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Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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kannst gerne bleiben«, erwiderte Brian, aber sie hatte nur noch einen kühlen Blick über die Schulter für ihn übrig, bevor die Tür hinter ihr ins Schloß fiel.
    »Warum läßt du sie gehen?« fragte Jo mit ruhiger Stimme.
    »Vielleicht will ich wissen, ob ich es kann. Vielleicht ist es so am besten.«
    Jo fielen die Worte ein, die Nathan ausgesprochen hatte, bevor die Welt wieder aus den Fugen geraten war. »Vielleicht sollten wir einfach das tun, was uns glücklich macht, und nicht, was vielleicht am besten ist. Ich werde es jedenfalls versuchen, bevor es zu spät ist. Und bevor es zu spät dafür ist, will ich dir etwas sagen, was ich dir schon früher hätte sagen sollen.«
    Achselzuckend schob er die Hände in die Hosentaschen. Die typische Hathaway-Trotzhaltung, dachte Jo. »Spuck’s schon aus.«
    »Ich liebe dich, Brian.« Vergnügt beobachtete sie, wie sich ungläubiges Erstaunen in seinem Gesicht breitmachte.
    Er kam zu dem Schluß, daß es ein Trick war, eine Finte, um das Auge abzulenken, bevor sie zuschlug. »Und, weiter?«
    »Und ich wünschte, ich hätte es früher und öfter gesagt.« Sie ging auf die Zehenspitzen und drückte ihrem verwirrten Bruder einen Kuß auf die Lippen. »Aber wenn ich das getan hätte, könnte ich mich jetzt nicht über dein verblüfftes Gesicht amüsieren. Ich gehe hoch und helfe Kate beim Bettenbeziehen, damit sie sich weiter in der Illusion wiegen kann, Nathan würde die Nacht im Gästezimmer und nicht in meinem Bett verbringen.«
    »Jo Ellen.« Als Jo schon an der Tür war, hatte Brian seine Stimme wiedergefunden – um sie gleich wieder zu verlieren, als sie sich zu ihm umdrehte.
    »Na los.« Sie warf ihm ein breites Grinsen zu. »Sag’s einfach. Es ist gar nicht so schwer, wie du glaubst.«
    »Ich liebe dich auch.«
    »Ich weiß. Du hast das größte Herz von uns allen, Brian. Und das ist es, was dir angst macht.« Behutsam schloß sie die Tür hinter sich und ging hoch zum Rest der Familie.
     
    Sie träumte, daß sie im Garten von Sanctuary spazierenging. In der lauen Luft lagen die Düfte des Hochsommers. Über ihr strahlte der Vollmond, dick und rund wie in einer Kinderzeichnung. Weiß auf Schwarz. Drumherum bildeten die Sterne ein funkelndes Lichtermeer.
    Duftende Blütenköpfe wiegten sich sanft im Wind. Oh, wie sehr sie die strahlendweißen Blüten liebte, die selbst in der tiefsten Finsternis leuchteten. Märchenblumen, dachte sie, die tanzen, während die Sterblichen schlafen.
    Sie selbst fühlte sich unsterblich – so stark, so lebendig. Sie warf die Arme in die Luft und wunderte sich, daß sie nicht abhob, um leicht wie eine Feder dahinzuschweben. Die Nacht gehörte ihr. Ihr allein. Wie ein Geist konnte sie dann auf den Wegen lustwandeln und zu den Geräuschen des Windes tanzen.
    Dann trat ein Schatten zwischen den Bäumen hervor. Und aus dem Schatten wurde ein Mann. Unsterblich, nur neugierig, lief sie auf ihn zu.
    Dann begann sie zu rennen; sie rannte durch den Wald, durch die undurchdringliche Finsternis, während ihr der Regen wütend entgegenpeitschte. Es war jetzt eine ganz andere Nacht, und auch sie war ganz anders. Verängstigt, verfolgt. Gejagt. Der Wind heulte so schaurig wie tausend Wölfe mit entblößten, blutigen Fangzähnen, die Regentropfen stachen wie winzige spitze Speere in ihr Fleisch. Äste peitschten gnadenlos auf sie ein, Bäume sprangen vor, um ihr den Weg zu verstellen.
    Sie war jetzt sterblich, erschreckend sterblich. Ein tränenerstickter Schrei löste sich aus ihrer Kehle, als der Jäger ihren Namen rief. Aber der Name war Annabelle.
    Jo riß die Decke weg und schoß in die Höhe. Als das Bild noch nicht ganz verschwunden war, lag Nathans Hand schon auf ihrer Schulter. Er lag nicht neben ihr, sondern stand an ihrem Bett. Sein Gesicht war im Dunkel verborgen.
    »Es ist alles gut. Es war nur ein Traum, ein böser Traum.«
    Sie nickte. Die Hand strich ihr einmal über die Schulter, dann ließ sie los. Die Geste war ein ferner Trost.
    »Brauchst du etwas?«
    »Nein.« Die Angst ließ allmählich nach. »Ist nicht weiter schlimm. Ich bin daran gewöhnt.«
    »Es wäre ein Wunder, wenn du heute nacht keinen Alptraum hättest.« Er wandte sich ab, ging hinüber zum Fenster.
    Sie konnte sehen, daß er seine Jeans anhatte, und als sie ihre Hand über das Laken neben sich gleiten ließ, fand sie es kühl vor. Er hatte nicht neben ihr geschlafen. Er hat es nicht gewollt, dachte Jo. Er war nur auf Sanctuary geblieben, weil er Kates Bitte

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