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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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schon früher hier?«, fragte George ungewollt scharf.
    »Nicht länger als zehn Minuten.«
    An dem Mitleid im Blick seines Freundes merkte George, dass man ihm seine innere Qual deutlich ansah. »Warum bist du nicht zu mir gekommen?«
    Thomas wurde rot. »Ich habe mich verspätet, weil ich einer Sitzung des Kriegsgerichts beiwohnen musste, die länger dauerte als erwartet. Und dann hat Anastasia mich abgefangen, als ich gerade hier hineingehen wollte.« Er nickte mit dem Kinn in Richtung Garten. »Da habe ich Eloise im Garten gesehen. Deine Beschreibung passte eindeutig zu ihr. Tut mir leid.«
    George fühlte einen Kloß im Hals. Mit zitternder Hand führte er das Glas an die Lippen.
    »Ich wünschte, es wäre anders«, sagte Thomas, »aber vielleicht ist es am besten so.«
    George stöhnte. »Was soll ich nur machen?«
    »Vergiss sie. Es gibt noch andere schöne Frauen in Sydney Town, die treu sind und versessen darauf, einen Mann zu finden.«
    »Keine ist so schön wie Eloise«, flüsterte George.
    »Mein Gott, dich hat es aber erwischt«, meinte Thomas. »Und das ist der Mann, der noch vor ein paar Wochen geschworen hat, er würde sich nie einfangen lassen. Du musst dich zusammenreißen, George. Sie ist verheiratet und hat ein kleines Kind, und damit ist die Sache zu Ende.«
    »Ich kann sie nicht vergessen.«
    »Du musst.«
    Der Rum brannte in seinem Magen, und George meinte zu ersticken. Er zog sich aus dem Sessel hoch und fuhr mit dem Finger zwischen Hals und Kragen. »Ich muss an die Luft«, murmelte er.
    »Ich komme mit.« Thomas war im Begriff, sich zu erheben.
    »Jetzt nicht, Tom. Ich muss allein sein.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, trat George durch die Schwingtür hinaus in den Garten.

Zweiter Teil
    V erworrene B ündnisse

Sieben
     
    Hawks Head Farm, 9. Januar 1798
    E s war früh am Morgen, doch der Himmel blieb bleiern, während die Hitze zunahm und in der Ferne Donner grollte. Ein Hund bellte, und das vor dem drohenden Gewitter gereizte Vieh auf der Weide nebenan lief wild durcheinander. Auf dem Hof bereiteten die Menschen sich auf einen neuen Tag vor, das Klirren von Zaumzeug und die Hammerschläge auf einem Amboss klangen durch die schwere Luft.
    In der Hoffnung auf eine Brise vom Hawkesbury River, die jedoch ausblieb, traten Susan und Nell aus dem stickigen Haus hinaus auf die Veranda.
    »Mir gefällt nicht, wie der Himmel aussieht«, sagte Susan. »Kein guter Tag zum Reisen.«
    Nell wusste, dass ihre Schwägerin sie nur ungern gehen ließ. Sie waren sich in den vergangenen beiden Monaten näher denn je gekommen, und sie hoffte, dass dies die Lücke wenigstens etwas gefüllt hatte, die Florence hinterlassen hatte, als sie in ihr selbstgewähltes Exil ging. »Ein Tropfen Regen schadet nicht«, sagte sie mit gespielter Leichtigkeit.
    Susan tupfte sich die Stirn mit einem Taschentuch ab. »Bist du sicher, dass es dir gut genug geht, um zu reisen?«
    Nell nickte und schlug nach einem Fliegenschwarm. »Mir haben an Weihnachten die Kinder schon so gefehlt. Ich will nicht auch noch den Geburtstag der Zwillinge verpassen«, erwiderte sie. »Ich war so lange weg, dass sie mich vielleicht schon ganz vergessen haben.«
    »Das bezweifle ich, aber die Heilung hat eben lange gedauert«, sagte Susan. »Es hat Zeiten gegeben, da haben Billy und ich gedacht, du würdest nie wieder aus eigener Kraft auf die Beine kommen.«
    Nells Erinnerung an jene ersten Wochen nach der Operation waren verschwommen und bestanden hauptsächlich aus sengender Hitze, eisigem Frösteln und schrecklichen, von Schmerzen begleiteten Wahnvorstellungen. »Die meiste Zeit wusste ich nicht einmal, welchen Tag wir hatten.« Sie grinste. »Das war im Nachhinein gesehen vermutlich ein Segen für euch. Ich bin weiß Gott schon lästig genug, wenn es mir gut geht.«
    »Das liebe ich an dir.« Lachfältchen traten auf Susans Gesicht. »Du lässt dich nie unterkriegen.«
    Nell umarmte sie. Tatsächlich war sie oft nahe daran gewesen, sich aufzugeben – vor allem, als der Militärarzt ihr mitgeteilt hatte, sie könne keine Kinder mehr bekommen. Doch die Liebe und Wärme der Familie hatten sie gestärkt, und Nell konnte ihnen gar nicht genug dafür danken. »Ohne euch hätte ich das nicht geschafft«, sagte sie.
    Sie lösten sich aus ihrer Umarmung. »Ich wünschte, ich hätte noch ein bisschen mehr Fleisch auf deine Knochen bekommen«, meinte Susan. »Deine Kinder werden ihre neue, abgemagerte Mutter nicht wiedererkennen.«
    Nell schaute auf ihr

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