Ich fürchte, nein.«
    Sie streckte die Beine aus und schloß die Augen. Eine wohlige Müdigkeit überfiel sie. Ihr Körper war entspannt, ihr Geist angenehm benebelt. Die Nachtluft fühlte sich wie Seide an.
    »Am schönsten sind die Nächte auf dieser Insel«, murmelte sie. »Wenn es still ist und alle anderen schlafen. Dann kann man den Wald und das Meer riechen, das Flüstern der Wellen hören.«
    »Man ist allein und doch nicht einsam.«
    »Als kleines Mädchen hab’ ich mir oft vorgestellt, was ich tun würde, wenn ich die Insel ein paar Tage lang ganz für mich allein hätte. Aber dann habe ich es geträumt, und ich hatte Angst. Im Traum bin ich durch das Haus gerannt, durch den Wald und den Strand entlang. Ich habe die anderen gesucht, aber ich war ganz allein. Und dann bin ich schreiend aufgewacht. Daddy hat mich wieder beruhigt.«
    »Und jetzt machst du Fotos vom Alleinsein.«
    »Ja, wahrscheinlich.« Mit einem Seufzen öffnete sie die Augen und sah in der Dunkelheit einen schwachen Lichtschein. »Kate hat das Licht für mich angelassen.«
    Während sie sich dem Haus näherten, sah Jo das Licht durch die Bäume tanzen. Einmal war sie vor diesem Licht
weggerannt, einmal war sie darauf zugerannt. Sie hoffte, daß sie eines Tages in beiden Richtungen ohne Angst würde gehen können.
    Als sie in die Einfahrt bogen, erhob sich eine Gestalt aus der Hollywood-Schaukel auf der Veranda. Ihr Magen krampfte sich zusammen, aber Nathan legte beruhigend seine Hand auf ihre.
    »Du bleibst hier im Wagen.«
    »Nein, ich …« Sie atmete auf. »Es ist Brian.« Die Welle der Erleichterung, die sie erfaßte, kam ihr fast kindisch vor.
    Jetzt erkannte auch Nathan, daß es Brian war. »Okay, laß uns aussteigen.«
    »Nein.« Sie drückte seine Hand. »Laß es uns nicht noch komplizierter machen. Wenn er mir immer noch böse ist, dann zu Recht. Ihr seid Freunde, und ich möchte nicht zusehen, wie ihr mit dem Problem fertig werdet, daß du mit seiner Schwester geschlafen hast.«
    »Er scheint nicht bewaffnet zu sein.«
    Jo mußte lachen. »Fahr jetzt nach Hause.« Sie wandte sich ihm zu und streifte mit ihrem Mund flüchtig seine Lippen. Es fiel ihr ganz leicht. »Laß Brian und mich unsere Familienstreitigkeiten unter uns ausmachen. Wir sind viel zu höflich, um es vor deinen Augen zu tun.«
    »Ich würde dich morgen gern sehen.«
    Sie öffnete die Wagentür. »Komm zum Frühstück rüber – es sei denn, du bestehst auf deinem weltberühmten Toast.«
    »Ich werde da sein.«
    Sie wandte sich zum Gehen. Erst als sie Nathan wegfahren hörte, stieg sie die Stufen zur Veranda hoch. »Hallo«, begrüßte sie Brian

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