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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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allmählich.
    Dass er litt, war kaum verwunderlich bei dem enormen Druck, unter dem er stand. Er dachte an Henry Carlton und die steigenden Schulden. Sollte Carlton sie einfordern und sein Kommandeur davon Wind bekommen, stünde er vor dem Bankrott. Er griff nach dem Weinbrand, nahm einen kräftigen Schluck und ließ ihn langsam die Kehle hinunterrinnen. Carlton hatte teuflisches Glück im Spiel – oder betrog –, doch obwohl er selbst so gerissen war, konnte er nicht dahinterkommen, wie Carlton es anstellte.
    Er starrte ins Feuer, die Gedanken vom Alkohol benebelt. Sein Alptraum wirkte nach. Die Spielschulden waren nicht seine einzigen Sorgen, und obwohl die Lage nicht ernst war, würde sie es werden, wenn es so weiterginge. Mehrere Geschäftsabschlüsse, die kurz vor dem Abschluss standen, waren kurzfristig geplatzt, und zwei Landparzellen, die er hatte haben wollen, waren auf rätselhafte Weise wenige Stunden vor Vertragsunterzeichnung von anderen gekauft worden. Edward trank die Flasche leer und musste sich wohl oder übel eingestehen, dass die schlaflosen Nächte und die Alkoholmengen, die er zu sich nehmen musste, um die Alpträume auszublenden, seinen Verstand getrübt hatten.
    Er kehrte in sein Zelt zurück und nahm eine Zigarre aus der Kiste, die neben seiner offenen Taschenuhr am Bett stand. Er rolltesie zwischen den Fingern, atmete ihren würzigen Geruch ein und zündete sie an. Sein Blick wanderte zu der Aquarellminiatur von Eloise, die im Deckel der Uhr eingelassen war. Eine gewisse Ähnlichkeit war zu erkennen. Irma hatte das Bild gemalt und es ihm nach der Hochzeit geschenkt. »Wie soll ein Mann mit seinen Sorgen fertig werden, wenn seine Frau wie ein kalter Fisch im Ehebett liegt?«, sagte er laut.
    Eloise hatte es zu weit getrieben – und wenn er wieder in Sydney war, würde er ihr eine Lektion erteilen, die sie nie vergessen würde. Er stand auf, denn das Bedürfnis, sich mit etwas anderem als seinen Alpträumen und seiner unbefriedigenden Ehe zu beschäftigen, trieb ihn zurück auf die Lichtung. »Aufwachen!«, rief er. »Wir haben zu tun. Steht auf und tretet an.«
    Willy Baines erschien am Eingang seines Zeltes. »Es ist drei Uhr morgens«, knurrte er verschlafen. »Um Himmels willen, was ist nur in dich gefahren?«
    »Da draußen sind Schwarze, die schlafen nicht«, schnauzte Edward ihn an. »Unsere Aufgabe ist es, sie unschädlich zu machen. Beweg dich, Willy. Ich will, dass alle in fünf Minuten bereit zum Abmarsch sind.«
    Willy Baines rührte sich nicht. »Die Männer sind erschöpft«, sagte er. »Es hat keinen Zweck, sie zu stören. Die Schwarzen sind auch am Morgen noch da.«
    Edward ballte die Fäuste. »Widersetzt du dich etwa dem Befehl eines Ranghöheren?«
    Willy schwieg, und sein zerfurchtes Gesicht sah im tanzenden Licht des Feuers ausgezehrt aus.
    »Wenn das der Fall wäre, müsste ich dich vor das Kriegsgericht bringen.«
    »Wenn ich untergehe, dann gehst du mit.«
    »Soll das eine Drohung sein?«
    »Die Männer bleiben bis zum Morgen in ihren Zelten«, bestimmte Willy und ging wieder in sein Zelt zurück.
    Schwankend sah Edward, dass die erwachten Männer erstaunt aus ihren Zelten lugten. »Geht wieder zu Bett«, brüllte er, »und wenn auch nur einer von euch ein Wörtchen hierüber verliert, erschieße ich ihn!«
    Das Schweigen der Männer schien ihn zu verspotten. Die Dunkelheit rückte näher, und das Rascheln der Bäume klang wie das Flüstern der Toten. Edward begab sich auf die Suche nach der nächsten Flasche Weinbrand.
    Auf dem Weg nach Parramatta, zwei Tage später
    Florence klammerte sich an das silberne Kruzifix und taumelte über abgestorbene Äste und durch dichtes Gestrüpp. Die Worte eines Kinderliedes entfielen ihr immer wieder, die Melodie verschmolz zu einem dröhnenden Summen. Bei einem Lichtstrahl, der durch die Baumwipfel drang, blieb sie stehen. Es war schön warm, und wenn sie es nicht so eilig gehabt hätte, Papa zu treffen, hätte sie sich eine Weile hingesetzt.
    »Tick-tack, tick-tack«, murmelte sie vor sich hin, während sie sich zwischen den Baumstämmen hindurchschlängelte und einem Pfad folgte, den nur sie sehen konnte. »Hickory, dickory dock, clock, tick, tick, tick.«
    Ein Geräusch ließ sie verstummen, und sie legte den Kopf schief. Als die Reiter unter den Bäumen auftauchten, presste sie das Kruzifix an sich und sank auf den Waldboden.
    »Was haben wir denn hier?«, fragte der Mann, der vornweg ritt. Er zügelte sein Pferd und beugte

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