Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Schritte ans Wasser, bis sie bis zu den Knöcheln im schlammigen Grund versank. »Daddy ist bestimmt
schon unterwegs, um die Schäden zu sichten, aber machen kann man da ohnehin nicht viel. Auf dem Campingplatz gibt’s sicher mehr zu tun. Am Strand muß es jetzt herrlich sein, genau richtig zum Muschelnsammeln.«
    »Du hörst dich an wie die Tochter deines Vaters.«
    Abwesend drehte sie sich um. »Nein. Normalerweise denke ich kaum drüber nach, was hier passiert. In der Hurrikan-Zeit sehe ich mir die Wetterberichte für diese Gegend genauer an, aber in der Hinsicht sind wir seit langem verschont geblieben.«
    »Jo Ellen, du liebst diese Insel. Warum fällt es dir so schwer, das zuzugeben?«
    »Sie ist nicht der Mittelpunkt meines Lebens.«
    »Nein, aber sie bedeutet dir etwas.« Er trat näher an sie heran. »Viele Dinge, viele Menschen können dir etwas bedeuten, ohne gleich dein Leben zu bestimmen. Du zum Beispiel bedeutest mir etwas.«
    In ihrem Herzen schrillte eine Alarmglocke, und sie machte rasch einen Schritt zurück. »Nathan …« Als der Boden unter ihren Füßen nachgab, verlor sie beinahe das Gleichgewicht.
    »Du landest gleich im Fluß.« Mit festem Griff packte er ihren Arm. »Und dann heißt es wieder, ich hätte dich gestoßen. Aber das werde ich nicht tun. Ich werde dich nicht stoßen, Jo Ellen, aber es tut mir auch nicht leid, wenn du rutschst.«
    »Ich weiß gern, wo der Boden nachgibt, bevor ich drauftrete.«
    »Aber manchmal muß man Neuland betreten. Auch für mich ist das unerforschtes Terrain.«
    »Das stimmt nicht. Du warst schon mal verheiratet, du …«
    »Aber sie war nicht du«, sagte er ruhig. »Ich habe für sie nie das empfunden, was ich jetzt für dich empfinde. Sie hat mich nie so angeschaut wie du gerade. Und ich habe sie nie so sehr begehrt, wie ich dich begehre. Ich habe gar nicht geahnt, wie sehr es alles mein Fehler war. Erst nachdem ich dich wiedergesehen habe, beginne ich es zu begreifen.«
    »Das geht mir alles zu schnell.«
    »Dann halt dich ran. Und verdammt noch mal, Jo Ellen«, sagte er mit einem ungeduldigen Seufzer, als er ihren Kopf nach hinten schob, »gib ein bißchen nach.«
    Als sein Mund auf ihre Lippen traf, schmeckte sie die Ungeduld und das Verlangen, das tiefer saß, als sie sich eingestehen wollte. Der kurze Anflug von Panik kämpfte in ihrem Innern mit einem Schauder des Entzückens. Und der warme Strom in ihrem Blut fühlte sich wie Hoffnung an.
    »Vielleicht stößt du mich ja nicht.« Sie leistete keinen Widerstand, als er sie an sich zog. »Aber ich habe trotzdem das Gefühl unterzugehen.« Sie legte den Kopf an seine Schulter und versuchte, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. »Ein Teil von mir möchte es geschehen lassen, aber ein anderer Teil von mir will immer wieder zurück an die Oberfläche. Und ich weiß nicht, was für dich und für mich besser ist.«
    Er brauchte diesen Hoffnungsschimmer, das Flüstern in seinem Herzen, das ihm versprach, daß sie überstehen konnten, was geschehen war und was ihnen bevorstand, wenn sie ihn nur stark genug liebte, wenn sie sich gegenseitig nur stark genug liebten.
    »Warum überlegst du, was besser für uns ist? Warum überlegst du nicht, was dich glücklicher macht?«
    Das hörte sich so einfach an, daß sie lächeln mußte. Sie betrachtete den dahinströmenden Fluß. Warum nicht einfach reinspringen und abwarten, was geschah? Fast konnte sie sich mit der Strömung treiben sehen. Fortgerissen von den Wassermassen.
    Gefangen unter der Oberfläche, nach oben starrend. In die Tiefe gezogen, weit weg von Luft und Licht.
    Der Schrei löste sich aus ihrer Kehle. Sie fiel auf die Knie, bevor er sie festhalten konnte.
    »Jo, um Himmels willen!«
    »Im Wasser. Da, im Wasser.« Sie preßte die Hand vor den Mund, um ihre aufsteigende Hysterie zu unterdrücken. »Ist das Mama? Ist das Mama, da im Wasser?«
    »Hör auf.« Er fiel neben ihr auf die Knie, riß sie an den Schultern herum, zwang sie, ihn anzusehen. »Schau mich an. Ich will, daß du aufhörst. Ich lasse nicht zu, daß du noch einmal zusammenbrichst. Ich lasse es nicht zu. Sieh mich nur an und bleib ruhig.«
    »Ich habe …« Sie rang nach Atem. »Im Wasser. Ich habe – Nathan, ich werde verrückt. Ich kann nichts dagegen tun.«
    »Doch, du kannst.« Verzweifelt zog er sie an sich. »Bleib nur bei mir, bleib nur hier bei mir.« Während sie ein Schauder nach dem anderen überlief, blickte er grimmig aufs Wasser.
    Und sah den bleichen Geist, der ihn

Weitere Kostenlose Bücher