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Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Knie zittrig werden. Dann öffneten sich ihre warmen, weichen Lippen unter seinen, und ihr entschlüpfte ein leises Seufzen.
    Als sein Mund ihren erobert hatte, hörte sie auf zu denken. Sie machte eine absolut neue Erfahrung, lernte einen ganz neuen, schwindelerregenden Reiz kennen. Sie war immer in der Lage gewesen, klaren Kopf zu bewahren, irgendwie aus sich herauszutreten und das Geschehen zu kontrollieren und zu steuern. Aber jetzt geriet sie selbst in den Strudel, wurde von ihren Gefühlen mitgerissen.
    Sein Mund war heiß und hungrig, sein Körper hart, seine Hände fordernd. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich wirklich schwach und zerbrechlich, so als sei sie ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
    Und dieses Gefühl war unglaublich erregend. Sie murmelte immer wieder seinen Namen, während sich sein Mund holte, was er wollte. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und ließ den Kopf in den Nacken fallen. Zum ersten Mal in ihrem Leben ergab sie sich einem Mann freiwillig und bedingungslos.
    Es war diese Veränderung, ihre plötzliche Hingabe, das hilflose Stöhnen, das ihn plötzlich zurückzucken ließ. Er hatte sie auf ihre Fußspitzen angehoben, seine Finger gruben sich in ihren Körper, und das einzige, woran er noch denken konnte, war, sie auf der Stelle zu nehmen.
    Himmel, im Garten seiner Mutter. Am hellichten Tag. Im Schatten seines eigenen Hauses. Angeekelt schob er sie auf Armeslänge weg.
    »Ist es das, was du wolltest?« fuhr er sie wütend an. »Du hast ja nichts unversucht gelassen, um mir zu zeigen, daß ich genauso schwach werde wie alle anderen.«
    Das Karussell in ihrem Kopf drehte sich noch. »Was?« Sie blinzelte, um wieder zu sich zu kommen. »Was meinst du?«
    »Die Frau-in-Not-Nummer hat funktioniert. Volltreffer.«
    Jetzt war auch Kirby wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Als sie seine Worte und das, was er damit sagen wollte, begriff, weiteten sich ihre Augen vor Entrüstung.
    »Glaubst du im Ernst, ich hätte das alles inszeniert, mich lächerlich gemacht, nur um von dir geküßt zu werden? Du bist ein arrogantes, eitles, wichtigtuerisches Arschloch!« Zutiefst getroffen und beleidigt stieß sie ihn von sich. »Ich bin alles andere als berechnend, und die Frau-in-Not-Nummer habe ich nicht abgezogen, weder jetzt noch sonst irgendwann. Ich bin wegen Jo hierhergekommen, nicht deinetwegen. Du bist mir nur zufällig über den Weg gelaufen.«
    »Ach ja? Ich vermute, deshalb hast du dich mir auch gleich an den Hals geworfen.«
    Sie atmete tief durch, fest entschlossen, das Ganze ruhig und mit Würde über die Bühne zu bringen. »Das Dumme daran ist nur, lieber Brian, daß du mich küssen wolltest, und ganz offensichtlich hat es dir gefallen. Und jetzt willst du mir die Schuld in die Schuhe schieben und bezichtigst mich irgendwelcher Tricks, weil du mich gerne noch mal küssen würdest. Du willst mich noch mal so anfassen wie eben, und aus irgendwelchen Gründen rastest du deshalb aus. Aber das ist dein Problem. Wie gesagt, ich bin wegen Jo gekommen.«
    »Die ist gar nicht da«, preßte Brian mühsam hervor. »Ist mit ihrer Kamera unterwegs.«
    »Auch gut. Dann richte ihr doch bitte was aus. Heron-Campingplatz, neun Uhr. Frauenabend. Kannst du dir das merken, oder willst du’s dir aufschreiben?«
    »Ich werd’s ihr sagen. Sonst noch was?«
    »Nein, nichts mehr.« Sie drehte sich um, zögerte. Zum Teufel mit dem Stolz – sie brachte es nicht fertig, allein zurück in den Wald zu gehen. Sie änderte die Richtung und schlug den Muschelkiesweg ein. Der Rückweg würde so zwar mehr als doppelt so lange dauern, aber immerhin konnte sie beim Laufen ihre Wut loswerden.
    Brian blickte ihr stirnrunzelnd nach, dann sah er zum Wald hinüber. Plötzlich war er davon überzeugt, daß nichts von dem, was gerade stattgefunden hatte, inszeniert war. Und das
bedeutete, daß er sich nicht nur zum Idioten gemacht hatte, sondern auch äußerst unhöflich war.
    »Bleib stehen, Kirby, ich bringe dich nach Hause.«
    »Nein, danke.«
    »Bleib stehen, hab’ ich gesagt!« Mit zwei großen Schritten holte er sie ein und packte ihren Arm. Als ihr Kopf herumwirbelte, stellte er verblüfft fest, daß sie wirklich fuchsteufelswild aussah.
    »Ich sag’ dir Bescheid, wenn ich von dir angefaßt werden will, Brian, und ich sag’ dir auch Bescheid, wenn ich was anderes von dir möchte. Aber bis dahin«, mit einem heftigen Ruck riß sie sich von ihm los, »komme ich allein klar.«
    »Tut mir leid.«

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