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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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Männer, die vom Tisch aufgestanden waren und am anderen Ende des Raums einen Heidenlärm veranstalteten. Es waren seine Männer. Sie folgten ihm zu den Säuberungsmaßnahmen in den Busch, die vor ihrem kommandierenden Offizier geheim zu halten waren. Er konnte ihnen blind vertrauen, und sie hielten ihn stets über alles auf dem Laufenden. »Ist denn keiner Manns genug, mir das hier abzunehmen?«, rief er über das Getöse hinweg und winkte mit seinem Stapel Scheinen.
    »Doch, ich. Aber nur, wenn Sie bereit sind, alles auf einmal zu setzen.« Die Stimme war tief und unverwechselbar englisch.
    Edward nahm den Fremden in Augenschein. Er war groß, in mittleren Jahren, und hatte ein aristokratisches, wohlgeformtes Gesicht. Edward fiel der schwere Goldring an seinem Finger auf, die Diamantnadel, die in seinem Halstuch steckte, und der elegante Schnitt seiner teuren Kleidung. »Ich spiele nie Karten mit einem Mann, der mir seinen Namen nicht nennt«, sagte er mit einer Gelassenheit, die seine Erregung überspielte. Hier war ein Täubchen, das gerupft werden wollte.
    »Ich auch nicht«, erwiderte der Fremde. »Gestatten, Henry Carlton.«
    Sie schüttelten sich die Hand. »Edward Cadwallader. Ich kann mich nicht daran erinnern, Sie schon einmal gesehen zu haben«, sagte er. »Neuzugang?«
    Der ältere Mann hob eine Augenbraue bei dem schnodderigen Begriff, mit dem für gewöhnlich neue Einwanderer nach Australien bezeichnet wurden. »Ich kam vor zwei Monaten mit der Empress aus Kapstadt.«
    Edward wahrte eine Lässigkeit, die er nicht empfand. »Vom Kap, was? Wie ich hörte, hat man dort Gold gefunden«, sagte er beiläufig.
    »Ein bisschen«, erwiderte Henry. »Aber ich hatte andere Geschäfte.«
    Edward winkte ihn an einen leeren Stuhl am Tisch und goss Rum in ein frisches Glas. Der Mann machte ihn neugierig, und er hätte ihm gern noch mehr Fragen gestellt – doch dazu wäre noch Zeit genug, wenn er die Größe seines Geldbeutels gesehen hätte. »Nun, Sir«, sagte er, »wenn Sie das Geld haben, ich habe die Karten.«
    Henry Carlton legte einen ledernen Schnürbeutel auf den Tisch. Der Blick aus seinen grauen Augen war ruhig und gelassen, und er ließ sich Zeit mit dem Anzünden seiner Tonpfeife. »Wie hoch ist das Limit?«, fragte er.
    »Unter Gentlemen gibt es keins«, erwiderte Edward.
    Henry zog an den Schnüren und breitete Goldmünzen auf dem Tisch aus. »Reicht das?«
    Edward leckte sich unwillkürlich die Lippen. Mehr als hundert Guineen lagen vor ihm. »Ja, natürlich«, sagte er mit gepresster Stimme. »Ich hebe die Karten ab, und Sie können die erste Runde geben.«
    Henry Carltons Miene verriet nichts, während er mit langen, geschmeidigen Fingern die Karten mischte. Edward überkam ein leises Unbehagen, als er sah, wie hart der Blick der grauen Augen geworden war.
    Sydney Town, 2. Januar 1798
    Als George am Abend zuvor von Hawkesbury zurückgekehrt war, hatte er Samuels Angebot ausgeschlagen, der ihm ein Bett zur Verfügung stellen wollte, und sich stattdessen in einer Pension am Kai eingemietet. Er hatte die übliche Lektion seines treuen Ratgebers zum Thema Frauen über sich ergehen lassen, der ihm wieder einmal erklärte, wie wichtig es sei, eine Heirat zu vermeiden, und hatte danach den ganzen Abend versucht, jemanden zu finden, der ihm Auskünfte über die junge Frau mit den Kamelien im Haar geben konnte.
    Noch immer nicht klüger und verwundert über den Mangel an Hilfsbereitschaft unter seinen Bekannten bei der Armee, war er früh ins Bett gekrochen. Doch trotz seiner Müdigkeit hatte er es nicht allzu lang in seinem bequemen Bett ausgehalten. Er war früh aufgestanden und hatte eine Nachricht in die Kaserne geschickt, in der er Thomas um ein Treffen im Hotel am Hafen bat.
    Während er sich wusch und anzog, schalt er sich selbst, dass er sich durch die Begegnung am Ballabend so leicht durcheinanderbringen ließ. »Wenn du sonst nicht so realistisch wärst, George Collinson«, murmelte er seinem Spiegelbild zu, »würde ich mich allmählich fragen, ob du nicht den Verstand verloren und den ganzen Mist nur geträumt hast.«
    Die Gewissheit aber, dass diese Frau wirklich existierte und vielleicht nur ein paar Straßen von ihm entfernt war, ließ ihm keine Ruhe. Nach dem Frühstück schritt er in seinem Zimmer auf und ab und hatte das Gefühl, als rückten die Wände immer näher. Er zerknüllte das kurze Antwortschreiben, das er von Thomas erhalten hatte, schnappte sich Hut und Stock und lief die Treppe

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