Insel der Traumpfade Roman
hörte seine zornigen Worte und spürte seinen Unwillen, sich ihr zu beugen,auch als sie sich an seinen starren Oberkörper geklammert und heftig geweint hatte, was bis dahin immer gewirkt hatte. An jenem Tag war er unempfänglich dafür. Eiskalt und mit aschfahlem Gesicht hatte er dagestanden und sich nicht umstimmen lassen. Die Fähigkeit verzeihen zu können, die ihm eigentlich angeboren war, hatte ihn angesichts des Überfalls auf Millicent verlassen. Überzeugt davon, dass die gehässige Zunge seiner Tochter die Verkettung der unglücklichen Ereignisse in Gang gesetzt hatte, ließ er nicht mit sich reden. Er hatte sie von sich gestoßen, und als er das Haus verließ, hatte er ihr verboten, ihm wieder nahe zu kommen, bis er ihr vergeben konnte.
Florence schüttelte die Tränen ab und richtete sich auf. »Du hast Mutter verziehen«, flüsterte sie. »Warum nicht mir?« Sie schniefte und fuhr sich mit den Händen durch das feuchte Haar, ohne es zu merken. Was Millicent durchgemacht hatte, war zu furchtbar, um darüber nachzudenken, die Tatsache aber, dass sie Ezra und Susan damit noch näher gerückt war, machte Florence rasend vor Eifersucht. Sie ging davon aus, dass Millicent inzwischen Ernest geheiratet hatte, was bedeuten würde, dass sie noch fester in der Familie verwurzelt wäre. Aber warum hatte ihr Vater nicht nach ihr, Florence, gesucht?
Sie saß in der Dunkelheit, es wurde immer heißer, der Regen trommelte, und die surrenden Insekten schlugen gegen das Netz. Nach jenem Morgen hatte es keinen Sinn mehr gehabt, in Sydney zu bleiben, also hatte sie ihre wenige Habe gepackt und war an den Kai gegangen, um sich den Missionaren anzuschließen, die im Begriff waren, den Fluss hinaufzusegeln. Cedric und seine Schwester hatten oft die Kirche ihres Vaters besucht, und Florence hatte sie nach den Gottesdiensten bewirtet und zugehört, wenn sie von ihren Plänen sprachen. Sie hatte nicht Missionarin werden wollen – hatte nie den Eifer verspürt, Gottes Wort zu verbreiten –, doch sie boten eine Möglichkeit zu entkommen, und Florence hatte sie ergriffen, ohne an die Folgen zu denken.
Ursprünglich sollte ihr Ziel weiter im Norden sein, und sie hatte eine dementsprechende Nachricht an ihre Eltern gesandt in der Hoffnung, dass jemand nach ihr suchen und sie nach Hause holen würde. Da sie jedoch nichts als undurchdringlichen Wald und Sümpfe antrafen, gaben sie den Gedanken auf und begaben sich nach Südwesten an den Georges River.
Tränen vermischten sich mit Schweiß. Florence verabscheute ihr Leben, sie hasste den Busch, die Eingeborenen und die Frömmigkeit, die sie notgedrungen hatte annehmen müssen. Hätte sich doch nur jemand die Mühe gemacht, sie aus dieser selbst auferlegten Hölle zu retten, dann wäre sie von Cedric und diesem primitiven Dasein befreit.
Sie schlang die Arme um die Knie. Es war ihr schwergefallen, sich damit abzufinden, dass ihre Familie sie nicht liebte, und nach zwei Jahren des Schweigens hatte sie Cedric und seiner Schwester verboten, Kontakt mit ihrer Familie aufzunehmen. Ebenso wenig wollte Florence wissen, was die beiden über ihre Angehörigen hörten, wenn sie nach Sydney Town fuhren. Das war für sie die einzige Möglichkeit gewesen, sich an ihrer Familie zu rächen. Jetzt aber wusste sie, dass sie sich nur selbst gestraft hatte. Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen, und sie legte die Hände an die Ohren, um den platschenden Regen und die Stimmen aus der Vergangenheit nicht länger zu hören.
»Wie viele Wachen?«
Mandarg hielt fünf Finger hoch und fuhr dann grinsend damit über seine Kehle. »Keine Sorge, Boss.«
»Gut«, schnauzte Edward. »Wenn wir ins Lager kommen, sollt ihr die Weißen suchen und bewachen, bis wir den Mob erledigt haben. Sie werden in den Hütten sein. Wenn sie Schwierigkeiten machen, schlitzt ihnen die Kehle auf.«
Mandarg runzelte die Stirn, und Edward schnaubte verärgert, weil der Mann unfähig war, den einfachsten Befehl zu verstehen.»Erklär es ihm, Willy. Ich will nicht, dass die verdammten Missionare mit dem Boot entkommen.«
»Passt auf die Frau und den Mann in den gunyahs auf«, sagte Willy. »So lange, wie der Boss es will.« Er fuhr mit dem Finger über seinen Hals. »Tötet sie, wenn nötig.«
Mandarg übersetzte den Befehl rasch seinen Stammesbrüdern.
Edward gab seinen Männern ein Zeichen. Sie drangen durch das Gestrüpp vor, den Fährtensuchern folgend, die sie durch den Regenschleier führten. Als er sah, dass sie stehen
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