Insel der Traumpfade Roman
blieben, sich duckten und mit dem hohen Gras zu verschmelzen schienen, wusste er, dass sie nah herangekommen waren.
Er stieg ab und hockte sich neben Mandarg. Das Lager der Eingeborenen war wie jedes andere, bis auf die drei Holzhütten. Eine davon hatte ein grobes Kreuz über der Tür. Wie er vermutet hatte, lagen Einbäume am Ufer. Er würde sie von Willy versenken lassen, sobald der Überfall begann.
»Sucht die Frau und den Boss da oder da«, flüsterte er und zeigte auf die beiden Hütten in unmittelbarer Nähe. Er legte einen Finger an die Lippen. »Wartet, bis ich das Kommando gebe.«
Zufrieden, dass sie ihn verstanden hatten, kehrte er zu den anderen zurück. »Bleibt im Sattel, bis wir zugeschlagen haben. Der Regen dämpft das Geräusch der Hufe, aber der Boden ist glitschig.« Er schenkte ihnen ein aufmunterndes Lächeln und war dankbar, dass sie noch immer versessen auf den Überfall waren, obwohl der Regen sie bis auf die Haut durchnässt hatte. »Willy, kümmere dich um die Boote, sobald wir losgelegt haben.« Er ließ sich jetzt von der Erregung der anderen anstecken. »Stellt euch in einer Linie auf und wartet auf mein Zeichen.«
Edward führte seine Männer durch den Busch auf die Lichtung zu. Durch die Anspannung fühlte er sich plötzlich wie elektrisiert. Als die erste Holzhütte aus dem Regendunst auftauchte, nickte er den Fährtensuchern zu.
Die Schwarzen huschten verstohlen durch die Dunkelheit und stellten sich unter die Fenster, ein Messer zwischen den Zähnen.
Edward hob den Säbel und trieb sein Pferd zum Galopp an. Der Überfall hatte begonnen.
Florence hatte ihr Nachthemd ausgezogen und versuchte sich durch Waschen abzukühlen, als sie draußen einen schrecklichen Schrei vernahm. Sie ließ den Lappen in die angestoßene Waschschüssel fallen, schnappte sich ihr Nachthemd und zog die Sackleinwand am Fenster zur Seite.
Ein schwarzes Gesicht mit einem Messer zwischen den Zähnen starrte sie an.
Florence schrie auf, drückte das Nachthemd an sich und wich zurück.
Der Aborigine glitt durch die Fensteröffnung und sprang geräuschlos auf den Boden. Mit erhobenem Messer kam er auf sie zu.
»Geh weg!« Hektisch riss sie an dem Nachthemd, um ihre Blöße zu bedecken. »Du kannst nicht hier reinkommen«, kreischte sie. »Cedric! Cedric, hilf mir!«
Der Mann kam immer näher, den starren Blick auf ihren Körper gerichtet, das Messer fest in der Hand. »Boss kommt nicht«, sagte er. »Missus gehört mir.«
Florence fand sich in eine Ecke gedrängt. »Cedric! So hilf mir doch, um Himmels willen!«
»Boss kommt nicht.« Er fuhr mit einem Finger über seinen Hals.
Sie war allein. Florence begann zu zittern, als sie das Tierfett roch, mit dem sein Körper eingeschmiert war, und die Stammeszeichen auf seiner Brust sah. Er war kein Wiradjuric, also musste er auf einem Raubzug sein – und sie war seine Beute.
»Lieber Gott«, hauchte sie. Die Beine gaben unter ihr nach, und sie glitt an der Wand hinab, bis sie zu seinen Füßen kauerte. »Tu mir nichts«, schluchzte sie.
Kräftige Hände rissen sie in die Höhe. Das Messer saß an ihrer Kehle, die Klinge lag kalt auf ihrer Haut. Er roch an ihrer Schulter, fuhr ihr mit den Fingern durch die Haare und hob eine Strähne an seine durchbohrte Nase. Mit einem Ausruf des Ekels ließ er los.
Florence konnte kaum aufrecht stehen, und ihre Zähne klapperten vor Angst so stark, dass sie nicht sprechen konnte. Ein Klagelaut stieg in ihrer Kehle auf, während er ihr mit unverhohlener Neugier in die Augen starrte und seine Finger über ihre nackten Brüste und ihren Bauch wandern ließ. Eine Ewigkeit stand sie wie erstarrt vor ihm, während die Schreie von draußen mit dem lauten Pochen ihres Herzens wetteiferten.
Dann zerrte er sie durch den Raum.
Florence kratzte nach seinen Augen und schlug auf seine Brust, spuckte ihm ins Gesicht und trat ihm gegen die Beine. Doch sie kam gegen den drahtigen, kräftigen Mann nicht an.
Er stieß den Stuhl zur Seite, riss die Tür auf und zerrte Florence nach draußen. Nackt und zu Tode erschrocken stand sie da, und ihr wurde klar, dass dies nur der Anfang war, denn vor ihr spielte sich eine Szene aus der Hölle ab.
Der Regen hatte aufgehört, die glimmenden Lagerfeuer waren von den in Brand gesetzten gunyahs wieder geschürt worden. Rauch und Flammen warfen unheimliche Schatten auf das Gemetzel. Die Nacht wurde von Schreien zerrissen, schwarzes Fleisch von Klingen aufgeschlitzt. Bluttriefende Säbel blitzten im
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