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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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wirbelte herum, erschrocken darüber, dass sie derart in ihre Gedanken über George Collinson vertieft gewesen war, dass sie es sogar unterlassen hatte, ihren geliebten Sohn gleich aufzusuchen. »Natürlich«, sagte sie ungewöhnlich barsch.
    »Geht es Ihnen nicht gut, Eure Ladyschaft? Sie wirken ein wenig erhitzt.«
    Eloise nahm den Kleinen und drückte ihn an sich, um Megs durchdringendem Blick auszuweichen. »Alles in Ordnung, danke«, sagte sie. »Mir geht es sogar sehr gut.«

Neun
     
    Mission am Georges River, März 1798
    D ie kleine Ansiedlung Banks Town bestand aus drei Hütten und einem Lager der Eingeborenen zwischen zwei Flussarmen des Georges River. Sie war erst vor kurzem von den Forschern Bass und Flinders entdeckt worden und hatte ihren Namen zu Ehren von Sir Joseph Banks erhalten, dem Botaniker, der Captain Cook auf seinen Reisen begleitet hatte. Die ersten Landzuweisungen hatten reißenden Absatz gefunden, und bald schon würden die Sümpfe trockengelegt und der wuchernde Busch für Farmer und Siedler beseitigt werden.
    Florence Collinson klappte die Bibel zu und scheuchte die Eingeborenenkinder zurück in ihre Grashütten. Sie platschten durch den Schlamm, ohne dem Regenguss Beachtung zu schenken. Nach der langen Zeit im geschlossenen Raum genossen sie ihre Freiheit. Die Regenzeit war spät gekommen, und jetzt übertönte das Prasseln auf dem Dach alle anderen Geräusche, so dass sie ihre abendliche Lesestunde nicht zu Ende führen konnte.
    »Du gehst sehr gut mit den Kindern um«, rief der Missionar Cedric Farnsworth ihr über den Lärm hinweg zu. »Sie hören dir gern zu, wenn du vorliest.«
    Florence strich mit den Händen über ihren mehrfach geflickten Rock. Cedric stand wie üblich zu nah bei ihr; sein fettes, verschwitztes Gesicht und sein Körpergeruch verursachten ihr Übelkeit. »Ich glaube nicht, dass sie viel verstehen«, erwiderte sie und hob die Stimme, »aber ich fühle mich zu ihnen hingezogen, obwohl es nackte Heidenkinder sind.«
    Sie kehrte ins Dämmerlicht der Holzhütte, ihrer provisorischen Kirche, zurück. Die Bezeichnung hatte der armselige Bau mit den groben Bänken, dem Lehmboden und der Scheibe Ebenholz, die als Altar diente, kaum verdient. Der Gestank nach ungewaschenen Körpern, nach Feuchtigkeit und Schimmel hing in der stickigen Luft. Das einzig Schöne war das silberne Kreuz, das Cedric und seine Schwester aus England mitgebracht hatten und das jetzt im Lampenschein glänzte.
    »Möchtest du mit mir zu Abend essen?« Cedric folgte ihr, während sie die Bibeln einsammelte und die paar Spielsachen aufräumte, die er grob geschnitzt hatte. »Ich finde die Abende ohne meine Schwester einsam.«
    Florence schloss die Truhe, in der die kostbaren Bücher vor Schimmel geschützt wurden. »Ich habe schon gegessen«, erwiderte sie. Celia Farnsworth war vor einem Monat gestorben, und seither hatte Florence kaum einen Augenblick für sich gehabt. Cedrics Gesellschaft machte es nur noch schlimmer, dass sie von der Außenwelt abgeschnitten waren, bis die Regenzeit vorbei war.
    »Nur ein Schlückchen Rum mit Honig«, schmeichelte er. »Du bist zu dünn, Florence. Du isst nicht genug.«
    »Rum bekommt mir nicht.« Sie mochte zwar dünn sein, doch sie hatte noch nie viel Appetit gehabt, und bei dem Gedanken an eine gemeinsame Mahlzeit mit Cedric schüttelte es sie. Seine Tischmanieren waren abstoßend. Sie schlug nach Motten, die so groß waren wie ihre Hand, und blies die Lampe aus. »Es ist schon spät«, sagte sie. »Ich wünsche dir eine gute Nacht.«
    Cedrics Hand klammerte sich an ihren Arm. »Geh noch nicht, Florence! Ich muss mit dir reden.«
    Florence sah ihn abweisend an, bis er sie losließ. »Was ist so dringend, dass es nicht bis morgen warten kann?« Sie nahm die rundliche Gestalt wahr, das sommersprossige Gesicht mit den Schweinsaugen und den Hängebacken. Er war weit über vierzig, vermutete sie, und sein Umfang erstaunte sie immer wieder, dennNahrungsmittel waren knapp – andererseits hatte er einen Hang zu Rum mit Honig und zum fettigen Fleisch der Wasservögel, die von den Eingeborenen gefangen wurden.
    »Wir sollten hier nicht so leben, jetzt, da Celia nicht mehr bei uns ist«, fing er an.
    Sie sah ihn weiter ernst an, machte sich jedoch ihre eigenen Gedanken. »Während der Regenzeit können wir kaum etwas daran ändern. Und ich bezweifle, dass es den Eingeborenen etwas ausmacht.«
    »Aber mir, Florence. Sehr sogar.«
    Sie durchschaute seine Absicht und kam ihm

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