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Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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er dieses mentale Training erlernt.
    Wenig später ließ er wieder Geräusche in sich eindringen – Stück für Stück. Das Klingeln eines vorbeifahrenden Fahrrads, das Surren von Autoreifen auf Asphalt. Stimmen von Passanten, das Lachen eines Kindes, das Eis leckte.
    Er war wieder ruhig, hatte sich unter Kontrolle und blickte lächelnd hinaus aufs Wasser, während der Wind in seinem Haar spielte. Er sah gut aus – und er war sich dessen bewußt. Er hatte ein markantes Gesicht und eine attraktive Figur, und er genoß es, wenn er die Aufmerksamkeit der Frauen erregte.
    Ginnys hatte er ganz sicher geweckt.
    Ohne zu zögern war sie mit ihm hinter die Dünen verschwunden. Beschwipst hatte sie mit ihm geflirtet, die Zunge schwer von Tequila.
    Sie wußte nicht, was sie traf. Bei der Erinnerung mußte er ein Lachen unterdrücken. Ein schneller, fester Schlag auf den Hinterkopf, und sie war umgefallen. Er hatte sie nur noch ins Gebüsch tragen müssen. Er war so voller Vorfreude gewesen, daß sie ihm beinahe schwerelos erschien. Erregt hatte er sie ausgezogen. Ihr Körper war zwar fülliger gewesen, als er es sich gewünscht hatte, aber sie war ja auch nur Übungsobjekt gewesen.
    Er hatte sich nicht genug Zeit gelassen. Jetzt, im nachhinein, konnte er das feststellen. Er hatte sich zu sehr beeilt, hatte mit der Ausrüstung geschlampt, weil er zu begierig darauf war, die ersten Aufnahmen zu machen. Sie war nackt, die Hände über dem Kopf an einem Baum festgebunden. Er hatte sich
nicht die Zeit genommen, ihr Haar fächerförmig auszubreiten, das Licht und die Winkel zu perfektionieren.
    Nein, er war von der Macht des Augenblicks überwältigt worden und hatte sie in dem Moment, in dem sie wieder zu Bewußtsein kam, vergewaltigt. Eigentlich hatte er vorgehabt, zuerst mit ihr zu reden, die wachsende Angst in ihren Augen festzuhalten, während sie allmählich begriff, was er plante.
    Sie versuchte, etwas zu sagen. Ihre wundervollen langen Beine arbeiteten, strampelten, traten um sich. Ihr Körper bäumte sich auf. Dann fühlte ich diese ruhige, kalte Kontrolle einsetzen.
    Sie war das Motiv, ich der Künstler.
    So war es mit Annabelle gewesen, dachte er. Und so hätte es auch diesmal sein sollen.
    Aber der erste Orgasmus war enttäuschend gewesen. So … gewöhnlich. Er hatte nicht mal Lust gehabt, sie noch mal zu nehmen. Es war mehr eine Art Pflicht als ein Vergnügen gewesen. Nicht mehr als ein weiterer notwendiger Schritt in Richtung seines eigentlichen Ziels: das entscheidende Foto.
    Aber als er den Seidenschal aus seiner Tasche gezogen, um ihren Hals gelegt und langsam immer fester zugezogen und beobachtet hatte, wie ihre Augen groß und größer wurden, wie ihr Mund nach Luft schnappte, wie sie darum kämpfte einen Schrei herauszubringen …
    Das war wesentlich besser gewesen. Dieser Orgasmus war wirklich schön gewesen, heftig und lang und befriedigend.
    Und die letzte Aufnahme von ihr, die des entscheidenden Augenblicks, war vielleicht eine seiner besten.
    Er würde sie Tod eines Flittchens nennen. Und mal ehrlich, was sonst war sie gewesen? Jedenfalls kein Engel. Nein, billig und gewöhnlich, entschied er. Nicht mehr als ein Wegwerfartikel.
    Und deshalb war die ganze Sache nicht mal annähernd perfekt gewesen. Es war ihre Schuld, nicht seine. Nachdem er zu diesem Schluß gelangt war, besserte sich seine Laune zusehends. Das Motiv hatte versagt – nicht der Künstler.
    Das nächste Mal würde es perfekt sein. Mit Jo.
    Leise seufzend tätschelte er die lederne Brieftasche, in der er die Fotos aufbewahrte. Er hatte sie in den Räumen entwickelt, die er ganz in der Nähe angemietet hatte. Und jetzt war es Zeit, wieder zurück nach Desire zu fahren.
     
    Weil Lexy wieder mal nirgends zu finden war, ging Brian selbst raus in den Garten, um Unkraut zu jäten. Lexy hatte zwar versprochen, es zu tun, aber Brian war ziemlich sicher, daß sie Giff gerade zu einem Mittags-Quickie überredete. Er hatte die beiden in der Nacht zuvor von seinem Fenster aus beobachtet, wie sie klatschnaß, sandig und kichernd wie kleine Kinder den Weg heraufkamen. Selbst sein müder Schädel hatte begriffen, daß zwischen den beiden mehr gelaufen war als ein gemeinsames Bad im Meer. Er hatte es halb amüsiert, halb neidisch zur Kenntnis genommen.
    Es schien ihnen so leicht zu fallen, den anderen zu nehmen, wie er war, nur für den Augenblick zu leben. Obwohl er annahm, daß Giff mehr im Sinn hatte als den Augenblick und daß Lexy einen schnellen

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