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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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rümpfst.«
    Charles errötete, und Harrys Augen blitzten vor Wut auf, doch er hielt den Mund – vielleicht, weil er wusste, dass eine Entgegnung die schlechte Laune seines Vater kaum bessern würde.
    Edward hatte einen Kater, sein Kopf dröhnte, und das helle Sonnenlicht stach ihm in den Augen. Charles war fast dreizehn,seine schlaksige Figur bekam feste Umrisse, die erste Spur goldenen Flaums zeigte sich bereits über der Oberlippe. Er war ein gut aussehender Junge, das musste er zugeben, und er wünschte, er könnte ihm ein bisschen Zuneigung entgegenbringen, doch mit seinem zarten Knochenbau, den blauen Augen und den langen Wimpern glich er zu sehr seiner Mutter, und seine Vorliebe für Schulbücher und seine Empfindsamkeit brachten Edward zur Weißglut.
    Stolz erfüllte ihn, wenn er sah, wie furchtlos und stark Harry im Vergleich zu seinem Bruder war. Mit elf Jahren war Harry genau so, wie er sich einen Sohn wünschte, und er sah bereits Ansätze des Mannes, der einmal aus ihm würde; der Junge erinnerte Edward an sich selbst, als er in dem Alter war. So wie Oliver trug er nicht das Muttermal der Cadwalladers – das hatte nur jeweils einer in jeder Generation –, aber er war ein echter Spross dieser Adelsfamilie, angefangen von seinem dunklen Haar, den dunklen Augen bis hin zu seiner aristokratischen Nase. Edward war empört, dass nicht Harry den Titel erben und in seine Fußstapfen treten würde.
    Er trank noch einen Schluck aus der silbernen Feldflasche in der Hoffnung, die heftigen Kopfschmerzen zu lindern. Er hatte sich auf diesen Ausflug gefreut, hatte ihn tagelang im Voraus geplant, und er hoffte, dass er ihn seinem ältesten Sohn näherbringen würde. Denn obwohl er nicht oft auf Eloise hörte, hatte sie ihn allmählich zu der Einsicht gebracht, dass seine Beziehung zu Charles dem Verhältnis glich, das er zu seinem Vater gehabt hatte. Dennoch hatte er den Eindruck, dass er Charles gegenüber immer versagen würde, so sehr er sich auch bemühte.
    Er bedauerte zutiefst, dass Oliver an diesem Morgen nicht mitgekommen war. Der Neunjährige war mit Masern ans Haus gefesselt, und Eloise hatte sich geweigert, ihn nach draußen zu lassen, solange noch Flecken zu sehen waren. Es war verdammt ärgerlich – wäre der Junge dabei gewesen, hätte der Ausflug schon von vornherein erfreulicher sein können, denn Oliver war ein guter Schützeund seine Begeisterung für die Jagd hätte vielleicht ein wenig mehr Eifer bei den anderen geweckt.
    Edward hielt sich am Sattelknauf fest, da alles vor seinen Augen verschwamm. Traurig ließ er sein Leben an sich vorüberziehen: Sein ältester Sohn war eine Enttäuschung, seine eigene Karriere war in Ungnade zu Ende gegangen, die Alpträume verfolgten ihn noch immer, er hatte nur ein geringes Einkommen, und von seiner Frau war kein Trost zu erwarten. Durch den Alkohol und seine bittere Enttäuschung sentimental geworden, wäre er beinahe aus dem Sattel gekippt.
    »Geht es dir nicht gut, Papa?« Harry half ihm, sich wieder aufzurichten. »Vielleicht sollten wir lieber nach Hause zurückreiten, damit du dich ausruhen kannst.«
    Edward gab sich einen Ruck, um gerade zu sitzen. »Die frische Luft wird mir den Kopf bald frei machen.« Er konnte kaum klar sehen, hatte jedoch in diesem Zustand schon oft gejagt und sah keinen Grund, seinen Plan aufzugeben. »Kommt, ihr beiden. Wir reiten um die Wette zur Lichtung.«
    Der Eber spähte kurzsichtig ins Unterholz, die kurzen, stämmigen Beine fest in den Schlamm des Wasserlochs gestemmt. Er hatte genug getrunken und wollte nun nach etwas Essbarem suchen, als er das Geräusch vernahm und wie angewurzelt stehenblieb, Gefahr witternd. Seine Schnauze zuckte, sein raues Fell sträubte sich, denn er roch die unmissverständliche Nähe von Mensch und Pferd.
    Sein angeborener Selbsterhaltungstrieb hatte sich in der Zeit, in der er von Menschen eingesperrt worden war, noch verstärkt. Wütend trottete er aus dem Schlamm und schob sich zwischen Farne und Gestrüpp. Seine Gereiztheit nahm zu, denn er konnte nur wenig sehen und hatte Hunger – die Jagd nach Futter aber war von den Eindringlingen unterbrochen worden. Seine kleinen schwarzen Augen funkelten in die Dunkelheit, und sein Schwanz zuckte, als der Geruch stärker wurde.
    Nachdem er Thomas schließlich überredet hatte, ihm die Wahrheit zu sagen, war George jeden Morgen an den Strand gekommen. Von Eloise aber war nach wie vor nichts zu sehen. Er machte sich Sorgen, während er vom Rücken

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