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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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sechs Sträflinge, die auf Hawks Head arbeiteten, würden ihr Abendessen auf der Lichtung neben ihrer Schlafbaracke einnehmen, und der Aboriginesfamilie, die weiter unten am Fluss lagerte, hatte man eine Schweinshaxe als Festschmaus geschenkt, obwohl Ezra sie noch zu überzeugen hatte, welche Bedeutung dem Weihnachtsfest zukam.
    Satt und zufrieden schob George seinen Teller von sich und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, während Samuel Varney ihn mit einer seiner Geschichten unterhielt. Er war ein famoser Erzähler, und es war inzwischen Tradition, beim Weihnachtsessen eine seiner Geschichten anzuhören.
    Alle lachten, hoben die Gläser und prosteten Samuel zu. George war froh, bei seiner Familie zu sein. Ernest und die mollige, geschäftige Bess, die inzwischen geheiratet hatten, waren anscheinend sehr glücklich, und selbst Nell hatte wieder ein bisschen Farbe im Gesicht. Nachdem sie nach der Entbindung unter den Händen eines Chirurgen in der Krankenstation von Sydney gehörig hatte leiden müssen, hatte sie sich während ihres Aufenthalts auf Hawks Head, zu dem Susan sie eingeladen hatte, zusehends erholt.
    Seine Mutter trug den Plumpudding auf, und George fiel auf, dass Susan trotz der Falten im Gesicht und der Silbersträhnen im goldblonden Haar in ihren verblüffend blauen Augen die Schönheit ihrer Jugend bewahrt hatte. Allerdings schaute sie häufig zu seinem Vater hinüber, die schönen Augen von Sorge überschattet, denn Ezra war in den letzten paar Monaten erheblich gealtert.
    George betrachtete seinen Vater verstohlen, während er die Nachspeise aß. Sein Gesicht war fahl, die Augen eingesunken, Ezras Hand zitterte, wenn er den Löffel zum Mund führte. Florence’ Abwesenheit erfüllte seine Eltern nach wie vor mit Trauer, die an solchen Tagen noch schwerer wog.
    »Musst du Ende der Woche wirklich schon wieder abreisen, George?« Susans Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. »Wir bekommen dich so selten zu sehen.«
    »Ich habe geschäftlich in Sydney zu tun, Mutter«, erwiderte er ausweichend und reichte Bess seine leere Schale.
    Susans liebevoller Blick verriet mehr als nur geringe Empörung. »Wahrscheinlich darf ich nicht wissen, worum es geht?«
    »Wie ich dich kenne, Bruder, hat eine Frau es dir angetan«, sagte Ernest lachend.
    »Immer ist irgendwo eine Frau im Spiel«, schaltete Nell sich ein. »Ich könnte wetten, dass er in jedem Hafen eine Ehefrau hat.«
    George wurde rot, obwohl er Nells Hänseleien gewohnt war. »Keine Ehefrauen! Aber ich kann doch nichts dafür, dass ich für das schwache Geschlecht unwiderstehlich bin«, protestierte er. Er schmunzelte über Ernests schallendes Gelächter. »Da ist es doch nur eine Frage der Höflichkeit, mich überall umzutun, damit alle ihren Anteil haben.«
    »Wie edel«, lachte Ernest.
    »George, also wirklich «, protestierte seine Mutter. »Du klingst wie Billy in seinen jungen Jahren.«
    »Dein Bruder ist ein feiner, aufrechter Bürger, Susan«, nahm Nell ihn in Schutz. »Aber wenn ich ihn erwischen würde, hätte auch sein letztes Stündchen geschlagen.«
    »Ganz recht«, sagte Susan. »Gott sei Dank ist Billy mit den Jahren klüger geworden. Zu schade, dass man das von George nichtgerade behaupten kann«, fügte sie nachdenklich hinzu. »Aber ich habe das Gefühl, diesmal ist mein jüngerer Sohn verliebt. Er ist in den letzten Tagen viel zu still gewesen.«
    »Das hat ihn aber nicht vom Essen abgehalten«, spöttelte Nell und zwinkerte ihm zu. »Die Liebe muss ihm Appetit gemacht haben.«
    George fing Samuels fragenden Blick auf und schaute rasch weg. Diese Unterhaltung setzte ihm zu, und er wusste genau, dass seine Mutter oder Nell ihm früher oder später den wahren Grund für seine Rückkehr nach Sydney aus der Nase ziehen würden. Er schob seinen Sessel zurück. »Zeit für die Geschenke«, verkündete er und holte die Päckchen, die er in seinem Zimmer versteckt hatte. Nach dem Ball hatte er nächtelang von der Frau mit den Kamelien im Haar geträumt, und obwohl seine Mutter wohl recht hatte mit ihrer Vermutung, er sei ebenso verknallt wie sein Freund Thomas, war er noch nicht bereit, das seiner Familie auf die Nase zu binden.
    Für jeden gab es Geschenke, und seine Mutter strahlte, als sie die Südseeperlen sah, die er bei einem Seemann für sie gekauft hatte. Nell quietschte vor Vergnügen über die rubinroten Ohrringe, die er in Batavia gefunden hatte, und Bess war begeistert von der Stickseide aus einem Geschäft in Sydney. Für Samuel

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