Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)
Delaney. Er sieht aus, als würde er sich auskennen … auch mit Frauen. Ist genau mein Typ. Und außerdem reich.«
»Woher weißt du, daß er Geld hat?«
»Er kann sich ein halbes Jahr Urlaub leisten. Ein Architekt mit eigener Firma muß einfach Geld haben. Er ist weit gereist. Männer, die was von der Welt gesehen haben, können einer Frau ’ne Menge zeigen. Er ist geschieden. Und geschiedene Männer mögen nette Frauen.«
»Hast ja offenbar deine Hausaufgaben gemacht.«
»Na klar.« Lexy räkelte sich. »Und ich würde sagen, Nathan Delaney ist genau mein Typ. Ich hoffe, er wird mir in der nächsten Zeit die Langeweile vertreiben.«
»Bevor du zurück nach New York kannst«, sagte Jo.
»Genau.«
»Sehr interessant.« Im Lichtkegel der Scheinwerfer tauchte der Wegweiser zum Campingplatz auf. Jo trat auf die Bremse und bog in den Seitenweg ein. »Ich habe immer geglaubt, du würdest ein bißchen mehr von dir selbst halten.«
»Du hast doch keine Ahnung, was ich von mir oder sonstwas halte.«
»Offensichtlich nicht.«
Sie kamen an dem kleinen Empfangshäuschen vorbei, das nach Sonnenuntergang ohnehin nicht mehr besetzt war, und Jo konzentrierte sich auf den gewundenen Weg, der an Teichen und Tümpeln vorbeiführte. Hier und dort brannten Lagerfeuer. Vereinzelt leuchteten Lilien im Mondlicht.
Sie nahm sich vor, später hierher zurückzukommen und Bilder zu machen. Bilder, die die Ruhe und die Leere widerspiegelten. Das Alleinsein. Die Sicherheit.
»Da ist Kirbys Wagen.«
Lexys Worte rissen Jo aus ihren Gedanken. Sie atmete tief durch. »Was?«
»Dort drüben, das schicke kleine Cabrio. Das ist Kirbys. Stell dich gleich dahinter.«
»Okay.« Jo parkte den Rover ein. Nachdem sie den Motor abgestellt hatte, bemerkte sie, daß die Luft voller Geräusche war. Das Summen und Rascheln und Knistern der kleinen Welt, die hinter den Dünen und jenseits des Waldrandes versteckt lag. Und außerdem hingen tausend Gerüche in der Luft – von Wasser und Fischen und feuchter Vegetation.
»Jo Ellen!«
Kirby tauchte aus dem Dunkel auf und fiel Jo stürmisch um den Hals. Unerwartete Umarmungen hatten Jo schon immer aus der Fassung gebracht. Bevor sie reagieren konnte, gab Kirby sie auch schon wieder frei, hakte sich bei Jo unter und strahlte sie an.
»Ich freue mich so, daß du gekommen bist! Herrlich, dich wiederzusehen! Wir haben uns so viel zu erzählen! Hey Lexy, hol deine Sachen, und dann machen wir ein paar Dosen auf.«
»Sie hat Wein mitgebracht«, sagte Lexy abfällig, während sie die Heckklappe öffnete.
»Dann lassen wir eben die Korken knallen. Außerdem haben wir jede Menge zu essen. Ich wette, bis Mitternacht ist es uns speiübel.« Plaudernd folgte Kirby Jo um den Wagen. »Gott sei Dank bin ich Ärztin. Was ist denn das?« Sie steckte die Nase in die braune Einkaufstüte. »Hm, lecker, Pastete. Wo hast du die her?«
»Die hab’ ich Brian aus dem Kreuz geleiert«, antwortete Jo.
»Gut gemacht.« Kirby stemmte die Tüte und klemmte Lexys Six-Pack unter den Arm. »Ich nehm’ das hier schon mal mit. Ginny kümmert sich ums Lagerfeuer. Soll ich dir mit dem Rest helfen?«
»Danke, geht schon.« Jo schulterte ihre Kameratasche, klemmte den zusammengerollten Schlafsack unter den einen Arm und die Weinflaschen unter den anderen. »Das mit deiner Großmutter tut mir sehr leid, Kirby.«
»Danke, Jo. Aber sie hatte ein langes Leben, so wie sie sich’s immer gewünscht hat. Hey, Lexy, ich kann dir die Tasche abnehmen.« Kirby blickte schnell zwischen den beiden Schwestern
hin und her und kam zu dem Schluß, daß die Spannung, die bei der Ankunft ganz offensichtlich zwischen den beiden geherrscht hatte, schon etwas abgenommen hatte. »Ich sterbe vor Hunger. Hatte heute kein Mittagessen.«
Lexy schlug die Wagentür zu. »Dann laß uns gehen. Ich brauch’ erst mal ein Bier.«
»Mist, meine Taschenlampe steckt hinten in meiner Jeans.« Kirby drehte sich um und hob die rechte Hüfte. »Kommst du dran?« fragte sie Jo.
Jo nestelte an Kirbys Gesäßtasche herum, und dank ihrer geschickten Finger gelang es ihr, die Taschenlampe herauszuziehen. Sie knipste sie an, und die drei schlugen den schmalen Fußpfad ein.
Auf dem freien Platz war schon alles vorbereitet, das Lagerfeuer knisterte einladend. Ginny hatte eine Laterne angezündet und für die Getränke eine mit Eis gefüllte Truhe bereitgestellt, auf deren Deckel sie saß, sich Chips aus einer Tüte in den Mund steckte und aus einer Bierdose trank.
»Da
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