Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
Vom Netzwerk:
Eingeborenen, die stundenlang nach Bindi gesucht hatten, standen mit ihren Speeren bereit – sie würden die Meilen zu Fuß zurücklegen.
    Alice wandte sich zuerst an den ältesten, zuverlässigsten Sträfling. »Geh zur Elizabeth Farm und hol Hilfe. Erkläre ihnen, was passiert ist«, ordnete sie an. Dann wandte sie sich an die anderen.»Bleibt zu zweit zusammen«, empfahl sie. »Verteilt euch auf den Weiden und haltet auf die Brandstätte zu.« Den Eingeborenen nickte sie zu. Ihnen brauchte sie nicht zu sagen, was zu tun war, und ihre Augen waren viel schärfer als die eines jeden Weißen.
    Sie stellte sicher, dass jede Gruppe sich eine andere Route vornahm und entweder eine Waffe oder eine Peitsche bei sich hatte, mit der sie knallen konnten. »Ein Schuss, wenn ihr sie lebend findet.« Sie schluckte, hielt aber an ihrer schwachen Hoffnung fest. »Zwei, wenn nicht.«
    Der Regen bildete einen beinahe undurchdringlichen Vorhang, der bei ihrem Aufbruch jedes Geräusch erstickte, und es hatte den Anschein, als zögen sie durch einen leeren Raum. Alice und Nell ritten nebeneinander. Die langen Jacken ihrer Männer, die sie zum Schutz vor dem Regen angezogen hatten, saugten sich voll und wurden schwer. In den Huträndern sammelte sich das Wasser und lief ihnen dann in Bächen den Nacken herab.
    Sie hatten für ihre Suche ein Gebiet an der südlichen Grenze zwischen ihrem Land und den riesigen Weiden der Elizabeth Farm ausgewählt. Die Pferde platschten durch die Pfützen, unter ihren Hufen wurde die lockere obere Staubschicht zu Schlamm. Die beiden Frauen schwiegen und behielten ihre Gedanken und Ängste für sich.
    Im Lauf des Tages ließ der Regen nach. Jetzt breitete er sich wie eine besänftigende Decke über das Land. Rauchgeschwärzte Bäume ragten aus dem Nebel auf, das Laub war verschrumpelt und schlaff, während die Kadaver der am Rand des Feuers in die Falle gegangenen Tiere steif und verkohlt wie obszöne Skulpturen herumlagen.
    Der Brand hatte sich über einen breiten Landgürtel von Moonrakers ausgebreitet, und als Alice und Nell anhielten, um die pechschwarze Erde, die verbrannten Bäume und die Rauchschwaden zu betrachten, die noch immer aufstiegen, schwanden ihre Hoffnungen.
    »Vielleicht sind sie gar nicht hier entlanggekommen«, sagte Alice. »Und selbst wenn, dann hätten sie wegreiten können und wären auf der anderen Seite des Feuers herausgekommen.«
    »Ungefähr drei Meilen von hier gibt es ein Wasserloch. Da dürften sie hingegangen sein«, vermutete Nell und nahm die Zügel auf. Entschlossen presste sie die Lippen zusammen. »Und da werden sie auch sein.«
    Alice wünschte, sie könnte dieselbe Zuversicht empfinden, folgte Nell jedoch in die geschwärzten, tropfenden Überreste des Waldes. Die Pferde wühlten den Schlamm auf und scheuten, wenn Flammen wieder zum Leben erwachten und zischend erloschen. Jedes kleinste Geräusch in dem toten Wald ließ die Frauen zusammenfahren – und sie wandten den Blick von den schwarzen Klumpen ab, die einmal Schafe oder Hunde gewesen waren. Der Gestank nach geröstetem Fleisch war beinahe übermächtig, als sie an einem verkohlten Wildschwein vorbeikamen.
    Ein Schuss durchbohrte die Stille und hallte durch den zerstörten Wald.
    Alice und Nell hielten klopfenden Herzens die Pferde an, voller Hoffnung, dass es keinen zweiten Schuss geben würde.
    Der zweite Schuss war die Totenglocke, die sie befürchtet hatten.
    In schweigendem Einvernehmen ritten sie in die Richtung, in der die Schüsse gefallen waren. Beide klammerten sich an die schwache Hoffnung, dass man die Leiche eines entflohenen Sträflings oder eines Landstreichers gefunden hatte – andere Gedanken hätten ihren schlimmsten Befürchtungen Raum gegeben.
    Vier weiße Männer und zwei Eingeborene warteten auf sie, als sie sich dem Wasserloch näherten. Ein Sträfling ergriff ihre Zügel, sobald sie anhielten. »Bleibt da weg!«, sagte er, das Gesicht schwarz vor Ruß, die Augen rot gerändert.
    Alice und Nell stiegen ab und standen im Schlamm. »Wir müssen sichergehen«, sagte Alice mit brechender Stimme.
    »Es ist sicher genug«, sagte der Mann mit ernster Miene. »Fährtensucher haben sie gefunden.«
    »Es könnte auch jemand anders sein«, schrie Nell in einem Anflug von Hysterie. »Woher willst du wissen, dass sie es sind?«
    Er schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Missus«, sagte er.
    Alice wurde schwindelig. Sie lehnte sich an das Pferd, um sich wieder zu fangen. »Ich muss es mit eigenen

Weitere Kostenlose Bücher