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Insel der sieben Sirenen

Insel der sieben Sirenen

Titel: Insel der sieben Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Bester, daran habe ich
gar nicht gedacht. Wie sollte er wohl sein Testament ohne Sie abfassen ?«
    Der Unterton war ausgesprochen
ungemütlich; zwar sprach sie es nicht aus, daß sie wahrscheinlich eine bessere
Ausgangsposition vor Gericht hatte, wenn kein Testament existierte, aber man
mußte kein Anwalt sein, um ihre Hintergedanken zu verstehen.
    »Sie kommen gerade vom Steg
herauf«, murmelte sie mißtrauisch. »Stimmt etwas nicht mit der Jacht ?«
    »Sie liegt auf Grund«, gestand
ich. »Damit ist sie endgültig aus dem Rennen .«
    »Und weshalb dachten Sie daran,
die Insel zu verlassen ?«
    »Vielleicht hat der alte Herr
das Zeitliche gesegnet, und Mr. Roberts wollte Hilfe herbeiholen«, meinte
Cornelius. »Sehr traurig, wenn’s so wäre.«
    Beide studierten mich
abschätzend.
    In diesem Augenblick schnaufte
Lofting heran. Der Aufstieg war zwar kurz, aber steil gewesen, und er hatte ein
ziemliches Gewicht zu befördern. Er warf den beiden finstere Blicke zu, und
Cornelius machte ein paar unauffällige Schritte, so daß er dicht hinter Joyce
zu stehen kam.
    »Der alte Herr ist vielleicht
ein bißchen wacklig auf den Beinen, aber er kann noch jahrelang leben«, log
ich. »Und das Testament ist bereits fertig. Es muß nur noch ein Name eingesetzt
werden, was notfalls auch nach seinem Tode geschehen kann .« Es schien mir angebracht, sie so wenig wie möglich zu ermutigen.
    »Der übersteht nicht mal mehr
diesen Monat«, höhnte seine Schwester. »Und das mit dem Testament glaube ich
Ihnen nicht .«
    »Aber glauben Sie mir, wenn ich
Ihnen sage, daß Sie keinerlei Chance haben, zu seinem Geld zu kommen ?«
    »Das werden wir schon sehen«,
sagte sie mit zuckersüßem Lächeln.
    »Sie haben noch nicht erwähnt,
weshalb Sie die Jacht brauchten«, warf Cornelius gereizt ein.
    Ich sah ihn an und begriff, daß
ich einen Rekord im Langsamdenken gebrochen hatte. »Sie sind doch auch in einem
Boot gekommen !« platzte ich heraus. »Wo ist es?
Schnell !«
    »Warum erklären Sie uns nicht
vorher, weshalb Sie so aufgeregt sind ?« fragte Joyce
aalglatt. »Danach ergreift vielleicht auch uns Ihr Eifer, hier zu verschwinden .«
    »Keiner verschwindet«,
schnaubte ich. »Wir müssen die Polizei holen. Eines von den Mädchen ist
ermordet worden .«
    Ohne zu zögern lächelte Joyce.
»Hoffentlich die richtige?«
    »Wer soll das wissen, verdammt ?« sagte ich. »Also: wo ist das Boot ?«
    »Am anderen Steg.« Sie zuckte
die Schultern. »Wirklich, ich hätte Sie niemals für so kurzsichtig gehalten,
Mr. Roberts .«
    »Wenn man von lauter Hyänen
umgeben ist, leidet der Scharfsinn«, konterte ich.
    »Wir sollten jetzt das zweite
Boot suchen«, mischte sich Lofting sehr scharf ein, und wir machten uns auf den
Weg zum Haus.
    »Jetzt hab’ ich vergessen, sie
zu fragen, was sie hier draußen zu suchen hatten«, murmelte ich mehr zu mir
selbst, als wir den Pfad durch die Kiefern zu dem felsigen Landeplatz
hinunterstolperten.
    »Sie hätten es Ihnen auch
bestimmt nicht verraten«, sagte Lofting. »Aber die Antwort drängt sich von
selbst auf .«
    »Sie ist sogar schon zu
offensichtlich, meinen Sie nicht? Joyce Johnson droht damit, daß sie jeden
anderen daran hindern wird, von Mr. Bradstones Vermögen zu profitieren. Kurz
darauf wird eines der Mädchen ermordet aufgefunden. Das Telefon ist
zertrümmert, die Jacht versenkt — und wir überraschen sie, wie sie mit ihrem
Komplizen draußen im Finstern herumgeistert. Wäre >verdächtig< dafür ein
zu milder Ausdruck, Lofting ?«
    »Offengestanden würde ich das
Wort >schuldig< wählen«, meinte er.
    Hinter uns knirschte der
Schotter, und wir sahen Joyce und Cornelius durch die Bäume laufen. »Wir wollen
lieber mitkommen, mein Bester«, knurrte sie. »Nur um sicherzustellen, daß Sie
unser Boot nicht klauen .«
    Wenige Minuten später
erreichten wir den Anlegesteg. Der Mond hatte sich versteckt, die Holzbohlen veschmolzen draußen mit der tintenschwarzen See, als ich
mich vorsichtig hinaustastete. Kurz vor dem Stegende trat ich mit dem rechten Fuß plötzlich in leere Luft und hielt mich gerade noch
rechtzeitig an einem Pfosten fest, ehe ich ins Wasser stürzte.
    »Das Boot ist weg«, flüsterte
mir Lofting ins Ohr.
    »Verdammt! Warum haben wir auch
keine Taschenlampe«, schimpfte Joyce.
    »Warte, der Mond kommt gleich
heraus«, sagte Cornelius. Und dann: »Herrgott, wo ist sie? Die Jacht ist weg,
Joyce !« Er rannte zum Ende des Stegs und sah sich
fluchend um.
    »Wie tief ist das Wasser hier

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