Insel der Traumpfade Roman
Widerschein der tanzenden Flammen rot auf. Pferde wieherten, die Ohren flach angelegt, die Nüstern gebläht, Mähnen flogen, und die Hufe trampelten über die Kinder und alle hinweg, die zu schwach waren, um wegzulaufen. Frauen und alte Männer, die im Schlamm kauerten, wurden abgeschlachtet, und die Krieger lagen tot oder sterbend neben ihren nutzlosen Speeren. Durch den Feuerschein sah sie die Silhouetten der Männer, die diese Apokalypse über sie gebracht hatten.
Dies war kein Raubüberfall durch Eingeborene, sondern ein Anschlag durch bewaffnete Soldaten. Florence konnte nicht glauben, was sie da sah, und obwohl sie den Blick am liebsten abgewandt hätte, war sie vor Schreck so gelähmt, dass sie nur fassungslos zusehen konnte.
Ein Reiter schlug auf Kulkarawa ein, eine junge Frau, mit der Florence sich angefreundet hatte. Er verstellte ihr den Fluchtweg, spießte das Neugeborene, das sie bei sich trug, mit seinem Säbel auf und hielt es triumphierend in die Höhe. Unter den Schreien der Mutter schleuderte er den kleinen Körper in den Busch und enthauptete die Frau mit einem einzigen brutalen Hieb. Als er sein Pferd wieder ins Getümmel lenkte, beleuchteten die Flammen sein Gesicht.
Florence stöhnte auf und wäre zu Boden gefallen, wenn der Eingeborene sie nicht aufrecht gehalten hätte. Sie ließ den Kopf tief hängen, so dass ihr die Haare wie ein segensreicher Schleier über die Augen fielen. Das Massaker ging weiter. Sie hatte Edward Cadwallader erkannt und wusste, er würde nicht aufhören, bis alle tot waren.
Sie zog sich in sich selbst zurück und versuchte sich den Geräuschen, Anblicken und Gerüchen dieser schrecklichen Nacht zu entziehen. Die Zeit verlor jede Bedeutung, doch so sehr sie sich auch bemühte, nichts mehr wahrzunehmen, das endlose Donnern von Hufen, die Entsetzensschreie und die aufgeregten Rufe der Soldaten setzten ihr schwer zu. Sie konnte nur beten, dass ihr Ende schnell und gnädig wäre – ihre weiße Haut würde sie nicht retten, nachdem sie Zeugin dieses Gemetzels geworden war.
Edward stand schwer atmend auf der Lichtung; Schweiß tropfte von seinem Gesicht. Der Geruch von brennendem Eukalyptus und Blut hing in der Luft. Der Rauch verdichtete sich zu einer erstickenden Wolke, hinter der die aufgehende Sonne verschwand, und zog durch die Baumkronen. Diese Morgendämmerung war jedoch anders als alle zuvor: Kein einziger Vogel sang.
Schaudernd warf er einen Blick zwischen die Bäume, eine unbestimmte Angst hatte ihn ergriffen. Dann schüttelte er dasGefühl ab, dass jemand oder etwas ihn beobachte, und reinigte die Klinge seines Säbels mit einer Handvoll Gras.
»Gute Arbeit für eine Nacht«, sagte Willy, der neben ihn getreten war.
»Sind alle tot?«
»Alle bis auf die Missionarin. Mandarg hat sie.«
»Sie soll ihm gehören«, erwiderte Edward, noch immer beunruhigt von dem Unheil, das sich mit den Rauchschwaden auf ihn zuzubewegen schien. »Wenn er mit ihr fertig ist, wird sie so verstört sein, dass sie niemandem mehr sagt, was geschehen ist.« Er zitterte vor Erschöpfung und nahm einen großen Schluck Rum zu sich. Er wollte nur noch schlafen, doch zunächst mussten sie sich so weit wie möglich von hier entfernen, bevor die Sonne noch höher stieg.
»Sollen wir den Missionar begraben?«
Willy wollte ihn offenbar weiter mit Fragen belästigen. Er besah sich die Leiche, die zusammengesunken an der Tür der provisorischen Kirche lehnte. »Lass ihn«, antwortete er barsch. »Wir haben heute Nacht nur Säbel benutzt, und sollte jemand zufällig hier vorbeikommen, wird es so aussehen, als wäre es ein Überfall von Schwarzen gewesen. Wird er begraben, verraten wir uns.« Ermattet schwang er sich in den Sattel. »Lass uns hier verschwinden!«
Florence spähte durch ihre Haare zu Edward Cadwallader hinüber. Sie wollte am liebsten darum betteln, mit ihnen zu gehen – ihn anflehen, sie nicht bei diesem Wilden zu lassen. Doch ein Rest gesunden Menschenverstandes ließ sie schweigen, und sie senkte das Kinn, als er näher kam. Das war der Mann, der Millicent Gewalt angetan hatte – der Mann, der einer Verurteilung entkommen war und nicht lange zögern würde, an ihr dieselbe Gräueltat zu verüben.
Die Männer ritten vorbei. Sie wurde mit Schlamm bespritzt und hörte die zotigen Bemerkungen, spürte die glühenden Blicke und wusste, dass ein Wort aus Edwards Mund ihr Schicksal besiegeln würde.
»Die Frau gehört Mandarg«, sagte der Mann, der hinter Edward ritt.
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