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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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wärmer – und trockener«, fügte sie kleinlaut hinzu und zupfte an ihrer durchnässten Kleidung.
    »Die Tiere müssen Ihnen viel bedeuten, wenn Sie Ihr Leben dafür aufs Spiel setzen«, brüllte er. Im selben Moment wurden sie gegeneinander geworfen.
    Alice’ Gesicht wurde vor Verlegenheit hochrot, und sie versuchte sich zu fassen. »Stimmt«, erwiderte sie außer Atem. »Sie sind mein Vermögen.«
    Er hielt sie im Gleichgewicht, und seine grauen Augen zwinkerten belustigt. »Sind Sie sicher, dass Sie da hinuntergehen müssen?«
    »Offensichtlich sind Sie nie ein Farmer gewesen«, entgegnete sie mit einem Blick auf seine kostspielige Kleidung und die juwelenbesetzte Krawattennadel. Ihr fiel ein, dass er in Kapstadt mit einigen Dienern im Schlepptau an Bord gekommen war.
    »Aber ich bin ein Gentleman«, erwiderte er. »Bitte, lassen Sie sich von mir helfen.«
    »Von hier aus komme ich klar«, sagte sie ihm. »Trotzdem vielen Dank.«
    Er zog sich den Mantelkragen bis ans Kinn und trat wieder in den Sturm.
    Kichernd schaute Alice ihm hinterher. Es bestand kaum ein Zweifel, dass sie ihm gefallen hatte – und sie fühlte sich geschmeichelt, denn sein Aussehen und Auftreten waren durchaus reizvoll. Dann schalt sie sich im Stillen, sich wie ein dummes Gör zu benehmen, und stieg die gefährlich steile Treppe hinunter zu den Mannschaftsunterkünften.
    Der Gestank nach Erbrochenem und eingepferchten Tieren sowie Küchendunst schlugen ihr entgegen, und sie hielt sich die Nase zu. Sie wankte an schaukelnden Hängematten vorbei zu den Pferchen. Hier unten war es finster, nur ein paar Laternen und die Feuer in den beiden Backsteinöfen spendeten ein wenig Licht. Wenigstens war es warm, und da die Seeleute sich an ihre Anwesenheit gewöhnt hatten, schenkten sie ihr nur wenig Beachtung.
    Die Männer, die keinen Dienst hatten, schliefen entweder oder spielten Karten und tranken. Der Koch schob gefüllte Pfannen in die Öfen, zog andere wieder heraus und rief seinem Gehilfen Befehle zu. Die jungen Offiziere lärmten bei einem Würfelspiel. Die meisten scheinen der Kinderstube noch nicht entwachsen zu sein, dachte Alice, während sie achtgab, wo sie hintrat, und einen dubiosen Fleck auf dem Boden umrundete. Doch dass ihr das auffiel, bewies vermutlich nur, dass sie selbst älter wurde.
    Die beiden Widder waren in getrennten Pferchen untergebracht, denn sie wollte nicht, dass sie miteinander kämpften, und die acht Mutterschafe standen auf der anderen Seite, in eine Ecke neben die Schlafquartiere der Offiziere gezwängt. Die anfängliche Nervosität der Tiere hatte sich allmählich gelegt; sie hatten die wolligen Köpfe blökend durch das Gitter gesteckt und schwankten im Rhythmus des Schiffes.
    Alice untersuchte alle Tiere und stellte dankbar fest, dass weder Verletzungen noch Infektionen vorlagen und ihr Appetit sich nicht verringert hatte. Es war ihr teuflisch schwergefallen, den Preis für die Herde herunterzuhandeln – sie durfte sie jetzt nicht verlieren. Sie schüttete neues Stroh auf, füllte den Wassertank und die Futtertröge. Die Tiere waren ein achtbares Überraschungsgeschenk für den Mann, der auf sie wartete.

Zwei
     
    Am Uluru, Oktober 1797
    D as corroboree war beinahe vorbei. Lowitja saß bei den Männern und war es allmählich leid, immer dieselben Argumente zu hören. Der weiße Mann hatte die Stämme im Süden dezimiert und breitete sich rasch nach Norden und Westen aus, aber sie zögerten noch immer, sich zur Wehr zu setzen. Zu viele Angehörige ihres Volkes hatten sich der Lebensweise des weißen Mannes angepasst oder waren aus ihren Gebieten abgewandert, um einem Konflikt aus dem Weg zu gehen; den Kampf hatten sie einer Handvoll Krieger überlassen, die nicht einmal hoffen konnten, gegen die Übermacht der Weißen zu gewinnen.
    »Ich habe sie gesehen«, sagte sie und mischte sich in die Diskussion ein. »Sie töten Jung und Alt und benutzen Krieger aus anderen Stämmen, um uns aufzuspüren.«
    »Wir kämpfen gegen unsere traditionellen Feinde«, unterbrach Mandarg sie, ein junger Mann aus dem Stamm der Gandangara. »Die Wiradjuric betreten immer widerrechtlich unser Land und stehlen unsere Frauen. Mit Hilfe des weißen Mannes können wir sie loswerden.« Wütend funkelte er die beiden Männer vom Stamm der Wiradjuric an, die ihm im Kreis gegenübersaßen und seine finsteren Blicke erwiderten.
    Lowitja betrachtete Mandarg und dachte daran, wie er als Junge einst mit den Eora am Lagerfeuer gesessen hatte,

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