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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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beschreiben. »John Macarthur mag zwar nur als Offizier im New South Wales Corps angefangen haben, aber jetzt ist er ein sehr reicher, mächtiger Mann. Er und seine Frau gehören nicht zu der Sorte, die sich mit unsereinem abgibt.«
    Alice schwieg, während er mühsam nach Erklärungen suchte. »In ihren Augen sind Billy, Nell und ich noch immer Sträflinge, Alice, und ungeachtet unserer Begnadigung und der Arbeit, die wir in unser Land gesteckt haben, werden wir es für sie immer bleiben.«
    »Das ist doch lächerlich.«
    Jack lächelte matt. »Ja, aber die strengen Regeln des britischen Klassensystems sind hier noch fester verankert. Wir sind der › Schandfleck ‹ der Kolonie und werden es auch für den Rest unseres Lebens bleiben, und wenn wir noch so viel erreichen.«
    »Aber unsere Kinder werden freie Bürger sein«, sagte sie mit Nachdruck. »Sie werden nicht mehr als › Schandfleck ‹ gelten.« Sie sah den Zweifel in seinem Gesicht. »Glaubst du etwa nicht?«
    »Wer weiß?«
    Alice verstummte, den Blick auf die schwankenden, staubigen Rücken der Schafe vor ihnen gerichtet. Das Leben hier würde also ähnlich wie das in England sein. Es gab kaum Hoffnung auf Veränderung oder Aufstieg – warum war sie so naiv gewesen, etwas anderes zu erwarten?
    Es war, als könnte er ihre Gedanken lesen. »Wir haben hier Vorteile, die wir in England nie hätten«, sagte er ruhig. »Für jeden Morgen Land, den wir roden, bekommen wir einen weiteren – und die Regierung garantiert uns, die Ernte abzukaufen und uns kostenlos Arbeitskräfte und Vorräte zur Verfügung zu stellen, bis wir uns selbst versorgen können.«
    Alice lächelte, doch ihr Herz war schwer. Freies Land war ja schön und gut – aber würden Jack und die nachfolgenden Generationen jemals der Sträflingsvergangenheit entkommen können?
    »Wir haben es gleich geschafft«, murmelte er kurz darauf. Er hielt den Wagen an und ergriff ihre Hände. »Ich kann dir nicht versprechen, dass das Leben hier leicht wird, Alice«, sagte er liebevoll, »und du musst lernen, genau wie ich, viele deiner alten Vorurteile über Bord zu werfen.«
    Sie wollte ihn schon unterbrechen, als er ihr mit einem sanften Kuss den Mund verschloss. »Billy mag zwar der Finanzverwalter einer Schmuggelbande gewesen sein und Nell eine Hure – aber es sind gute, hart arbeitende Menschen, die sich von ihrer alten Lebensweise abgekehrt haben und aus dem, was sie haben, nur das Beste machen wollen. Wenn wir zusammenarbeiten und die Vergangenheit vergessen, werden wir eine der besten Farmen in New South Wales aufbauen.«
    Sie küsste ihn. Die Liebe zerstreute alle Zweifel. Dieses Land stellte ein neues Leben in Aussicht, und wenn sie mit diesem neuen Leben zurechtkommen wollte, durfte sie einfach nicht an die Ungerechtigkeiten des Systems und die kriminelle Vergangenheit ihrer Partner denken.
    Mit einem Zügelschlag wurde das Pferd noch einmal angetrieben, und ein paar gut gezielte Peitschenhiebe hielten die Schafe in Gang. Als sie unter den Bäumen hervor auf die letzte Hügelkuppe kamen, erhaschte Alice einen ersten Blick auf ihr neues Zuhause.
    Die Sonne war gesunken, und der Himmel überzog sich mit flammenden Streifen. Die wogenden Maisfelder und die hügelige Erde waren in Gold getaucht, ebenso wie die unzähligen Bäche und Flüsse, die durch das Tal mäanderten. Baumgruppen schienen in der Gluthitze der untergehenden Sonne zu verschwimmen, ihre Blätter verwelkten, die silbergraue Rinde loderte. Und da, auf dem Kamm eines niedrigen Hügels mit Blick über die Bäche, stand ein einstöckiges Gebäude. Kein Strohdach, keine gekalkten Wände, keine Steinmauern, nur ein solides Holzhaus mit einem Ziegeldach und einer breiten, schattigen Veranda.
    »Ist das schön!« Nach den düsternen Schrecknissen des nächtlichen Busches und den noch düstereren Erlebnissen in Sydney Town wagte sie kaum zu glauben, dass hier solche Schönheit und Weite zu finden war. Zwischen den schmalen Straßen, den geduckten Dörfern und wilden Hecken von Sussex und der hügeligen, weiten Landschaft vor ihr lagen tatsächlich Welten.
    »Wir wohnen da drüben«, sagte er und zeigte flussaufwärts. »Das Haus ist nur klein, sollte aber eine Weile ausreichen, bis …« Er spornte das Pferd zu einer schnelleren Gangart an.
    Das zweite Haus lag geschützt unter einer Baumgruppe. Es war aus grobem Holz gebaut, hatte ein Ziegeldach und einen stabilen gemauerten Schornstein und war bei weitem nicht so groß wie das andere

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