Insel der Traumpfade Roman
entsetzt zuvor. »Dann werde ich dafür sorgen, Abstand zu wahren. Wenn die Regenzeit vorbei ist, kehre ich nach Sydney zurück.«
»Das ist nicht nötig«, sagte er und streckte erneut die Hand nach ihr aus.
»Ich halte es aber für das Beste«, erklärte sie und trat einen Schritt zurück.
»Bis jetzt hast du noch nie den Wunsch geäußert, zurückzukehren«, stellte er fest. »Im Gegenteil, du hast immer darauf bestanden, dich von der Stadt fernzuhalten, auch wenn es darum ging, Vorräte zu kaufen. Woher dieser plötzliche Sinneswandel, Florence?«
Florence trat noch einen Schritt zurück. »Wie du schon sagtest, Cedric, jetzt, da wir nur noch zu zweit sind, schickt es sich für mich nicht mehr zu bleiben.«
Er bewegte sich so rasch auf sie zu, dass sie nicht mehr ausweichen konnte, und ergriff ihre Hände. »Dann heirate mich, Florence!«, rief er, um den Regen zu übertönen. »Werde meine Frau, und gemeinsam werden wir Gottes Willen erfüllen, wie es der Wunsch meiner geliebten Schwester war.«
Florence wand ihre Hände aus seinem Griff. Sie hatte dies schon auf sich zukommen sehen, seitdem Celia am Fieber gestorben war, erschrak nun aber doch, dass sein Antrag so rasch gekommen war. »Nein! Ich könnte dich nie heiraten«, sagte sie.
»Warum nicht?«, fuhr er sie an. »Du hast deine Familie, dein Zuhause und deine Freunde verlassen. Du stehst allein in der Welt, Florence, so wie ich. Wir können tun und lassen, was wir wollen.«
Bei seinen Worten lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Sie hatte tatsächlich ihre Familie und ein gemütliches Zuhause gegen diesen primitiven Außenposten eingetauscht – doch sich der Realität ihres Verlusts zu stellen und die Wahrheit laut und deutlich über dem trommelnden Regen zu hören, versetzte ihr einen Schock. »Ich liebe dich nicht«, entgegnete sie, »und könnte es auch nie.«
Er versuchte nicht, sie noch einmal zu berühren, vielleicht wurde ihm klar, dass sie dann in die Nacht hinaus fliehen würde, doch er sagte: »Bitte, Florence, denk über meinen Antrag nach. Denn welche Alternative haben wir? Du bist keine Schönheit. Bestimmt hast du nicht den Wunsch, eine alte Jungfer zu werden. Du bist noch jung genug, Kinder mit mir zu bekommen.«
Florence hatte genug gehört. Sie rannte aus der Kirche durch den strömenden Regen in ihre Hütte. Bis auf die Haut durchnässt schlug sie die Tür hinter sich zu, klemmte einen Stuhl mit der Rückenlehne unter den Holzriegel und brach in Tränen aufgelöst auf dem Lehmboden zusammen. Seine Worte waren grausam, aber auf boshafte Weise zutreffend gewesen, und der Schmerz, den sie ausgelöst hatten, war schwer zu ertragen.
Edward zügelte sein Pferd. Er war schlecht gelaunt, seine Uniform durchnässt und schwer, weshalb er nach dem langen, qualvollen Ritt durch den Busch in Schweiß ausbrach. Wenn diese schwarzen Fährtenleser ihn auf eine falsche Spur gelenkt hatten, würde er persönlich dafür Sorge tragen, dass sie grün und blau geschlagen wurden, bevor er ihnen die Kehle durchschnitt.
Er spähte ins Halbdunkel, vermochte durch den Regenschleier aber nichts zu erkennen. »Wo sind sie?«, polterte er los.
»Vorausgegangen«, antwortete Willy Baines und wischte sichdas rote Gesicht ab. »Sie kommen bald wieder. Das Lager ist nicht weit weg.«
Edward verzog das Gesicht. Wasser tropfte ihm vom Hutrand in den Nacken. »Können wir uns auf sie verlassen?«
Willy nickte. »Es sind Gandangara – eingeschworene Feinde der Wiradjuric.«
»Sie sind schwarz, Willy, und manchmal reicht das, um sich gegen uns zu kehren.« Edward packte die Zügel noch fester, da sein Pferd stampfte und schnaubte. Seine Ungeduld wuchs, und der platschende Regen auf seinem Hut bereitete ihm Kopfschmerzen. Was gäbe er jetzt nicht alles für sein gemütliches Haus am Strand und die Gesellschaft seiner Frau!
Bei dem Gedanken an Eloise überkam ihn sogleich sexuelles Verlangen, das jedoch ebenso schnell wieder verging, sobald er sich daran erinnerte, wie sie immer, alles andere als begehrenswert, schweigend und bewegungslos dalag und ihr Widerwille förmlich mit Händen greifbar war, wenn er sich auf sie legte. Mit aufkeimender Wut peitschte er dem Pferd die Flanke, weil es sich weigerte, ruhig zu stehen. Eloise und dieses Tier hatten vieles gemeinsam. Beide mussten lernen, wer der Herr war. »Und bei Gott, ich werde sie dazu bringen, darum zu betteln, wenn ich zurückkomme«, murmelte er vor sich hin. »Ich habe genug von ihrer
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