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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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»Behalte sie.«
    »Will keine weiße Frau«, entgegnete Mandarg.
    »Dann schlitz ihr die verdammte Kehle auf. Mir ist es egal.«  
    Florence stöhnte und sank zu Boden, als der Eingeborene sie losließ. Die Männer ritten fort. Sie umschlang ihre Knie und begann sich vor und zurück zu wiegen. Es wurde still ringsum.
    »Der Mann ist ein Teufel«, murmelte Mandarg in seiner Sprache vor sich hin. »Er tötet Frauen und Kinder zum Spaß. Jetzt haben sie mich hier mit dir stehen lassen.«
    Seine Stimme schien von weither zu kommen, die Wörter waren unverständlich, doch sie spürte seine Berührung an ihren Armen. Sie zuckte zurück, vergrub das Gesicht in den Händen und fuhr fort, sich zu wiegen. »Vater«, schluchzte sie. »Ich will zu meinem Papa.«
    »Lowitja hat von einer weißen Frau gesprochen«, sagte Mandarg. »Aber du wirst nicht sterben – nicht durch meine Hand. Nimm das hier und zieh es an. Deine weiße Haut beleidigt mich, und ich mag deinen Geruch nicht.«
    Florence verstand nicht, was er brabbelte, spürte jedoch ihr weiches Nachthemd und drückte es an sich, während sie sich vor und zurück wiegte. Der Rhythmus musste beibehalten werden – wie eine Uhr, tick-tack, tick-tack … Sie begann zu singen, ohne sich bewusst zu sein, dass ihre Laute keinen Sinn ergaben.
    »Der Geist ist mit dir, weiße Frau. Hab keine Angst, ich rühre dich nicht an.« Mandarg holte eine Decke aus der Hütte und legte sie ihr über die Schultern. »Soll ich dich mitnehmen?« Er schüttelte den Kopf. »Es würde zu viele Fragen geben. Ich lasse dir etwas zu essen da, und die Geister werden über dein Schicksal entscheiden.« Er ging fort zu seinem Stammesbruder, der Speere und Säcke mit Nahrungsmitteln einsammelte.
    Florence wiegte sich vor und zurück – sie hatte den Verstand verloren. Sie spürte nichts, hörte nichts, wusste nur, dass sie das Lied beenden musste.
    Ein Buschlager, zwei Wochen später
    Die dunklen, schwankenden Schatten nahmen Gestalt an und drangen durch die Bäume vor. Die Nacht war erfüllt von Schreien und dem Geruch nach Blut, und Edward wusste, die Dämonen suchten nach ihm. Er stand stocksteif da, es wurden immer mehr, sie flüsterten seinen Namen und klopften mit den Speeren an die Kriegsschilde, so dass es klang, als würden lockere Zähne in einem Totenschädel hin und her geschüttelt.
    Er versuchte wegzulaufen, war aber gefesselt von den klammernden Händen der Toten, die durch den Schlamm nach ihm griffen. Er öffnete den Mund zu einem Schrei, doch er füllte sich mit dem öligen Rauch von brennendem Eukalyptus und versengtem Fleisch. Immer näher rückte die unheilvolle Armee der Nacht, und ihre Finger wiesen anklagend auf ihn.
    »Nein! Haut ab! Lasst mich in Ruhe!« Edward schoss auf seiner Pritsche in die Höhe und krallte in die Luft, um sie abzuwehren. Als er die Augen aufschlug und die vertraute Umgebung seines Militärzelts wahrnahm, hätte er vor Erleichterung beinahe geweint.
    Er ließ sich wieder auf den Rücken fallen und spürte den feuchten Schweiß auf den Laken. Er versuchte, sein rasendes Herz zu beruhigen. Der Alptraum hatte ihn begleitet seit jenem Überfall vor drei Jahren am Fluss im Hinterland, war aber häufiger aufgetreten, seitdem sie die Mission in Banks Town gesäubert hatten. Der Mangel an erholsamem Nachtschlaf forderte inzwischen seinen Tribut. Er war gereizter als je zuvor, seine Männer munkelten über sein eigenartiges Verhalten, und er hatte zunehmend Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren.
    Edward warf das Bettzeug beiseite und torkelte auf die Lichtung. Willy Baines hatte immer einen Schnapsvorrat in seiner Satteltasche. Während er an den Schnallen fummelte, schaute er sich ängstlich um. Es war noch dunkel, der Traum hatte nicht an Machtverloren, und er glaubte seine Peiniger in den tanzenden Schatten zu sehen. »Reiß dich zusammen, Mann!«, murmelte er und zog die Flasche heraus. »Es gibt keine Gespenster.«
    Auf dem Weg zurück ins Zelt nahm er einen großen Schluck und sank auf das Feldbett. In der Ferne grollte Donner, und obwohl er aus den anderen Zelten leises Schnarchen hörte, hatte er das Gefühl, er sei in Gefahr. Es war zermürbend. Überall waren Schatten. Selbst im wachen Zustand fühlte er sich verfolgt.
    Er beschloss, eine Lampe anzuzünden, ging dann aber hinaus, um das Feuer zu schüren. Als die Flammen hoch genug waren, setzte er sich, um sich zu wärmen. Besänftigt stellte er die Flasche auf den Boden und entspannte sich

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