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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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die Stelle hier angenommen. Für einen Bischof der anglikanischen Kirche ist er viel zu radikal.«
    »Warum hat man überhaupt weibliche Sträflinge hierher gebracht, wenn wir ihnen nicht nahe kommen dürfen?«, fragte Neddy Perrott.
    »Der Gouverneur will, dass möglichst viele Ehen geschlossen werden, um Reverend Johnson zufrieden zu stellen«, antwortete Richard. »Außerdem soll es wohl so aussehen, als liege der Segen Gottes auf dem Unternehmen. Unzucht unter den Schäfchen schmeckt zu sehr nach Teufelswerk.«
    »Ich werde meine Mary trotzdem nicht so schnell heiraten«, meinte Bill. »Ich habe nicht schon wieder Lust auf ein Gefängnis.«
    Bills Kameraden waren da zum Teil anderer Meinung, und zur Freude des Kaplans ließen sich vom folgenden Sonntag an immer mehr Sträflingspaare trauen.
     
    Die Sträflinge erhielten nun wöchentliche Verpflegungsrationen. Es fiel ihnen schwer, sich zu beherrschen und nicht alles innerhalb von zwei Tagen hinunterzuschlingen. Die Rationen waren klein, obwohl die Sträflinge jetzt arbeiteten! Dank Leutnant Furser hatten sie wenigstens brauchbare Kessel und Töpfe.
    Richard und seine Männer hatten die Hütte fertig gestellt. Die Wände bestanden sogar aus einer doppelten Lage senkrechter und waagrechter Schösslinge. In das Dach hatten sie schmale Leisten zur Abstützung der dicht miteinander verflochtenen Palmwedel eingefügt.
So blieb es auch bei starkem Regen in der Hütte trocken. Um auch die Wände gegen den Wind abzudichten, bedeckten die Sträflinge sie außen noch mit Palmwedeln. Die Hütte hatte keine Fenster und nur eine Tür gegenüber dem Sandsteinfelsen. Trotz ihrer Kargheit war sie eindeutig besser als das Gefängnis auf der Alexander . Statt nach einer ekelhaften Mischung aus Teeröl und Fäulnis roch es nach frischem Harz, und auf dem Boden lag ein Teppich aus Laub. Außerdem mussten die Sträflinge hier keine Fußfesseln tragen und wurden kaum überwacht. Die Soldaten hatten genug damit zu tun, die notorischen Unruhestifter zu beaufsichtigen. Wer keine Schwierigkeiten machte, blieb deshalb - von regelmäßigen Anwesenheitskontrollen am Arbeitsplatz abgesehen - sich selbst überlassen.
    Richards Arbeitsplatz war eine kleine offene Holzhütte in der Nähe der Sägegruben, die hinter den Zelten der Soldaten ausgehoben wurden. Das Graben gestaltete sich sehr schwierig, da man in sechs Zoll Tiefe auf Felsen stieß und nur noch mit Spitzhacken und den Stein sprengenden Keilen weiterkam.
    Die Sägen waren noch nicht aufgetaucht. Das Entladen der Schiffe war ein furchtbar langwieriger Prozess. Doch Äxte und Beile sammelten sich schneller an, als Richard sie schärfen konnte.
    »Ich könnte Hilfe gebrauchen, Sir«, sagte er schon am ersten Arbeitstag zu Major Ross. »Geben Sie mir zwei Männer, dann habe ich, sobald man sich um die Sägen kümmern muss, noch einen Mann für die Äxte und Beile zur Verfügung.«
    »Einverstanden. Aber warum gleich zwei Männer?«
    »Es gibt schon jetzt Streit, wem die Werkzeuge gehören, und ich habe keine Möglichkeit, Listen zu führen. Besser als eine Liste wäre ein des Schreibens kundiger Mitarbeiter, der den Namen des jeweiligen Besitzers in die Griffe der Äxte und Beile schnitzt. Wenn die Sägen kommen, könnte er mit ihnen genauso verfahren. Letzten Endes würden wir dadurch Zeit sparen, Sir.«
    Major Ross’ kalte, helle Augen funkelten, doch sein Mund blieb ernst. »Sie sind wirklich ein kluger Kopf, Morgan. Vermutlich wissen Sie schon, wen Sie wollen?«
    »Ja, Sir. Zwei Männer aus meiner Gruppe. Connelly für die Beschriftung und Edmunds für das Schärfen der Werkzeuge.«

    »Ihre Werkzeugkiste ist noch nicht aufgetaucht.«
    »Das ist wirklich schade.« Richard seufzte. »Es waren so hervorragende Geräte dabei.«
    »Kopf hoch, die Suche geht weiter.«
     
    Das Land war von verschiedenen Rattenarten und Millionen von Ameisen, Käfern, Tausendfüßlern, Spinnen und anderen schrecklichen Insekten bevölkert, ansonsten schienen am Boden lebende Tiere rar. Am Himmel und in den Bäumen dagegen tummelten sich tausende von Vögeln in zum Teil prächtigen Farben. Es gab unvorstellbar viele Papageienarten: große weiße mit auffälligen schwefelgelben Hauben, graue mit dunkelrotem Brustgefieder, schwarze, die in allen Regenbogenfarben schimmerten, winzige gelb-grün gesprenkelte, rot-blaue, grüne und dutzende mehr. Ein großer brauner Eisvogel tötete Schlangen, indem er ihnen an einem Ast das Genick brach. Dabei ließ er ein

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