Insel der Traumpfade Roman
Jahren meine Konkurrenten, aber ich hätte nie gedacht, dass sie so weit gehen würden.«
»Tut mir leid, dass du solchen Ärger hast, Samuel«, sagte George, »aber was hoffst du zu erreichen, wenn du dorthin zurückhetzt?«
Samuel wedelte George mit einem Brief vor dem Gesicht herum. »Der ist schon Wochen alt, aber diese Abtrünnigen sollen wissen, dass ich mich nicht einfach geschlagen gebe«, knurrte er. »Im Übrigen muss ich dafür sorgen, dass meine Arbeiter und ihre Familien in Sicherheit sind.« Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken und schaute wütend in die Ferne.
George wusste, dass Worte seinen Freund nicht trösten konnten. »Wann willst du abreisen?«, fragte er.
»Heute Abend«, erwiderte Samuel Varney. »Kann ich mit deiner Begleitung rechnen, oder bist du anderweitig beschäftigt?«
George trat von einem Fuß auf den anderen und versuchte, seiner widersprüchlichen Empfindungen Herr zu werden. Samuel war sein Freund und Lehrer, und er wusste, es hätte für ihn eigentlich gar keine Frage sein dürfen, ob er mit ihm fahren sollte. Aber es gab auch Eloise. Cadwallader war nicht in der Stadt, und es bestand immerhin die Möglichkeit, sie wiederzusehen. Ein ungleicher Wettstreit. »Du brauchst mich nicht, wenn es nicht um Walfang geht«, stellte er ausweichend fest.
Samuels Miene wurde weich, und er seufzte tief. »Vermutlich hast du recht«, sagte er.
»Aber wenn du mich brauchst, werde ich natürlich mitkommen«, sagte George hastig und schämte sich seiner mangelnden Loyalität.
»Sie ist sehr schön«, sagte Samuel unvermittelt. »Mir ist klar, warum du so hingerissen bist.«
»Woher weißt du das?«
»Ha! Dein Gesicht spricht Bände.« Er kratzte sich den weißen Bart. »Weiber! Am Ende kriegen sie uns alle.« Er betrachtete den Gegenstand ihrer Unterhaltung. »Das gibt Ärger, mein Junge«, sagte er ruhig. »An ihrem Finger steckt bereits ein Ring, und es ist nicht deiner.«
»Ich weiß«, gab er zu. »Aber mein Herz hört nicht auf mich.«
»Hmm. Dein Kopf ist es, der untersucht werden muss«, sagte Samuel barsch. Dann hellte sich seine sorgenvolle Miene auf, und er lächelte. »Die Jugend ist eine wunderschöne Zeit, in der alles möglich scheint und Herz und Verstand in ständigem Kampf liegen. Du wirst verletzt werden, mein Sohn – aber das gehört zum Erwachsenwerden dazu.« Er beugte sich zu George und vertraute ihm leise an: »Aber wenn du sie so liebst, wie du sagst, lässt du sie besser in Ruhe. Jede Art von Liaison zwischen euch beiden würde allen Betroffenen nur Leid zufügen.«
»Ich bin einfach nicht stark genug, ausgerechnet jetzt abzureisen, Samuel«, gestand er ein. »Und es tut mir leid, dass ich nicht mit dir fahre. Ich habe das Gefühl, dich im Stich zu lassen.«
»Das tust du nicht«, entgegnete der Kapitän. »Du warst immer wie ein Sohn für mich, George, und ich bin stolz auf alles, was du erreicht hast. Was in Nantucket geschieht, ist mein Problem, und ich werde es lösen.« Er nahm George in die Arme und drückte ihn an sich. »Viel Erfolg bei der Jagd, mein Junge. Hab für mich ein Auge auf das Geschäft, und wir sehen uns wieder, ehe das Jahr um ist.«
George sah ihm nach, hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, ihm zu folgen, und der Sehnsucht, sich auf die Suche nach Eloise zu begeben.
»Mr Collinson?«
Er wirbelte herum und war nicht mehr fähig, einen klaren Gedanken zu fassen. »Lady Eloise«, hauchte er.
»Sie haben etwas verloren.«
»Nur meinen Verstand.« Er schaute ihr in die Augen. »Anscheinend lassen mich meine Manieren heute Nachmittag im Stich.«
Die Grübchen erschienen wieder auf ihren Wangen, als sie in ihre Handtasche griff. »Ich habe auf Ihr Buch angespielt, Mr Collinson. Was Ihren Verstand betrifft, vermute ich, dass er Sie nie im Stich lassen wird.«
George nahm das Buch aus ihrer Hand. Er wurde sich bewusst, wie nah sie bei ihm stand. »Es muss mir aus der Tasche gefallen sein. Vielen Dank.«
» Othello ist ein interessantes Geschenk für einen Zehnjährigen«, sagte sie. »Ich frage mich aber, ob ein so junger Mensch Shakespeares Vorstellung von der Dunkelheit in der menschlichen Seele begreift.«
Sie hatte die Widmung gelesen – aber hatte sie die Kamelienblüte zwischen den Seiten gefunden? Und wenn ja, konnte sie ahnen, was sie bedeutete? »Ich hatte mir eine Schleuder gewünscht und war bitter enttäuscht.«
»Dachte ich es mir doch, Sie waren kein Junge, der lange still sitzen konnte.«
»Ich war
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