Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)
geeignet war, Spannungen abzubauen und in den Mittelpunkt des Interesses eines anderen Menschen zu rücken.
Und sie liebte die heißen, feuchten Empfindungen, die damit verbunden waren. Es spielte keine Rolle, daß die meisten Männer gar nicht merkten, ob sie dabei an sie oder an den gerade angesagten Hollywood-Typen dachte. Solange sie nur gut schauspielerte und sich an den richtigen Text erinnerte.
Lexy betrachtete sich als geborene Schauspielerin.
Und sie beschloß, daß es nun Zeit war, den Samtvorhang für Giff Verdon zu öffnen.
Sie ließ ihr Badetuch in den Sand fallen, keine Sekunde daran zweifelnd, daß er sie beobachtete. Alle Männer taten das. Nur wenige Schritte vom Wasser entfernt, nahm sie ihre Sonnenbrille ab und ließ sie betont achtlos auf das Badetuch fallen. Langsam streifte sie die Sandalen von den Füßen, faßte den Saum ihres kurzen Sommerkleides, hob ihn und zog das Kleid über den Kopf. Der Bikini, der zum Vorschein kam, bedeckte nur wenig mehr als der Tanga und BH einer Stripperin.
Nachdem sie den dünnen Baumwollstoff zu Boden hatte gleiten lassen, schüttelte sie langsam ihren Kopf und strich mit beiden Händen ihr Haar zurück.
Giff ließ sich von der nächsten Welle überrollen. Er wußte genau, daß Lexy jede Bewegung, jede Geste ganz bewußt einsetzte. Aber es machte für ihn keinen Unterschied. Er konnte seinen Blick nicht von ihr abwenden, konnte nicht verhindern, daß sich sein Körper beim Anblick ihrer prächtigen Rundungen, ihrer golden schimmernden Haut und ihres Haares, das sich wie lodernde Flammen über ihre Schultern ergoß, wie auf Knopfdruck anspannte, hart wurde und sich nach ihr sehnte.
Während sie ins Wasser watete und die Wellen an ihr hochstiegen, stellte er sich vor, wie es sich anfühlen würde, sich im Rhythmus der Wellen in ihr zu wiegen. Er bemerkte, daß auch sie ihn beobachtete. Ihre lachenden Augen waren so grün wie das Meer.
Sie tauchte unter und kam mit nassem, glänzendem Haar wieder zum Vorschein; die Wassertropfen perlten über ihre Haut.
»Das Wasser ist heute ganz schön kalt«, rief sie ihm zu. »Und ziemlich aufgewühlt.«
»Normalerweise gehst du doch nie vor Anfang Juni rein.«
»Vielleicht will ich es heute kalt haben.« Sie ließ sich von einer Welle näher an ihn herantragen. »Und rauh.«
»Morgen wird’s kälter und rauher«, sagte er. »Es wird Regen geben.«
»Mmm.« Sie ließ sich einen Moment lang auf dem Rücken treiben und betrachtete den blaßblauen Himmel. »Dann komm’ ich morgen noch mal.« Sie ließ ihre Füße wieder nach
unten sinken und trat auf der Stelle, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
Seit ihrer Teenagerzeit war sie daran gewöhnt, daß er sie mit seinen großen dunklen Augen wie ein junger Hund anschaute. Sie waren gleichaltrig und quasi Seite an Seite aufgewachsen, aber sie bemerkte, daß er sich während ihres Jahres in New York verändert hatte.
Sein Gesicht war markanter geworden, sein Mund schien entschlossener und selbstsicherer. Seine langen Wimpern, die ihm früher den Spott der anderen Jungen eingetragen hatten, wirkten jetzt nicht mehr weiblich. Wenn er sie anlächelte, erschienen Grübchen in seinen Wangen – in Kindertagen ein weiteres Handicap.
»Siehst du etwas Interessantes?« fragte er sie.
»Kann sein.« Seine Stimme paßte zu seinem Gesicht. Erwachsen und männlich. Zufrieden registrierte sie das Kitzeln in ihrer Magengrube; es war unerwartet stark. »Kann schon sein.«
»Ich kann mir vorstellen, daß du einen Grund hast, fast nackt hier rauszuschwimmen. Sagst du mir, warum? Oder soll ich raten?«
Lachend strampelte sie gegen die Strömung an, um den Abstand zwischen ihnen beizubehalten. »Vielleicht wollte ich mich nur abkühlen.«
»Scheint wohl so.« Er erwiderte ihr Lächeln. Zufrieden stellte er fest, daß er sehr wohl begriffen hatte – besser, als sie ahnte. »Ich hab’ gehört, daß Jo mit der Morgenfähre gekommen ist.«
Ihr Lächeln verschwand, und ihr Blick wurde kühl. »Ja, und?«
»Du willst also ein bißchen Dampf ablassen, stimmt’s? Und ich soll dir dabei helfen.« Als sie ihn wütend anfauchte und sich mit den Füßen abstieß, um zurück zum Ufer zu schwimmen, bekam er gerade noch ihre Taille zu fassen. »Ich helfe dir gern dabei«, sagte er, während sie versuchte, sich freizustrampeln. »Das habe ich mir schon immer gewünscht.«
»Nimm deine Hände …« Das Ende ihres Befehls wurde von seinem Mund erstickt. Sie hatte nicht damit gerechnet,
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