Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel der sieben Sirenen

Insel der sieben Sirenen

Titel: Insel der sieben Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
sehe keinen Anlaß, die Verständigung
der Polizei hinauszuzögern. Es wird Mr. Bradstones Wunsch sein, daß der Mörder
so schnell wie möglich gefaßt wird .«
    »Wahrscheinlich haben Sie
recht. Ich rufe sofort an .«
    Lofting nickte und stellte
endlich den Teller weg. »Es bleibt nur noch so wenig Zeit, nicht wahr ?« fragte er kläglich und rang die Hände. »Und jetzt ist sie
noch knapper, noch knapper...«
    Den Rest verstand ich nicht
mehr, weil ich schon zum Funktelefon unterwegs war. Als ich drei Minuten später
zurückkehrte, murmelte er immer noch vor sich hin.
    »Ihr Telefon funktioniert
nicht«, grollte ich. »Jemand hat alle Röhren zerschlagen .«
    »Ach du meine Güte !« rief Lofting aus. »Das ist schlimm. Aber wir haben noch
Ersatzröhren, in der Nische unter dem Apparat .«
    Ich nickte nachdenklich, im Bewußtsein,
daß es keinen Sinn hatte, in der Nische nachzusehen. Trotzdem tat ich es. Eine
Menge Ersatzröhren lagen da, alle aus ihrer Verpackung genommen und
zertrümmert, wahrscheinlich mit einem kleinen Hammer.
    Als ich zu Lofting
zurückkehrte, war er bestürzt, machte aber bald einen neuen Vorschlag. »Wir
haben ja noch die Jacht — jemand könnte damit Hilfe herbeiholen .«
    »Wo liegt sie denn, im
Schwimmbad? Am Steg war keine Jacht, als ich heute
nachmittag eintraf .«
    Lofting lächelte dünn, was ihm
sichtlich schwer fiel. »Wir haben hier kein Schwimmbad, wohl aber einen zweiten
Anlegesteg, etwas näher zum Haus. Den benutzt nur Mr. Bradstone .«
    »Wissen alle davon — von der
Jacht, meine ich ?«
    Lofting runzelte die Stirn.
»Warum? Natürlich. Die Mädchen kamen alle mit der Jacht an, und auch Mrs.
Johnson müßte Bescheid wissen, sie war schon oft hier .«
    »Kennen Sie meinen größten
Fehler ?« grollte ich.
    »Wie könnte ich das, Sir ?«
    »Ich denke zu langsam. Los,
zeigen Sie mir, wo diese Jacht liegt. Ich habe das starke Gefühl, daß wir uns
beeilen sollten .«
     
    Die Jacht gehörte in die
Hunderttausend-Dollar-Klasse, maß etwa sechzehn Meter über alles und besaß auch
alle Extras. Es war ein Jammer, sie leck in zwei Meter Wassertiefe liegen zu
sehen, die Kabine von den heranrollenden Brechern überspült. Zwar schien der
Mond, er gab aber nicht genug Licht, um uns erkennen zu lassen, weshalb das
Boot gesunken war. Trotzdem ließ sich leicht erraten, daß ein Loch schuld daran
sein mußte, das man in den Rumpf geschlagen hatte. Mit einer Axt konnte das
auch eine Frau bewerkstelligt haben.
    Der Sturm war vorüber, trotzdem
verbarg sich der Mond meist hinter Wolken, und der Wind pfiff uns schrill um
die Ohren.
    »Das ist teuflisch !« fluchte Lofting völlig außer sich. »Ein so wunderschönes
Boot zu vernichten, ist ein unverzeihliches Verbrechen. Es wird Mr. Bradstone
das Herz brechen .«
    »Um wen wird er mehr trauern — um
das Mädchen oder das Boot ?« erkundigte ich mich.
    »Das hängt davon ab, ob sie
seine Tochter war oder nicht, Mr. Roberts«, antwortete Lofting kühl.
    »Gewiß. Na ja, ich vermute, die
Jacht kann gehoben und repariert werden. Obwohl ich nicht glaube, daß er es
noch erleben wird .«
    Das Gesicht des Riesen
verhärtete sich. »Sie haben nicht besonders viel Mitgefühl, nicht wahr? Es ist
ein Jammer, daß Sie im Augenblick der einzige sind, der uns helfen kann .«
    »Ich hatte noch nie Mitgefühl
für Geld«, erläuterte ich. »Oder für Leute, die es überbewerten.«
    Meine Schritte dröhnten über
die feuchten Bohlen des Stegs, als ich wieder zum Ufer zurückging. Ich schauderte
vor Kälte. Es war nicht das rechte Wetter für einen Spaziergang in Hemdsärmeln,
aber ich hatte mir nicht die Zeit genommen, erst meinen Mantel zu holen.
    Bald darauf hörte ich Loftings schweren Schritt hinter mir. Nach kurzer Kletterei
erreichten wir die Klippe hinter dem Haus. Der Mond war verschwunden, und die
See unter uns wirkte so schwarz wie Draculas Cape. Die Jacht hatte die
Dunkelheit verschluckt.
    »Frieren Sie denn nicht, mein
Lieber ?« flötete eine Stimme hinter mir.
    Ich machte schneller kehrt als
ein Politiker auf unpopulärem Kurs, und da stand auch schon das unpopulärste
Mitglied der Familie vor mir, Joyce Johnson, begleitet von ihrem bildschönen
Beschützer.
    »Sie haben mich so erschreckt,
daß ich fast abgestürzt wäre«, fuhr ich sie an. »Und wie hätte Ihr Bruder dann
sein Geld loswerden sollen ?«
    Sie musterte mich nachdenklich
aus halbgeschlossenen Augen und lächelte wie eine gutgelaunte Boa constrictor . »Aber natürlich, mein

Weitere Kostenlose Bücher