Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
Vom Netzwerk:
das Muttertier. »Schlitz ihm den Bauch auf und zieh das Fell ab«, befahl er. »Aber gib acht dabei. Ein beschädigtes Fell ist wertlos.«
    Charles wich zurück, die Augen entsetzt aufgerissen, das Gesicht bleich. »Das kann ich nicht«, murmelte er.
    »Du tust, was ich sage«, schrie Edward, packte den Jungen und drückte ihm das Messer in die Hand. Er schubste ihn, so dass er neben dem getroffenen Känguru auf die Knie fiel. »Los, fang an«, knurrte er.
    »Ich mach es«, sagte Harry und streckte die Hand nach dem Messer aus. »Du weißt doch, dass Charles kein Blut sehen kann.«
    »Dann wird es höchste Zeit, dass er lernt, sich wie ein Mann zu benehmen.« Edward riss das Messer an sich und gab es wieder Charles, dessen Gesicht eine grünliche Farbe angenommen hatte. »Der Junge hat kein Rückgrat. Ich schäme mich, so einen Schwächling als Sohn zu haben.«
    »Er ist nicht schwach«, rief Harry. »Er hat ein weiches Herz – und das ist kein Grund, sich seiner zu schämen.«
    Edward hob eine Augenbraue. »Du meine Güte.« Er trankaus seiner Feldflasche. »Halt dich bloß zurück, Junge, sonst bekommst du das Gewicht meiner Gürtelschnalle auf deinem Rücken zu spüren.«
    »Ist schon gut, Harry«, sagte Charles. »Vater hat recht. Höchste Zeit, dass ich das hier lerne.« Vorsichtig begann er, in den weichen Unterleib zu schneiden.
    »Ha!«, schnaubte Edward verächtlich. »Schau ihn dir nur an, bleich und zitternd, weint wie ein kleines Mädchen.« Er riss ihm das Messer aus der Hand. »Der Teufel soll dich holen! Mit dir kann man so wenig anfangen wie mit einem nassen Mehlsack.«
    Schwankend kniete er vor dem Kadaver, das Messer lag glitschig in seiner Hand, und er versuchte sich auf den heiklen Vorgang zu konzentrieren. Das Fell löste sich nur widerwillig von dem Kadaver, und das Messer fühlte sich stumpf an, doch er hackte so lange zu, bis das Fell abgetrennt war. Schwitzend rollte er es zusammen und stopfte es zu den anderen in dem Bündel hinten am Sattel. Beim Aufsteigen hoffte er nur, dass den beiden Jungen nicht aufgefallen war, wie ungeschickt er sich angestellt hatte, doch Charles und Harry waren offenbar von den weißen Kakadus abgelenkt, die aus den Bäumen aufstiegen und sich wieder niederließen.
    Edward schüttelte seine Feldflasche und trank die letzten Tropfen. Sein Durst wütete, sein Kopf schien zu platzen, und er konnte kaum an sich halten. Er hatte gehofft, dies wäre eine Gelegenheit, Charles ein wenig über das Leben im Busch beizubringen, ihm zu zeigen, wie geschickt sein Vater war, und Interesse in dem Jungen zu wecken – doch seine Befürchtung war durchaus begründet: Charles war in der Tat ein Jammerlappen. Alles schön und gut, wenn Eloise sein Können beim Studium der Bücher pries und sein außergewöhnliches Zeichentalent bewunderte, doch diese Fähigkeiten würden keinen Mann aus ihm machen.
    Edward nahm enttäuscht die Zügel auf. Die Bäume ringsum schienen sich vor seinen Augen zu drehen. Als er in den Schatten spähte, glaubte er ein schwarzes Gesicht und zwei starre Augen zuerblicken. Sie kamen ihm bekannt vor – wie die Augen, die ihn Nacht für Nacht verfolgten.
    Er wollte sich nicht aus dem Konzept bringen lassen und führte die Erscheinung auf eine überhitzte Phantasie zurück. »Komm, Harry«, sagte er barsch. »Wir wollen mal sehen, ob wir den entwischten Eber aufspüren können, von dem wir so viel gehört haben.«
    Mit grimmiger Miene begegnete Mandarg dem Blick des weißen Teufels. Er hatte die Angst in jenen Augen gesehen und sich darüber gefreut; betrunken wie er war, hatte der Mann ihn doch erkannt. Er blieb im Schatten stehen und sah ihnen nach, als sie fortritten. Plötzlich war er beunruhigt. Das Bedürfnis, seine verstorbenen schwarzen Brüder und Schwestern zu rächen und den Geist der weißen Frau zu befreien, war zwar stärker denn je, doch er hatte die Anwesenheit der beiden Jungen nicht mit einkalkuliert.
    Die Eule schüttelte ihr Gefieder, und ihr leiser Schrei ließ ihn aufblicken.
    Er starrte in ihre unbeweglichen Augen und vernahm die Stimmen jener Geister, die sie zu ihm gebracht hatten. Als es wieder still wurde, packte er seine Speere und folgte den Spuren. Nun wusste er, dass die Geister ihm ihren Plan kundtun würden.
    Dumpf hallte es wider, nachdem George an die Tür geklopft hatte – ein beredtes Zeugnis von leeren, stillen Räumen. Ermutigt durch die Angst um Eloise, klopfte er noch einmal, lauter und so eindringlich, dass die Tür

Weitere Kostenlose Bücher