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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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tiefen Seufzer stellte er zögernd erst einen schweren Huf auf das Floß, dann den nächsten.
    Noch ehe er zur Besinnung kam oder angesichts seiner heiklen Lage in Panik ausbrechen konnte, schob Alice ihn neben das andere Pferd und löste die Seile. Nun glitten sie langsam über das Wasser. »Guter Junge«, flüsterte sie und bot ihm den Apfel, den sie in ihrer Tasche versteckt hatte. Er nahm ihn von ihrer Hand und begann, ihn zu zermalmen.
    Sobald das Floß ans andere Ufer stieß und hilfreiche Hände sich nach dem Wagen ausstreckten, führte Alice ihr Pferd auf festen Grund und tätschelte ihm den Hals. Auch wenn Bertie das Temperament eines verwöhnten Kindes hatte, liebte sie ihn.
    »Mein lieber Mann! Hätte nie gedacht, dass du den alten Gaul herüberbringen würdest – gut gemacht, Mädel.«
    Alice fuhr beim Klang der Frauenstimme zusammen, und ihr Lächeln verblasste, als sie zuerst das rote Haar und das offenherzige knallrote Kleid mit grünen Bändern und goldenen Troddeln bemerkte, das Nells fortgeschrittene Schwangerschaft in keiner Weise verbarg. Jack hatte ihre Erscheinung als »auffallend« beschrieben, was Alice jedoch nun sehr untertrieben schien. »Danke«, gab sie zurück.
    Nells blaue Augen funkelten. Sie warf ihre Locken zurück und legte eine Hand um Alice’ Taille. »Schön, dich endlich kennenzulernen«, sagte sie. »Mir ist, als würde ich dich schon kennen – Jack hat jahrelang von dir geschwärmt. Hier draußen ist es einsam ohne eine andere Frau, mit der man reden kann, und ich habe mich so drauf gefreut, dass du kommst.«
    Alice erstickte fast in der festen Umarmung und war überwältigt vom Duft des billigen Parfüms, das Nell großzügig aufgelegt hatte.
    Schließlich gab Nell sie frei und trat zurück. Sie lächelte entschuldigend. »Verzeihung. Billy sagt immer, ich bin zu stürmisch – aber du hast keine Ahnung, was der Anblick einer anderen Frau mir bedeutet.«
    Alice hörte die Sehnsucht in Nells Stimme, sah die Freude in ihren Augen und wusste, dass sie ungerecht war. »Es ist gut, endlich hier zu sein«, erklärte sie mit einem Lächeln.
    Nell strahlte. »Ich habe extra mein bestes Kleid angezogen«, sagte sie und wirbelte herum, wobei sie einen fast nackten Rücken und ihre Unterhose zur Schau stellte. »Es ist ein bisschen eng, und ich konnte es nicht ganz verschnüren wegen dem Baby, aber gefällt es dir?«
    Alice konnte nur nicken. Das Kleid passte höchstens zu einer Barfrau in der schlimmsten Kaschemme. Dennoch schien Nell zufrieden, schob ihre Hand in Alice’ Armbeuge und zog sie zum Haus. »Komm rein und lern die Kinder kennen! Wir können vor dem Tee noch ein bisschen schwätzen.«
    Alice warf einen Blick auf Jack, doch der war bei den anderen Männern und wandte ihr den Rücken zu, während die Vorräte verstaut wurden. Der Wagen war an Land gezogen worden, und die Pferde zupften auf einer Weide in der Nähe bereits am Gras. Die Einheimischen lehnten am Zaun oder hockten daneben. Die Schafe zogen durch den Pferch, der Hund saß mit hängender Zunge neben dem Tor. Man hatte Alice’ Ankunft anscheinend bereits vergessen.
    »Mach dir nichts draus!«, meinte Nell. »Die Männer werden noch bis lange nach Einbruch der Dunkelheit da draußen über Schafe reden. Komm und ruh deine Knochen aus. Nach der Reise musst du ja erledigt sein.«
    Alice überkam ein unbehagliches Gefühl, als sie Nell die Stufen hinauffolgte. Sie war von strengen, gottesfürchtigen Eltern erzogen worden, die von Nells Kleidung entsetzt gewesen wären.
    Doch als sie durch die Tür des Hauses trat, war sie angenehm überrascht. In der großen Wohnküche spielte sich offenbar das Leben des Hauses ab. Sie war karg eingerichtet, aber blitzsauber, ohne die aufdringlichen Rüschen und Volants, die sie erwartet hatte. Trotz ihrer schlampigen Erscheinung und des losen Mundwerks war Nell offensichtlich eine gute Hausfrau.
    »Das hier ist Amy«, sagte Nell stolz und deutete auf ein kleines Mädchen, das von ihrem Holzspielzeug zu ihnen aufschaute. »Sie ist sechs, und diese beiden Rangen sind meine Zwillinge, Walter und Sarah. Er heißt eigentlich William, aber es war lästig, zwei davon im Haus zu haben. War ein ganz schöner Schock für Billy und mich, als sie kamen, das kann ich dir sagen – aber je mehr, desto besser, sage ich immer.« Sie grinste und tätschelte ihren Bauch.
    Alice schenkte dem kleinen Mädchen ein Lächeln und schaute dann zu den pausbäckigen Babys hinüber, die auf der Bettcouch

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