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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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hatte.
    »Kommt großes Gewitter, Missus«, ließ Gladys sich vernehmen, die sich auf der Veranda in ihrem Lieblingssessel räkelte, »aber kein verdammter Regen in Wolken.«
    »Genau das dachte ich auch«, erwiderte Nell schaudernd. Sie verabscheute diese Gewitter ohne Regen. Unter ihrer Gewalt bebte die Erde, und sie erschreckten Kinder und Tiere gleichermaßen. Sie schaute Gladys an, die Tabak kaute. »Wo sind die Kinder?«
    »Am Fluss«, antwortete sie. »War zu heiß.«
    Nell lief los und rief den Kindern zu, sie sollten aus dem Wasser kommen. »Es gibt ein Gewitter.« Sie packte Walter und Sarah und zog sie ans Ufer. »Ihr sollt doch nicht schwimmen gehen, verdammt nochmal, wenn ein Gewitter im Anzug ist!«
    »Du solltest das Wort nicht benutzen, Mama«, sagte Amy, die sich mit ihren acht Jahren für sehr erwachsen hielt. »Tante Alice sagt, es ist unfein.«
    Nell war nicht in der Stimmung, sich von Amy die Meinung sagen zu lassen. »Ich benutze jedes verdammte Wort, das ich will«, fauchte sie. »Geh ins Haus.«
    »Du musst gar nicht so sauer sein. Uns war langweilig«, knurrte Amy und wrang Wasser aus ihrem Nachthemd. »Und Gladys hat es uns erlaubt.«
    »Ihr wisst genau, dass ihr nicht im Fluss spielen sollt«, schimpfte Nell. »Ein Blitz könnte einschlagen.«
    Amy warf die nassen Haare über die Schultern. »Das Gewitter ist noch weit weg.«
    Nell verlor die Geduld. Sie packte ihre älteste Tochter, zerrte sie mit den Zwillingen zusammen zum Haus und brachte sie hinein. Dann trat sie auf die Veranda. »Gladys, du hast zum letzten Mal auf meine Kinder aufgepasst.«
    Gladys war eingenickt und öffnete jetzt verschlafen die Augen. »Ja, Missus«, nuschelte sie. »Wird aber Bindi nicht gefallen.«
    »Wo ist er überhaupt?«
    Gladys zuckte mit den Schultern und sah aus, als würde sie gleichwieder einschlafen. Nell rüttelte an ihrer Schulter. »Ein Gewitter ist im Anzug, Gladys. Geh und mach dich auf die Suche nach ihm und deinen anderen Kindern. Sorge dafür, dass sie in Sicherheit sind.«
    Gladys murrte unverständlich vor sich hin, erhob sich zögernd aus ihrem Sessel und schlenderte gemächlich davon.
    Nell stand da, die Hände in die Hüften gestemmt, und sah ihr nach, bis sie außer Sichtweite war. »Der Herr stehe uns bei«, seufzte sie empört.
    »Warum kann ich Papa nicht suchen?«, fragte der kleine Walter kurz darauf mit seiner Piepsstimme. Sein rotes Haar glänzte im Schein der Lampen, die Nell im Haus angezündet hatte, um die Dunkelheit zu vertreiben.
    »Weil du noch zu klein bist.« Nell war noch immer gereizt durch das Gewitter und begann sich besorgt zu fragen, wo Billy wohl stecken mochte. »Dein Vater hat zu arbeiten, und du kannst nicht die ganze Zeit bei ihm sein.«
    Walter warf sich mit dem Eigensinn eines Siebenjährigen, der gewohnt ist, seinen Willen durchzusetzen, in den Sessel. »Er hat es aber gern, wenn ich ihm helfe. Das hat er gesagt.«
    Nell beachtete ihn nicht und fuhr fort, das Abendessen zuzubereiten. Es hatte keinen Sinn, mit ihrem Sohn zu streiten – er war stur wie sein Vater. Sie tischte die Mahlzeit auf, stellte aber schon bald fest, dass sie keinen Appetit hatte, und schob ihren Teller von sich.
    Nachdem die Kinder endlich in ihren Zimmern zur Ruhe gekommen waren, drehte sie den Docht der Lampe höher und setzte sich in die tanzenden Schatten. Das Gewitter kam näher, grelle Blitze beleuchteten den Hof. Die Hitze stieg an. Nell stand auf und ging im Zimmer auf und ab.
    Billy und Jack hatten zwei Tage zuvor das Haus verlassen, und Alice war am Morgen vor Sonnenaufgang aufgebrochen. Sie sollten inzwischen eigentlich zu Hause sein. Sie konnten überall auf dem riesigen Farmland sein, vielleicht hatten sie sich infolge der tosenden Elemente verirrt oder waren sogar verletzt.
    Ein mächtiger Donnerschlag ließ Nell zusammenfahren. Sie blieb in der darauffolgenden atemlosen Stille stehen, die Nerven zum Zerreißen gespannt, und wartete auf den nächsten Schlag. Als er dann kam, bebte das Haus, als sei der Himmel auf das Dach gefallen.
    »Mama!« Sarah stürmte in die Küche und warf sich in die Arme ihrer Mutter.
    »Ist schon gut«, beruhigte Nell sie und strich ihr über das Haar. Dann sah sie Amy in der Tür. Ihr Gesicht war bleich. »Dir sieht es aber gar nicht ähnlich, vor einem Gewitter Angst zu haben«, stellte Nell fest.
    »Walter ist nicht in seinem Zimmer«, sagte Amy.
    Nell starrte sie ungläubig an. »Natürlich ist er da. Wahrscheinlich unters Bett

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