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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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sich ans Herz. »Ich bin zutiefst verletzt, Alice.«
    »Du wirst woanders noch viel schmerzhafter verletzt, wenn ich nicht bald was zu essen kriege«, drohte ihm Nell.
    Eine Regierungsfarm, Oktober 1798
    Nialls nackte Füße sanken in die weiche Erde, während er mit Paddy Galvin versuchte, mit dem unhandlichen Pflug eine gerade Furche zu ziehen. Der Tag war warm, doch durch die Bäume wehte eine Brise, und Niall genoss es, von den verhassten Fußfesseln befreit zu sein.
    »Siehst ja richtig zufrieden aus«, brummte Paddy und lehntesich mit seinem schmächtigen Körper auf den Griff des Pfluges, so fest er konnte. Er war vierzehn und schon länger auf der Farm als der neunjährige Niall, der hier vor sechs Wochen eingetroffen war. »Wie das möglich ist, obwohl du bis an den Arsch in Schlamm und Dreck steckst, ist mir schleierhaft.«
    »Der Tag ist schön«, erwiderte Niall. »Ich bin von meinen Fußfesseln befreit, und meine Füße freuen sich, die gute Erde zwischen den Zehen zu spüren. Fast so, als wäre ich wieder zu Hause.«
    Paddy verzog das Gesicht. »Das hier ist ungefähr so nah an Irland wie mein Arsch.«
    Niall grinste. Paddy liebte das Wort »Arsch« und benutzte es so oft er konnte. »Es ist besser als Sydney Town«, erwiderte er. »Die Luft ist reiner, ich kann ohne Fesseln gehen, und der Aufseher hat die Peitsche nicht so locker sitzen.«
    »Ja, da hast du ganz recht«, schnaufte Paddy. »Aber dieses verdammte Ding ist teuflisch schwer zu lenken. Bist du auch sicher, dass du auf deiner Seite dein ganzes Gewicht einsetzt?«
    »Das bin ich, Paddy Galvin. Meine Arme knirschen schon in den Gelenken.«
    »Und wenn ich noch fester drücke, explodiert mein Arsch.«
    »Das spart uns jedenfalls den Dünger.« Niall gluckste vor Lachen.
    Mit lautem Scheppern kam die Pflugschar ruckartig zum Halt, wobei ein Zittern durch die Arme der Jungen lief.
    Niall holte die Zügel ein, und Paddy schaute nach, was passiert war. »Arschlöcher«, murmelte der ältere Junge vor sich hin und kratzte sich den rasierten Kopf. »Noch so ein verfluchter Felsbrocken.«
    »Beeilt euch, ihr zwei. Ihr hättet schon längst mit der Furche fertig sein müssen.«
    Niall und Paddy schauten zu dem englischen Soldaten hinüber, der ihr Vorankommen den ganzen Morgen über beobachtet hatte. Er war jung, unerfahren und neigte dazu, tagsüber die meiste Zeitim Schatten zu sitzen. »Wir wären viel schneller, wenn das Feld richtig bereinigt worden wäre, bevor wir mit dem Pflügen anfingen«, knurrte Paddy.
    »Sei bloß nicht frech, Junge, sonst schick ich dich zu Marsden.«
    Niall und Paddy wussten alles über den Prügelpfaffen Marsden, und obwohl ihr Aufseher für gewöhnlich nur bellte und nicht biss, hielten sie den Mund und bemühten sich, den Pflug zurückzuziehen und den Felsbrocken auszugraben. Obwohl er ein Mann Gottes war, fand Marsden Gefallen daran, Gefangene zu verprügeln. Alle, die gezwungen waren, auf seiner Farm zu arbeiten, hassten ihn.
    Nachdem sie den Felsbrocken an den Rand des Feldes geschafft hatten, pflügten sie weiter, bis der Ruf zur Mittagsrast ertönte. Niall und Paddy fanden einen Schattenplatz unter den Bäumen und verschlangen die Kartoffelsuppe und die dicke Scheibe Brot, die sie aus der Feldküche geholt hatten.
    »Nicht halb so gut wie die Suppe meiner Mama«, seufzte Niall. Trotzdem wischte er die Schale mit dem Brot aus, labte sich an dem Geschmack und kaute langsam, um möglichst lange etwas davon zu haben.
    Paddy warf sich auf den Rücken, bettete den Kopf auf seine Arme und schaute durch das Laub in den Himmel. »Jetzt sieh dir nur die Farbe an! Kaum zu glauben, dass das derselbe Himmel ist, den wir zu Hause haben.«
    Niall schluckte den letzten Krümel, stellte die Schale beiseite und legte sich neben seinen Freund auf den Boden. »Er ist ja ganz schön blau«, stimmte er zu, »aber ich gäbe alles dafür, den grauen Himmel der Heimat über mir und den Geruch eines Torffeuers in der Nase zu haben statt den von diesen Eukalyptusbäumen.«
    Paddy schloss die Augen. »Das wollen wir alle«, sagte er wehmütig.
    »Wie lange bist du schon hier drüben, Paddy?«
    »Zu lange. Vier verfluchte Jahre zu lange. Und was ist mit dir?«
    »Nächsten Monat wird es ein Jahr.«
    »Wie lange hast du bekommen?«
    »Noch sieben weitere.« Seine Augen füllten sich mit Tränen, die er wütend wegblinzelte.
    »Das ist eine furchtbar lange Zeit.« Paddy widmete sich wieder der genauen Betrachtung des Himmels. »Was hast du

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