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Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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strafte. »Klar. Mein nächster Termin ist erst um halb zwei.« Sie lächelte breit. »Wer will sich denn heute für mich ausziehen?«
    »Sie ißt gerade zu Mittag«, informierte Jo ihren Bruder.
    »Erdnußbutterbrot gilt nur für Kinder bis sechs als Mittagessen.« Er gab ihr noch einen Schubs. »Geh jetzt und zieh dich aus. Wir verlassen die Praxis erst, wenn Kirby dich von Kopf bis Fuß untersucht hat.«
    »Das ist offenbar mein erster Entführungstermin.« Kirby warf Brian einen nachdenklichen Blick zu. »Geh schon mal nach hinten, Jo, in mein ehemaliges Kinderzimmer. Ich komme gleich nach.«
    »Mir fehlt aber gar nichts.«
    »Um so besser. Dann habe ich nicht viel Arbeit, und du kannst dich nachher an deinem Bruder rächen.«
    »Prima.« Jo drehte sich um und ging in die Diele.
    »Was soll das, Brian?« murmelte Kirby, nachdem Jo die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    »Sie hat Alpträume und ißt nichts. Heute morgen ist sie weiß wie die Wand vom Campingplatz wiedergekommen.«
    »Was hat sie auf dem Campingplatz gemacht?«
    »Ginny ist heute nicht zur Arbeit erschienen.«
    »Ginny? Das sieht ihr aber gar nicht ähnlich.« Kirby runzelte die Stirn. »Ich bin froh, daß du Jo zu mir gebracht hast. Ich habe ihr neulich schon mal gesagt, daß sie sich untersuchen lassen sollte.«
    »Ich will, daß du herausfindest, was sie hat.«
    »Brian, ich kann ihren Körper untersuchen, und wenn sie ein physisches Problem hat, werde ich es finden. Aber ich bin kein Psychiater.«
    Enttäuscht vergrub er die Hände in den Hosentaschen. »Finde einfach raus, was mit ihr los ist.«
    Kirby nickte und drückte ihm den Rest ihres Sandwichs in die Hand. »Im Kühlschrank ist Milch – bedien dich.«
    Als Kirby das Sprechzimmer betrat, lief Jo dort – noch voll bekleidet – auf und ab. »Hör zu, Kirby …«
    »Jo, du vertraust mir doch, oder?«
    »Das hat doch nichts mit …«
    »Laß mich dich einfach untersuchen, dann sind alle zufrieden.« Sie nahm einen frischen Untersuchungskittel. »Geh rüber ins Bad, zieh das über und pinkel in diesen Becher.« Dann zog sie ein neues Krankenblatt und ein unbeschriebenes Formular aus der Schreibtischschublade. Jo beobachtete sie mit gerunzelter Stirn. »Ich brauche noch ein paar Informationen zu deiner Krankengeschichte – die letzte Periode, gesundheitliche Probleme, Medikamente, die du nimmst, Allergien und so weiter. Du kannst den Bogen ausfüllen, während ich die Urinanalyse mache. Du gibst besser nach,« fügte sie hinzu, während sie Jos Namen auf das Krankenblatt schrieb. »Brian ist stärker als du.«
    Jo zuckte die Achseln und verschwand in Richtung Bad.
     
    »Dein Blutdruck ist ein bißchen hoch.« Kirby löste die Manschette von Jos Arm. »Keine große Sache, hängt vermutlich mit einer leichten Gemütsschwankung zusammen.«
    »Sehr witzig.«
    Kirby wärmte das Stethoskop zwischen ihren Handflächen an und drückte es dann auf Jos Rücken. »Tief einatmen, und ausatmen. Noch mal. Du hast übrigens auch Untergewicht. Als Frau beneide ich dich darum, aber als Ärztin macht es mir ein bißchen Sorgen.«
    »Ich hatte in letzter Zeit wenig Appetit.«
    »Die Küche von Sanctuary sollte dem abhelfen.« Sie griff nach dem Ophtalmoskop und leuchtete in Jos Auge. »Kopfschmerzen?«
    »Im Moment oder allgemein?«
    »Sowohl als auch.«
    »Im Augenblick ja, aber ich glaube, das kommt von meiner kleinen Auseinandersetzung mit meinem Bruderherz.« Sie seufzte. »In den letzten Monaten hatte ich allerdings tatsächlich mehr Kopfschmerzen als in all den Jahren zuvor.«
    »War das ein eher dumpfer Schmerz oder mehr ein Stechen?«
    »Meistens die dumpfe Variante.«
    »Schwindelgefühle, Ohnmacht, Übelkeit?«
    »Ich … nein, eigentlich nicht.«
    Kirby legte ihre Hand auf Jos Schulter. »Nein oder eigentlich nicht?« Jo zuckte die Achseln, und Kirby legte ihr Instrument beiseite. »Jo, ich bin Ärztin und gleichzeitig deine Freundin. Du mußt mir ehrlich sagen, was mit dir los ist. Es ist doch klar, daß alles, was in diesem Raum gesagt wird, unter uns beiden bleibt.«
    Jo atmete tief ein und verschränkte die Hände im Schoß. »Ich hatte einen Nervenzusammenbruch.« Erleichtert atmete sie aus – jetzt war es raus. »Ungefähr einen Monat, bevor ich hierherkam. Ich bin zusammengeklappt, einfach so, konnte nichts dagegen tun.«
    Schweigend legte Kirby beide Hände auf Jos Schultern und massierte sie behutsam. Jo blickte auf und sah Mitgefühl in Kirbys sanften, grünen Augen. Tränen

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