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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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saß zusammen mit Oberleutnant James Meredith im Schatten eines Vorzelts vor Merediths Unterkunft.
Beide tranken Tee aus feinen Porzellantassen. Als sie den Major bemerkten, standen sie auf. Die Art, wie sie das taten, ließ erkennen, dass sie nicht viel von ihrem bärbeißigen Kommandanten hielten. Alle wussten das, auch die Sträflinge. Die Offiziere tranken viel Rum und Portwein und lagen ständig untereinander im Streit und lehnten sich auch gegen Ross auf. Der jedoch hatte, wenn es darauf ankam, seine Anhänger.
    »Sind die Sägegruben im Bau?«, fragte der Major mit frostiger Stimme.
    Meredith wies in eine Richtung hinter ihm. »Ja, Sir.«
    »Wann haben Sie sie zum letzten Mal inspiziert, Leutnant Meredith?«
    »Ich wollte es gerade tun. Sobald ich mein Frühstück beendet habe.«
    »Mehr Rum als Tee, wie ich sehe. Sie trinken zu viel, Leutnant Meredith, und suchen Streit. Nicht mit mir!«
    Shairp war verschwunden. Jetzt kehrte er mit MacGregor auf dem Arm zurück. »Hier, Morgan, nehmen Sie. Einer Ihrer Leute soll ihn gewonnen haben.« Er kicherte. »Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern.«
    Richard wäre am liebsten im Erdboden versunken. Er nahm Shairp den jungen Hund ab und folgte Major Ross zu den Steinen im Fluss.
    »Wollen Sie das Tier in die Intendantur mitnehmen?«
    »Nicht, wenn ich einen meiner Männer sehe, Sir. Unser Lager liegt auf dem Weg«, antwortete Richard mit einer Ruhe, die er nicht empfand. Offenbar war er immer zur Stelle, wenn der Major andere Leute zusammenstauchte.
    »Na, dann gehen Sie mal voraus, Morgan.«
    Richard ging voraus, unter dem Arm den sich windenden MacGregor.
    »Ratten gibt es hier genug, die kann er fressen«, sagte Major Ross, als sie die etwa zwölf zwischen den Bäumen verstreuten Hütten erreichten. »So viele wie in London.«
    Richard hielt dem verblüfften Johnny Cross MacGregor hin. »Gib ihn Joey Long.« An Ross gewandt, fuhr er fort: »Wie Sie
sehen, haben wir einen recht stabilen Rahmen errichten können. Leider geht die Arbeit ohne geeignete Werkzeuge und Materialien nur im Schneckentempo voran.«
    Ross sah sich ausführlich um. »Ich wusste gar nicht, dass die Engländer so geschickt sind«, brummte er. »Sobald ihr hier fertig seid, baut ihr ein zweites Lager zwischen eurem Lager und der Farm des Gouverneurs, die gerade angelegt wird. Ohne frisches Gemüse krepieren wir alle an Skorbut. Drüben auf der Westseite gibt es zu viele Frauen. Ich werde sie aufteilen und einige von ihnen hierher schicken. Aber Finger weg von ihnen, verstanden, Morgan?«
    »Verstanden, Sir.«
    Anschließend gingen sie zur Intendantur, wo noch immer ein Chaos herrschte. Pferde, Rinder und andere Farmtiere waren durchgegangen und mussten in eiligst errichtete Pferche aus aufeinander geschichteten Zweigen gesperrt werden. Die Tiere sahen genauso elend aus wie die Sträflinge.
    Der Vizegouverneur betrat das große Zelt. »Furser«, brüllte er, »Sie gottverdammter Ire, was soll dieses Durcheinander? Was wollen Sie denn mit den Tieren machen, wenn Sie sie nicht weiden lassen? Sie alle aufessen? Wir haben kein Getreide mehr für sie und nur noch sehr wenig Heu. Haben Sie denn gar keinen Verstand im Kopf? Die Zimmerleute sollen Pferche für die Tiere bauen, aber sofort! Suchen Sie jemand, der sich mit Weideland gut auskennt, und lassen Sie die Pferche an der von ihm empfohlenen Stelle errichten. Die Rinder müssen gehütet und den Pferden müssen Fußfesseln angelegt werden. Gnade Ihnen Gott, Furser, wenn die Tiere ausbrechen! Jetzt zu etwas anderem. Wo sind die Listen, auf denen steht, welche Ausrüstungsgegenstände auf welchem Schiff waren und wo sie jetzt sind?«
    Leutnant Furser konnte weder Listen vorweisen noch kannte er den Aufbewahrungsort der entsprechenden Gegenstände. Bisher gab es nur die provisorisch aus Segeltuch errichteten Lager.
    »Ich dachte, ich sollte erst dann Listen führen, wenn die Sachen dauerhaft gelagert werden, Sir«, stammelte er.
    »Herrgott noch mal, Furser, Sie sind ein Idiot!«
    Der Quartiermeister schluckte, dann reckte er trotzig das Kinn
vor. »Mit den Männern, die ich zur Verfügung habe, ist das alles nicht zu schaffen, Major Ross.«
    »Dann setzen Sie eben mehr Sträflinge ein. Morgan, können Sie mir sagen, wer dafür geeignet wäre? Sie kennen Ihre Mithäftlinge doch.«
    »Ja, Sir. Da wären zunächst einmal Thomas Crowder und Aaron Davis. Sie kommen beide aus Bristol und machen gerne Schreibarbeit. Sie haben es faustdick hinter den

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