Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)
wir nur im Weg. Setz dich auch, Kate. Komm.« Sie nahm ihre Tante am Arm und führte sie zum Sofa. »Setz dich zu Lexy und trink einen Cognac. Du bist erschöpft.«
»Ich hol’ den Cognac«, erbot sich Lexy und stand auf.
»Gib ihr meinen«, sagte Jo. »Ich will ihn nicht.«
Mit schwachem Lächeln nahm Kate das Glas, das Lexy ihr reichte. »Wir sollten Kaffee bereithalten, wenn sie zurückkommen. Ich weiß nicht, ob noch welcher da ist.«
»Ich kümmere mich darum.« Lexy drückte Kate einen Kuß auf die Wange. »Mach dir keine Sorgen.« Als sie sich wieder aufrichtete, sah Lexy Giff im Türrahmen erscheinen.
»Die Polizei ist auf dem Weg. Sie wollen mit Jo sprechen.«
»In Ordnung.« Dankbar strich Jo über die Hand, die Lexy auf ihren Arm gelegt hatte. »Ich bin bereit.«
»Wie lange wollen sie sie denn noch quälen?« Auf der Veranda lauschte Brian den Geräuschen des Waldes, den Zikaden und Fröschen.
»Es kann nicht mehr lange dauern«, erwiderte Kirby ruhig. »Sie ist jetzt schon fast eine Stunde drin. Bei Nathan hat es auch eine knappe Stunde gedauert.«
»Das hätten sie ihr ersparen sollen. Es ist schon schlimm genug, daß sie die Tote entdeckt und geholfen hat, sie aus dem Wasser zu ziehen. Sie sollte es nicht dauernd wiederkauen.«
»Ich bin sicher, daß sie es ihr so leicht wie möglich machen.« Als er ihr einen finsteren Blick zuwarf, seufzte sie nur. »Brian, wir können nichts daran ändern. Wir müssen die Dinge nehmen, wie sie sind. Immerhin wurde hier eine Frau ermordet. Da ist es klar, daß Fragen gestellt werden müssen.«
»Jo hat sie bestimmt nicht umgebracht.« Brian warf sich in die Hollywood-Schaukel. »Für dich ist das leichter. Frau Doktor hat so etwas in der Stadt ja jeden Tag gesehen.«
»Vielleicht hast du recht.« Ihren Schmerz verbarg sie unter kühlen Worten. »Aber die Tatsachen bleiben, egal ob leichter oder schwerer. Irgend jemand hat Susan Peters ermordet. Erwürgt. Und jetzt gibt es viele Fragen.«
Grimmig starrte Brian in die Dunkelheit. »Dann sollten sie sich den Ehemann vornehmen.«
»Ich weiß nicht.«
»Das wäre der logischste Schritt. Wenn eine Frau umgebracht wird, ist immer der Ehemann der Hauptverdächtige. Es ist ziemlich wahrscheinlich, daß er es war. Als meine Mutter verschwand, haben sie auch zuerst meinen Vater unter die Lupe genommen. Bis klar war, daß sie nur … weggelaufen ist. Sie werden den armen Teufel in einen kleinen Raum stecken und ihn verhören. Wer weiß, vielleicht war er’s ja wirklich.«
Er ließ den Blick zu Kirby wandern. Aufrecht und ruhig stand sie im gelblichen Schein der Verandabeleuchtung. Immer noch trug sie Jos viel zu weiten Pulli. Aber er hatte sie mit der Polizei gesehen, beobachtet, wie sie den Sachverhalt schilderte, mit medizinischen Fachtermini um sich warf, bevor sie sich mit den Leuten von der Gerichtsmedizin über die Leiche beugte.
Er hatte nichts Zierliches an ihr entdecken können.
»Du solltest nach Hause gehen, Kirby. Du kannst hier jetzt nichts mehr tun.«
Sie wollte weinen. Sie wollte schreien. Sie wollte mit den Fäusten auf ihn losgehen, um die unsichtbare Wand niederzureißen, die er plötzlich zwischen ihnen errichtet hatte. »Warum schließt du mich aus, Brian?«
»Weil ich nicht weiß, was ich mit dir anfangen soll. Ich hatte nie vor, dich reinzulassen.«
»Aber du hast es getan.«
»Habe ich das wirklich, Kirby? Oder hast du die Tür aufgebrochen?«
In diesem Augenblick fiel Jos Schatten zwischen die beiden. »Die Polizei ist hier fertig.«
»Geht’s dir gut?« Mit einem Schritt war Kirby bei Jo. »Du mußt vollkommen erschöpft sein. Du solltest jetzt hochgehen und dich hinlegen. Ich kann dir ein Schlafmittel geben.«
»Nein danke, ich bin schon in Ordnung. Wirklich.« Sie drückte kurz Kirbys Hand. »Das Schlimmste haben wir hinter uns. Ich bin nur traurig und müde. Ist Nathan schon weg?«
»Kate hat ihn überredet, nach oben zu gehen.« Brian erhob sich, um sich selbst davon zu überzeugen, daß es Jo gutging. Und sie wirkte tatsächlich ruhiger, als er erwartet hatte. »Ich glaube, es wird nicht schwer sein, ihn dazu zu bewegen, heute nacht hier zu schlafen. Die Polizei durchkämmt die Insel bestimmt noch stundenlang.«
»Du solltest auch hierbleiben«, sagte Jo zu Kirby gewandt.
»Nein, ich will nach Hause.« Sie warf Brian einen Blick zu. »Ich werde hier nicht mehr gebraucht. Einer der Polizisten wird mich sicher nach Hause fahren. Ich hol’ nur meine Tasche.«
»Du
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