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Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ihre spitzen Absätze in die kleinen Inseln unter sich.
     
    Lexy kam in das Zimmer gestürzt, in dem Jo gerade die Tagesdecke über dem frisch gemachten Bett glattstrich. Das warme Sonnenlicht strömte durch die weit geöffnete Balkontür in den Raum und beleuchtete gnadenlos die tiefen Ringe unter Jos Augen, die eine schlaflose Nacht verrieten.
    »Carla hat gerade St. Simons erreicht«, sagte Lexy atemlos.
    »St. Simons? Ich dachte, sie würde nach Westen ziehen.«
    »Sie hat sich’s anders überlegt. Sie rast nach Norden, Jo. In den letzten Nachrichten hieß es, daß sie weder an Stärke noch an Geschwindigkeit verliert und daß ihre ersten Ausläufer noch vor Einbruch der Dunkelheit hier ankommen werden.«
    »Wie stark ist sie?«
    »Sie hat inzwischen Kategorie drei erreicht.«
    »Das bedeutet Windgeschwindigkeiten von mehr als hundert Meilen pro Stunde. Wir müssen das Haus sichern.«
    »Wir werden die Touristen evakuieren, bevor der Seegang so stark ist, daß der Fährbetrieb eingestellt wird. Kate bittet dich, daß du ihr unten beim Auschecken hilfst. Ich helfe Giff beim Verbarrikadieren der Fenster.«
    »Gut, ich bin gleich unten.«
    »Daddy hängt vor dem Radio und verfolgt die Sturmmeldungen, und Brian ist zum Hafen gefahren und sorgt dafür, daß das Boot aufgetankt und startklar ist, falls auch wir die Insel verlassen müssen.«
    »Daddy verläßt die Insel ganz sicher nicht. Er bleibt hier, und wenn er sich an einem Baumstamm festbinden muß.«
    »Aber du kommst mit.« Lexy trat an ihre Schwester heran. »Ich habe eben in deinem Zimmer die gepackten Koffer stehen gesehen.«
    »Ich habe keinen Grund, noch länger hier zu bleiben.«
    »Das ist falsch, Jo. Wir müssen gemeinsam einen Weg finden, diese Geschichte zu regeln. Und wir müssen Mama begraben.«
    »Himmel, Lexy.« Jo schlug entsetzt die Hände vors Gesicht.
    »Ich spreche nicht von ihrem Körper. Aber wir müssen auf dem Friedhof einen Stein aufstellen, und wir müssen uns von ihr verabschieden. Sie hat uns geliebt. Solange ich lebe, habe ich das Gegenteil geglaubt und mir selbst die Schuld dafür gegeben.«
    Als Lexys Stimme brach, ließ Jo die Hände sinken. »Aber wie konntest du nur so etwas denken?«
    »Ich bin die Jüngste. Ich hab’ geglaubt, sie hätte kein Kind mehr gewollt, ich sei unerwünscht gewesen. Und so hab’ ich mein halbes Leben damit verbracht, Menschen zu zwingen, mich zu lieben, mich zu begehren. Ich hab’ mich in das verwandelt, von dem ich glaubte, daß es ihnen gefiel. Mal war ich dumm, mal war ich klug. Mal war ich hilflos, mal war ich gewitzt. Und ich hab’ immer darauf geachtet, daß ich als erste wegging.«
    Behutsam schloß sie die Balkontür. »Ich hab’ eine Menge scheußlicher Sachen getan«, fuhr sie fort. »Und ich werde wohl auch nicht so bald damit aufhören. Aber jetzt, wo ich die Wahrheit kenne, hat sich in mir etwas verändert. Ich muß mich von ihr verabschieden. Wir alle sollten das tun.«
    »Ich schäme mich, daß ich nicht selbst daran gedacht habe«, murmelte Jo. »Falls ich abreise, bevor alles Notwendige arrangiert ist, komme ich noch mal wieder. Versprochen.« Sie bückte sich nach der schmutzigen Bettwäsche, die sie abgezogen
hatte. »Trotz allem bin ich froh, daß ich hierhergekommen bin. Ich bin froh, daß sich die Dinge zwischen uns geklärt haben.«
    »Ich auch«, antwortete Lexy lächelnd. »Vielleicht kannst du mir ja Abzüge von den Fotos schicken, auf denen ich drauf bin, oder noch ein paar mehr von mir schießen. Ich könnte sie gut für meine Mappe gebrauchen. Die Casting-Leute werden ganz schön Augen machen, wenn sie Bilder sehen, die von einer der besten Fotografinnen des Landes aufgenommen wurden.«
    »Wenn Carla fort ist, machen wir Fotos, bei deren Anblick es die Herren in New York von ihren Stühlen haut.«
    »Wirklich? Toll!« Sie warf einen wütenden Blick aus dem Fenster. »Verdammter Hurrikan. Vielleicht können wir die Fotos ja drüben in Savannah schießen. Wir könnten für ein paar Tage ein Studio anmieten und …«
    »Lexy.«
    »Ach, schon gut.« Lexy hob die Hände. »Aber dieser Gedanke macht mehr Spaß als die Vorstellung, Sanctuary mit Brettern zu vernageln. Ich will auf den Fotos richtig sexy aussehen. Wir könnten vielleicht eine Windmaschine besorgen und …«
    »Lexy«, wiederholte Jo mit einem unterdrückten Lachen.
    »Ich geh’ schon, ich geh’ schon. Ich hab’ da ein irres Nachthemd«, murmelte sie, während sie zur Tür schlenderte, »und vielleicht

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