Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
gewesen wären. Darüber hab’ ich nachgedacht, während ich hier gesessen und mich in Rage gebracht habe, um dich auszuschimpfen.«
    »Dazu gehörte ja nicht viel. Du warst doch schon sauer auf mich, als du mich vorhin aus dem Haus geschmissen hast.«
    Er lachte heiser auf. »Es war deine eigene Schuld, daß du dich hast rauswerfen lassen. Es ist immerhin auch dein Haus.«
    »Nein, das Haus gehört dir, Brian. Es hat dir immer mehr als allen anderen gehört.« Sie sprach die Worte sanft aus. »Du hast dich immer am meisten darum gekümmert, du hast immer am meisten daran gehangen.«
    »Ist das schlimm für dich?«
    »Nein, es ist eher beruhigend. Ich brauche mir keine Sorgen über ein undichtes Dach zu machen, weil du es tust.«
    Sie legte den Kopf in den Nacken, betrachtete den weißen, glänzenden Anstrich der Veranda und ließ dann den Blick über den mondbeschienenen Garten schweifen.
    »Ich will nicht hier leben. Lange Zeit dachte ich, ich wollte nie mehr hier sein. Aber ich habe mich getäuscht. Ich brauche es ab und zu. Das Haus und die Insel bedeuten mir mehr, als ich mir eingestehen wollte. Die warmen, klaren Nächte, der Duft von Jasmin und Mamas Rosen. Lexy und ich können nicht auf Dauer hier leben, so wie du es kannst. Aber wir müssen uns von Zeit zu Zeit vergewissern, daß Sanctuary noch immer auf dem Hügel steht und daß uns niemand die Türen verschließt.«
    »Das wird nie passieren.«
    »Ich habe geträumt, daß ich vor verschlossenen Türen stand und nicht reinkonnte. Ich habe gerufen, aber niemand kam. Alle Fenster waren dunkel.« Sie schloß die Augen, um sich das Bild in Erinnerung zu rufen, um festzustellen, ob sie es jetzt aushalten konnte. »Ich hab’ mich im Wald verlaufen. Ich war allein, hatte Angst und hab’ nicht mehr rausgefunden. Dann sah ich mich selbst auf der anderen Seite des Flusses stehen. Aber es war nicht ich. Es war Mama.«
    »Du hast immer seltsame Träume gehabt.«
    »Vielleicht bin ich schon immer verrückt gewesen.« Sie lächelte kurz, dann starrte sie in die Dunkelheit. »Ich sehe aus wie sie, Brian. Manchmal schaue ich in den Spiegel und bekomme einen Schreck. Und das war es auch, was mir den Rest gegeben hat. Als diese Fotos ankamen, die Fotos von mir. Ich hab’ gedacht, auf einem wäre Mama zu sehen gewesen. Sie war tot. Nackt, mit weit aufgerissenen Augen, die wie die Glasaugen einer Puppe ins Leere gestarrt haben. Sie hat wie ich ausgesehen.«
    »Jo …«
    »Aber das Bild war nicht da«, fügte sie schnell hinzu. »Es hat gar nicht existiert. Ich hab’s mir nur eingebildet. Ich mag keine Bilder von mir, weil ich immer sie darin sehe.«
    »Du siehst ihr vielleicht sehr ähnlich, Jo, aber du bist ganz anders. Du bringst zu Ende, was du anfängst.«
    »Ich bin von hier weggelaufen.«
    »Du bist weggegangen«, korrigierte er sie. »Du bist weggegangen, um dir ein eigenes Leben aufzubauen. Das ist etwas ganz anderes, als ein bereits angefangenes Leben aufzugeben und all die Menschen, die einen brauchen, im Stich zu lassen. Du bist nicht Annabelle.« Er legte den Arm um ihre Schulter und gab der Schaukel einen sanften Stups. »Und du bist nicht verrückter als wir anderen hier.«
    Jo lachte. »Ein tröstlicher Gedanke.«
     
    Es war schon spät, als Susan Peters das gemietete Cottage verließ. Sie hatte sich heftig mit ihrem Mann gestritten, allerdings nur in gedämpfter Tonlage, damit die Freunde, mit denen sie sich das Cottage teilten, nichts davon mitbekamen.
    Ihr Mann war ein Idiot. Eigentlich wußte sie nicht mehr, warum sie ihn geheiratet hatte, geschweige denn, warum sie drei Jahre verheiratet geblieben war. Jedesmal, wenn sie es wagte, das Thema Hauskauf anzuschneiden, fing er an, von Anzahlungen, Steuern, Kosten und Geld, Geld, Geld zu sprechen. Wofür arbeiteten sie sich beide die Finger wund? Sollte sie bis zum Ende ihrer Tage in einer Wohnung in Atlanta hausen?
    Zum Teufel mit den Annehmlichkeiten, dachte sie und warf ihre braunen Locken nach hinten. Sie wollte einen Garten und eine Küche, in der sie all die köstlichen Gerichte kochen konnte, die sie in den Abendkursen gelernt hatte.
    Aber alles, was Tom dazu einfiel, war »eines Tages«. Gut und schön, aber wann würde dieser eine Tag kommen?
    Wütend zog sie ihre Schuhe aus und stapfte den Strand entlang, den Blick auf das ruhige Meer gerichtet. Sanfte Wellen klatschten leise an das kleine Boot, das sie gemietet hatten.
    Für ein blödes Boot war ihm sein Geld nicht zu schade. Er mußte ja

Weitere Kostenlose Bücher