Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)
als zehn Minuten geschlafen. Wahrscheinlich keiner von uns. Wo ist eigentlich Jo?«
»Sie kehrt die Veranda.«
»Gut, dann ist sie wenigstens beschäftigt.« Als Brian ihr einen fragenden Blick zuwarf, schnaubte sie auf. »Bri, ich bin nicht dumm. Für sie muß es schlimmer sein als für uns andere zusammen. Und noch schlimmer, wenn man bedenkt, was sie davor schon durchgemacht hat. Alles, was sie wenigstens für
fünf Minuten auf andere Gedanken bringt, ist ein Segen für sie.«
»Ich hab’ dich nie für dumm gehalten, Lexy. Auch wenn du noch so sehr vorgibst, es zu sein.«
»Heute lassen mich deine Beleidigungen kalt, Bruderherz. Ich mache mir nämlich Sorgen um Jo.« Mit einem kurzen Blick aus dem Fenster stellte sie fest, daß Jo kräftig den Besen schwang. »Körperliche Arbeit hilft bei so etwas immer. Und Gott sei Dank ist da noch Nathan. Er ist genau das, was sie jetzt braucht.«
»Er ist nicht mehr hier.«
Sie wirbelte so heftig herum, daß der Kaffee aus der vollen Kanne schwappte. »Was meinst du damit?«
»Nichts weiter, er ist für ein paar Tage rüber aufs Festland gefahren.«
»Warum das denn? Ausgerechnet jetzt, wo Jo Ellen ihn braucht.«
»Er muß irgendwas erledigen. Geschäftlich.«
»Geschäftlich?« Lexy verdrehte die Augen und griff nach dem Tablett mit den fertigen Gerichten. »Typisch Mann. Wenn man euch braucht, seid ihr nicht da. Ihr seid allesamt so überflüssig wie ein Stier mit drei Titten!«
Mit wehendem Haar verließ sie die Küche. Und irgendwie ging es Brian schon viel besser. Frauen, dachte er. Unmöglich, mit ihnen zu leben, und unmöglich, ohne sie auszukommen.
Eine Stunde später ging Lexy nach draußen. Jo war gerade dabei, den letzten Sonnenschirm aufzuspannen. »Hm, toll sauber und aufgeräumt sieht’s hier aus. Geh hoch und hol deinen Badeanzug, wir gehen zum Strand.«
»Warum?«
»Einfach so. Sonnencreme und Badetücher hab’ ich schon eingepackt.«
»Ich will aber nicht zum Strand.«
»Ich hab’ auch nicht danach gefragt, was du willst. Du brauchst ein bißchen Sonne. Und wenn du nicht mitkommst, werden Kate oder Brian was anderes zum Kehren oder Schrubben für dich finden.«
Widerwillig betrachtete Jo den Besen. »Das ist ein Argument. Okay, warum nicht? Es ist heiß, ein bißchen Abkühlung kann nicht schaden.«
»Dann beeil dich, bevor sie uns erwischen und zur Arbeit verdonnern.«
Mit kräftigen Zügen ließ Jo die Brecher hinter sich und begann, mit der Strömung zu schwimmen. Sie hatte ganz vergessen, wie sehr sie das Meer liebte – mit ihm zu kämpfen, sich von ihm treiben zu lassen. In der Ferne hörte sie das Quietschen und Lachen eines Pärchens, das in der Brandung miteinander rang.
Als ihre Arme müde wurden, drehte sie sich auf den Rücken. Die Sonne brannte erbarmungslos nieder und blendete sie. Jo schloß die Augen und ließ sich treiben. Als ihre Gedanken zu Nathan wanderten, verdrängte Jo sie.
Er lebte sein Leben und sie ihres. Vielleicht hatte sie schon begonnen, sich zu fest an ihn zu klammern, und deshalb war es gut, daß er so plötzlich verschwunden war. So war sie gezwungen, ihr Gleichgewicht wiederzufinden.
Wenn er zurückkam – falls er zurückkam –, wäre sie nicht mehr so anlehnungsbedürftig.
Verdammt, sie hatte sich in ihn verliebt – das Dümmste, was ihr passieren konnte. Es gab für sie keine gemeinsame Zukunft – allein der Gedanke daran war abwegig. Sie drehte sich um, atmete tief ein und schwamm los.
Sie hatten sich durch besondere Umstände wiedergetroffen und die Chance genutzt. Aber die Umstände änderten sich. Sie hatte sich verändert. Obwohl ihre Rückkehr nach Sanctuary eine schmerzhafte Erfahrung gewesen war, war sie dadurch auch stärker und hellsichtiger geworden.
Sie spürte wieder Boden unter den Füßen und genoß das Gefühl des gegenläufigen Sandes, als sie aus dem Wasser watete.
Lexy lag hingegossen auf dem Strandlaken und stellte dabei ihre prachtvollen Rundungen zur Schau. Sie ruhte faul auf dem Ellbogen und las in einem dicken Taschenbuch. Auf dem Umschlag war ein Mann mit nackter Brust, unglaublichen
Muskeln und einer schwarzen Mähne zu sehen, die ihm über die Schultern fiel; auf seinen vollen Lippen lag ein arrogantes Lächeln.
Leise seufzend blätterte Lexy weiter. Ihr Haar bewegte sich sanft in der leichten Brise, unter ihrem winzigen Bikinioberteil wölbten sich ihre pfirsichfarbenen Brüste, ihre braungebrannten Beine glänzten unter der dicken Schicht von
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