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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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andere Ende des Schuppens ging, wo Billy gemeinsam mit Jack die schwere Wollpresse bediente. Sie sah, wie sie sich zu ihr beugten, um ihr zuzuhören, und damit ihre Anerkennung zum Ausdruck brachten, weil sie den Schuppen gut führte. Es gibt keinen Zweifel, dachte Nell, Alice ist ein Gewinn für Moonrakers. Doch das würde sie ihr natürlich niemals sagen.
    Sie hatten fünf Scherer eingestellt, die ihnen bei dieser Schur zum Ende des Winters helfen sollten. Die Männer arbeiteten mit sparsamen Bewegungen, die von langjähriger Erfahrung zeugten. Die Schafe wurden von den Aborigine-Jungen über die Rampen in die Verschläge getrieben und warteten dort, bis Daisy das Tor öffnete und sie jeweils zu zweit in die kleineren Umzäunungen ließ. Ein Scherer packte sich ein Tier, schleppte es an seinen Posten, warf es auf den Rücken und setzte zum ersten Zug mit der Schere an.
    Gladys trottete mit einem Wassereimer und einem Zinnbecher auf und ab, damit niemand Durst leiden musste, und Pearl saß mit ihrem Mann und dessen Brüdern draußen am Feuer, um auf den großen Kessel mit Pech zu achten. Ihr jüngster Sohn war der Teerjunge und wartete mit seinem Eimer und einer dicken Bürste darauf, die von unachtsamen Scherern hinterlassenen Wunden mit Teer zu bestreichen.
    Alice war an den Sortiertisch zurückgekehrt und breitete fachmännisch die Wolle aus, bevor sie sie auf verschiedene Stapel sortierte. Billy und Jack schwitzten an der Presse, während Walter und seine Schwestern die schmutzige Wolle und den Schafskot wegfegten. Trotz der Hitze, der allgegenwärtigen Fliegen und des Schweißgeruchs war es eine spannende Szene: Die Schur war der Höhepunkt ihrer jährlichen Arbeit.
    Nell trank einen Schluck aus dem Wasserbecher, den der kleine Eingeborenenjunge ihr hinhielt. Er war ein pausbackiger kleiner Kerl, der gern Unfug trieb. Sie wischte sich den Mund am Ärmel ab. »Ich dachte, deine Mutter sollte das machen, Bindi?«
    »Sie schläft. Bindi bringt besser Wasser«, sagte er und grinste sie an.
    Er lief durch den Schuppen zu einem Scherer, der nach Wasser verlangte. Der Mann zerzauste dem Jungen das Haar und gab den Becher zurück.
    »Er ist ein guter Junge«, sagte Billy, der neben sie getreten war. »Wie die anderen auch«, fügte er hinzu, als zwei andere angeranntkamen, um die geschnittene Wolle zu Alice zur Bewertung zu bringen.
    »Auf jeden Fall sind sie anscheinend arbeitswilliger als ihre Eltern«, sagte Nell und gähnte herzhaft. »Pearl hat sich den ganzen Tag noch nicht vom Feuer wegbewegt, und die Männer geben sich offenbar damit zufrieden, dazusitzen und nichts zu tun.«
    »Ich schätze, Bindis Generation wird erkennen, dass wir Zugezogenen keine Bedrohung darstellen. Solange wir die Unterschiede zwischen uns respektieren, werden wir schon zurechtkommen.« Er legte einen Arm um ihre Taille und drückte sie kurz an sich. »Wie läuft es bei dir?«
    »Habe mein Tagewerk fast fertig«, antwortete sie. »Und du?«
    Billy zwinkerte ihr zu und lächelte schelmisch. »Oh, ich stecke noch voller Energie«, sagte er.
    Kichernd stieß Nell ihm in die Rippen. »Hau ab, Billy Penhalligan, ich habe zu arbeiten.« Bei dem Gedanken an die kommende Nacht flammte ein Glücksgefühl in ihr auf. Bei Billy wurden ihr noch immer die Knie weich. Die Aussicht auf das Liebesspiel gab auch ihr wieder neue Kraft, und sie wandte sich ihrer Aufgabe zu.
    Alice behielt Jack im Auge, während sie die letzte Wolle sortierte. Sie waren alle schon vor dem Morgengrauen aufgestanden, und bei ihm machte sich Erschöpfung bemerkbar. Sie sah es an den Falten in seinem Gesicht und an der Art, wie seine Schultern einsackten, während er versuchte, die verletzte Hüfte und das Knie zu entlasten. Dennoch schien er entschlossen, weiterzumachen, und sie würde ihn bestimmt nicht überreden, sich von jemandem ablösen zu lassen.
    Alice trat von ihrem Arbeitstisch zurück. Die Eingeborenenjungen sammelten die Wollbündel ein und trugen sie zur Presse. Ihnen gefiel die Schurzeit: Sie bedeutete zusätzliche Nahrung und Tee sowie Tabak für ihre Eltern – und wenn das letzte Schaf überdie Rampe hinunter ins Tauchbad gegangen war, würde ein Fest gefeiert. Alice freute sich darauf. Die Aborigines würden auf ihren Didgeridoos und Takthölzern spielen und zum Sternenzelt emporsingen, wie sie es wohl von alters her gemacht hatten. Es war ein unheimlicher Klang, doch nachdem sie sich erst einmal daran gewöhnt hatte, fand sie, dass er etwas in ihr anrührte

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