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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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doch nicht etwa dort hingegangen?«
    Nell setzte Walter auf ihr Pferd, stieg hinter ihren Sohn in den Sattel und nahm die Zügel auf. Das Feuer glühte am Himmel, und obwohl es meilenweit entfernt war, konnte sie einzelne Flammen erkennen, die in der Dunkelheit züngelten, als sich ein Wind auftat. Sie zitterte vor Angst. »Natürlich nicht«, sagte sie, wendete das Pferd und ritt nach Hause.
    »Was ist das?« Walter reckte sich und zeigte nach vorn.
    Nell spähte in die Dunkelheit. Ein Blitzstrahl beleuchtete eine Gestalt in der Ferne, die zielstrebig auf sie zukam. Ihr Herzschlag setzte kurz aus, als sie erkannte, dass dieser Gestalt, wer es auch immer sein mochte, ein Dingo folgte – und der Dingo schloss auf.
    »Halt dich fest, Walter!« Nell zog das Gewehr aus der Satteltasche und trat dem Pferd in die Flanken.
    Das Keuchen war jetzt näher, und Alice roch den Atem des Dingos, der seine Schritte beschleunigte. Sie warf einen Blick über die Schulter, und ihr Mund wurde trocken. Die gelben Augen waren noch immer fest auf sie gerichtet, die hochgezogenen Lefzen entblößten scharfe Zähne, die Ohren waren flach angelegt. Jeden Augenblick würde er zuschlagen.
    Alle Muskelfasern sagten ihr, sie solle rennen – doch der Dingosetzte bereits zum Angriff an, und sie hätte ihn nur angespornt, wenn sie losgelaufen wäre. Alice ging in gleichem Tempo weiter und hielt verzweifelt Ausschau nach einem Felsbrocken oder etwas anderem, das sie als Waffe benutzen konnte.
    Da fiel ein Schuss, und sein wellenförmiges Echo breitete sich über die Ebene aus.
    Der Dingo war auf der Stelle tot.
    Alice wurde beinahe ohnmächtig vor Erleichterung, und ihre Beine zitterten so stark, dass sie unfähig war, sich weiter fortzubewegen.
    Nell kam auf sie zugaloppiert und hielt ihr Pferd in einer Wolke aus wirbelndem Staub an. Sie schwang sich aus dem Sattel. »Der war für meinen Geschmack ein bisschen zu nah an dir dran«, keuchte sie.
    Alice starrte auf den toten Dingo, der nur wenige Zentimeter hinter ihren Fersen lag. »Wärst du nicht so eine gute Schützin, nicht auszudenken, was hätte passieren können.« Sie ergriff Nells Hand. »Du hast mir das Leben gerettet«, sagte sie, den Tränen nahe.
    Nell drückte ihre Finger. »Bei Walter musst du dich bedanken. Er war es, der dich gesehen hat.« Als sie Alice’ fragenden Blick bemerkte, verzog sie das Gesicht. »Frag nicht, was er hier macht. Das ist eine lange Geschichte, und wir müssen noch Bindi suchen.«
    Alice schenkte dem Jungen ein Lächeln. Ihr fielen die Tränenspuren auf, die Erschöpfung und Furcht in seinen Augen, und sie wurde von derart heftiger Liebe zu ihm ergriffen, dass sie dagegen ankämpfen musste, ihn an sich zu drücken. »Bindi?«, fragte sie stattdessen. »Was ist mit den Männern? Sind sie schon zurück?«
    Nell schüttelte den Kopf. »Von denen war noch nichts zu hören und zu sehen. Ich hoffe nur bei Gott, dass sie nicht da drüben sind.«
    In Furcht vereint standen die beiden Frauen nebeneinander und beobachteten das Inferno, das sich nun über den gesamten Horizont erstreckte. Sein Schein färbte die dunklen Wolken rot, und im zunehmenden Wind sprangen Flammen auf.
    Das Gewitter wütete die ganze Nacht hindurch bis zum nächsten Morgen. Das Feuer am Horizont kam noch näher, als der Wind die Richtung wechselte. Alice stand neben Nell und den Kindern im Hof. Sie beteten, ihre Männer mögen nach Hause kommen. Niemand hatte geschlafen, und niemand sprach, denn die Angst in Worte zu kleiden, würde sie nur schüren.
    Die Sträflinge versammelten sich auf der windgeschützten Seite der Scheune, die Eingeborenen strömten aus ihrem Lager und gesellten sich zu ihnen. Von Bindi gab es noch immer keine Spur, und Gladys war untröstlich.
    Als das Gewitter schließlich in der Ferne verhallte, wurde die Luft klarer, und die Temperatur sank. Der Himmel öffnete sich, und ein sintflutartiger Regen setzte ein.
    Er hämmerte auf das Dach und schlug auf dem ausgetrockneten Boden des Hofs auf, sammelte sich in Pfützen, die sich zu Bächen vereinigten und auf den Fluss zuströmten. Alle Augen richteten sich auf die Berge in der Ferne, wo die Flammen unter dem Angriff des Regens erstarben.
    »Wir müssen Suchtrupps zusammenstellen, bevor es dunkel wird«, sagte Alice.
    Nells Augen waren voller Hoffnung. »Ich lasse die Kinder bei Pearl und Daisy und komme mit. Da draußen wird jeder gebraucht.«
    Alice eilte zur Scheune. Die Männer sattelten die Pferde, und die

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