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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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Eloise, so bring ihn doch zur Ruhe.« Sie hob Charles auf die Arme, ohne auf den Sabber an ihrem Hals zu achten. »Schaff ihn hier raus«, knurrte er. »Von dem Gekreisch bekomme ich Kopfschmerzen.«
    »Er ist noch klein«, protestierte sie. »Du kannst nicht von ihm erwarten, die ganze Zeit still zu sein.«
    »Er ist vierzehn Monate, Eloise.« Er trank einen großen Schluck Rum und knallte das Glas auf den Tisch. »Wir wollen nur hoffen, dass der Nächste nicht so schwächlich ist.«
    »Charles ist nicht schwächlich«, protestierte sie.
    »Sieh ihn dir doch an!«, brüllte Edward über das Geheul seines Sohnes hinweg. »Sogar ein Hühnerbein hat mehr Muskeln. Kein Wunder, dass er nicht laufen kann.«
    Eloise war auf dem Weg zur Tür.
    »Ich schlage vor, du sagst der Köchin, sie soll ihm Porridge und Kartoffeln geben statt dem Papp, mit dem du ihn fütterst. Und wenn der Nächste auch nur im Entferntesten wie Charles ist, kannst du ihn allein aufziehen.«
    Er hob eine Augenbraue, als sie die Tür hinter sich zuschlug. Dann grinste er. Eloise hatte noch einen Rest Feuer in sich – aber es war ein Jammer, dass er sich nur zeigte, wenn sie glaubte, ihre Brut verteidigen zu müssen. Edward schenkte sich nach, trank das Glas in einem Zug leer und ging hinaus zu den Ställen. Er hatte genug davon, den pflichtgetreuen Ehemann und Vater zu spielen. Jetzt würde er eben allein am Strand entlangreiten und sich dann in die Stadt aufmachen.
    Mission in Parramatta, Weihnachten 1798
    Vom Gesang angezogen, kroch Mandarg näher an das eigenartige Gebäude heran und hockte sich neben den Eingang. Er hielt seinen Speer wurfbereit und beobachtete wachsam die Versammlung schwarzer Männer und Frauen und weißer Soldaten. Sie hatten ihn nicht bemerkt.
    Sein Blick wanderte an den bunten Bildern an der Wand entlang und blieb an einem glänzenden Gegenstand hängen, der auf dem Tisch an der Stirnseite stand. Er erinnerte ihn an das Ding, das er im Missionshaus in Banks Town gefunden hatte. Bei näherem Hinsehen stellte er fest, dass es dasselbe war. Wie war es hierher gelangt? Er und der andere Krieger hatten es zurückgelassen.
    Er lenkte seine Aufmerksamkeit auf den weißen Mann, der an dem Tisch stand und redete. Er sah merkwürdig aus in seinem langen weißen Gewand, doch seine Stimme war angenehm anzuhören, und Mandarg versuchte zu verstehen, was er sagte. Kurz darauf gab er es jedoch auf und trottete zu einer schönen sonnigen Stelle an den großen Steinen, die auf dem Boden verstreut lagen. Es waren keine Traumsteine, also durfte man sich wohl daran anlehnen.
    Von der Hitze schläfrig geworden, ließ er sich nieder. Die Überreste seines Stammes lebten auf der anderen Seite der Berge, irgendetwas aber hatte ihn an diesen Ort zurückgezogen, an dem die Aale laichten. Er lag jenseits seiner Stammesgrenzen, doch nachdem der weiße Mann gekommen war, spielten diese anscheinend keine Rolle mehr, und hier konnte man gut jagen.
    Mandarg war eingenickt. Im Schlaf glaubte er Lowitjas Stimme zu hören, die ihm ihre Warnung zuflüsterte und ihm vorhielt, was sie in den Heiligen Steinen gesehen hatte. Er brummte und schüttelte den Kopf, um die Stimme zum Schweigen zu bringen, die ihn seit dem Überfall auf die Wiradjuric verfolgte. Er hatte die weiße Frau nicht angerührt, hatte nicht an dem Gemetzel teilgenommen – warum also war Lowitja darauf aus, ihn zu quälen?
    »Frohe Weihnachten, Bruder«, sagte eine fröhliche Stimme.
    Mandarg sprang auf und hob den Speer.
    »Ich bin nicht dein Feind«, fuhr der Mann fort.
    »Du bist ein weißer Mann«, knurrte Mandarg in seiner Sprache. »Der Schwarze ist dein Feind.«
    »Ich heiße John Pritchard«, sagte der Mann, den es anscheinend nicht weiter störte, dass Mandargs Speer auf sein Herz zielte. »Ich bin der Garnisonspfarrer und leite die Mission hier. Wie heißt du?«
    Mandarg riss die Augen weit auf und trat einen Schritt zurück. Der weiße Mann redete ihn in seiner Eingeborenensprache an. »Ich bin Mandarg«, murmelte er vor sich hin. »Wie kommt es, dass ein weißer Mann unsere Sprache spricht?«
    »Nach dem Willen Gottes habe ich die Gabe, viele Sprachen zu lernen«, erwiderte Prichard.
    Mandarg runzelte die Stirn. »Wer ist dieser Gott? Ist er ein Heiliger Traumgeist, der dir diese Gabe schenkt?«
    John Pritchard lächelte. »Kein Geist aus eurer Traumwelt, mein Freund, aber der Schöpfer allen Lebens.«
    Mandarg war verwirrt. Wie konnte ein weißer Mann etwas vom Großen

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